Beverly
„Felicity?", fragte ich, als ich meine Sprache wieder fand. Sie war eine wunderschöne, junge Frau, die geringe Ähnlichkeit mit Iona hatte. Die schwarzen Haare und das süffisante Grinsen waren unverkennbar.
„Entschuldige, bitte, das Bild, das du von mir hattest", meinte sie und bewegte sich elegant um den Tisch herum. „Ich habe mir unabsichtlich ein paar Jahre zu viel von jemandem genommen und war plötzlich in dem Körper eines kleinen Mädchens gefangen. Ich musste erst jemanden finden, an den ich die Jahre wieder abtreten konnte." Sie blieb neben mir stehen und lächelte verschlagen. „Aber es war ein Vorteil, wie sich herausstellte. Ich habe dein Vertrauen gewonnen."
„Ich..." Für einen Augenblick schloss ich die Augen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. „Ich dachte, du wärst meine Schwester. Felicity." Arthur hatte nichts von einer Felicity gewusst, wir hatten alle angenommen, dass sie sich den Namen ausgedacht hatte. Aber damit hatte ich nicht gerechnet.
Sie legte den Kopf schräg. „Ich bin deine Schwester. Deine Halbschwester, um genau zu sein, aber ich habe nie gelogen. Felicity ist nur der Name, den ich verwende, wenn ich mich unter Menschen bewege. Er ist in diesem Zeitalter ein bisschen geläufiger, als mein richtiger Name."
Ihr richtiger Name. „Odilia."
„Odilia", nickte sie bestätigend.
„Oh..." Mehr brachte ich nicht zustande. Auch nicht, als ich meinen Blick zwischen ihr und Connor -oder sollte ich sagen: Cillian?!- hin und her schweifen ließ. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von den beiden weit weniger bedroht, als ich hätte sollen. Das lag vielleicht an unserer kleinen Vorgeschichte und daran, dass sie mir geholfen hatten, aus Modoc zu fliehen.
„Ich bin sicher, du hast von mir gehört", holte sie aus und seufzte dramatisch. „Sie haben dir die Geschichte bestimmt erzählt."
„Haben sie."
„Gut." Sie nickte. „Das ist gut. Aber weißt du... Eine Geschichte hat niemals nur eine Seite."
Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Und du willst... mir deine Seite berichten?" Mein Blick glitt zu Connor, den ich einfach nicht mit dem bösen Phönix-Hexer in Verbindung bringen konnte. Es widersprach einfach allem, was ich mit den beiden erlebt und von meinen Geschwistern gehört hatte.
Er sah mich einfach nur an. Mir fiel auf, dass er sich seit unserem letzten Treffen in Modoc kein Bisschen verändert hatte. Die dunklen Augen, die braunen Haare, das kantige Gesicht. Das sollte der irre Zauberer sein, der mich umbringen wollte? Das brachte ich einfach nicht auf die Reihe. Er hatte keine schräge Frisur, auch keine riesige Narbe, die ihn gekennzeichnet hätte. Er sah... völlig normal aus.
Anscheinend sind es wirklich immer die Unscheinbaren.
„Es sei denn, du bist an der wahren Geschichte nicht interessiert", unterbrach Felicity meine Gedanken.
„Die wahre Geschichte?" Ich war mir nicht sicher, ob ich dieser Frau auch nur ein Wort glauben würde.
„Ich kann auch wieder gehen, aber dann wird dieser Krieg niemals enden."
„Wovon redest du?"
Sie blieb hinter Connor stehen und sah mir in die Augen. „Begreifst du es immer noch nicht? Du bist... wie eine essenzielle Variable, ohne die die Gleichung nicht aufgehen wird. Du bist das Verbindungsglied zwischen ihnen..." Sie sah zu Connor. Cillian. „Und uns."
Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Warum?"
„Die Liste an Gründen ist lang. Aber beginnen wir doch damit, dass du auf keiner Seite stehst, weil du den Krieg nie selbst erlebt hast."
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Wicked Game (Band 3)
Paranormal„Wenn wir uns unser Leben aussuchen könnten, wären wir auch nicht glücklicher." *** Einen Zauberspruch schreiben, der einen Zauberer mit Phönixblut in den Adern töten kann. Nichts leichter als das, wenn man eine ausgebildete Hexe mit Jahrhunderte la...