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Aidan

Ich wachte auf, weil ich spürte, dass Beverly neben mir lag. Vielleicht wäre ich bei ihrem Anblick vor Freude durchgedreht, denn sie war wach und lag verdammt noch mal neben mir. Ich hätte mich im Himmel auf Erden befunden, wenn sich nicht zwei kleine Tränenpfade über ihren Wangen erstreckt hätten.

Als sie bemerkte, dass ich wach war, schniefte sie und weitere Tränen tropften von ihrer Nase auf die Kissen, als würde mein Anblick sie zutiefst verletzen.

„Hey", murmelte ich sanft, legte meinen Arm um sie und zog sie zu mir. Sie atmete zitternd auf und vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. „Was ist los?"

„Ich weiß nicht, ich... Ich will einfach nicht mehr... diese ganze Sache mit Cillian zerstört alles, was mir wichtig ist." Ihre Schultern zuckten heftig, als sie ungehemmt zu weinen begann, während ich versuchte, die Worte richtig zu verstehen. „Ich hab mit dir Schluss gemacht und... und Brikeena beschuldige ich und... und Trish will nicht mehr mit mir befreundet sein und... Addie und Trev sind vielleicht auch in Gefahr, obwohl sie nur in Ruhe ihr Leben leben wollen und..." Mehr brachte sie nicht mehr zu Stande. Da ich mir nicht ganz sicher war, wovon genau sie redete, und was genau sie dazu bewegt hatte, sich heulend in meinem Bett zusammenzurollen (wogegen ich selbstverständlich nichts einzuwenden hatte) ließ ich sie einfach ein bisschen weinen und ihre Gedanken sortieren. Nach einiger Zeit hatte ich sogar das Gefühl, dass sie genau in diesem Augenblick zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr so richtig durchatmen konnte. Dass sie hier bei mir zur Ruhe kommen konnte. Zumindest fühlte es sich so an, denn ihre Atmung beruhigte sich und die Tränen versiegten.

Wir redeten bestimmt eine knappe Stunde kein Wort. Wir lagen einfach nur in meinem Bett. Ich streichelte ihren Rücken und kraulte ihren Kopf, weil ich wusste, wie sehr ihr das gefiel. Ihre Finger strichen über meine Brust und meine Arme. Aber wir redeten kein Wort.

Auch dann nicht, als Beverly ihre Hände unter mein Shirt gleiten ließ und sich auf mich rollte und zu küssen begann, obwohl ich spätestens an dieser Stelle etwas hätte sagen sollen. Ich wollte sie sanft von mir drücken, weil jetzt absolut nicht der richtige Zeitpunkt war, um rumzumachen, aber meine Arme gehorchten nicht so recht und zogen Beverly stattdessen noch ein wenig näher an mich heran.

Das ist falsch, das ist total falsch, ihr seid nicht mehr zusammen.

Trotzdem glitten meine Finger in ihre Haare und ihre Zunge in meinen Mund.

Ich musste aufhören. Wir mussten jetzt damit aufhören, bevor ich erst auf ihr, dann in ihr landen und mich letztendlich scheiße fühlen würde, weil Chase recht behalten würde.

Und genau das tat er, als ich mich knappe fünfzehn Minuten später schwitzend und schweratmend von Beverly löste.

Idiot.

Warum hatte ich nur so wenig Selbstbeherrschung, wenn sie in meiner Nähe war? Das fand ich unfair. Aber dann fiel mir ein, dass wir vermutlich gar nicht miteinander geschlafen hätten, wenn sie nicht angefangen hätte, mich zu küssen. Also war es eigentlich nicht meine Schuld. Ich hatte ihr einen Gefallen tun wollen, jawohl.

Nicht die beste Ausrede, aber ich konnte damit leben.

„Du siehst unzufrieden aus", bemerkte sie, strich mir die zu langen Haarsträhnen aus der Stirn und blinzelte mich aus ihren braunen Augen unsicher an. „Hat es dir nicht gefallen?"

„Doch natürlich." Ich seufzte, rollte mich von ihr herunter und legte mich neben ihr auf den Rücken. Sie stützte sich auf den Ellenbogen und sah auf mich herab.

„Was ist es dann?"

Nachdenklich betrachtete ich sie. Würde sie es in den falschen Hals bekommen, würde ich ihr die Wahrheit sagen? Aber was war die Wahrheit? Dass ich keinen Sex mit ihr wollte? Das wäre eine fette Lüge gewesen.

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt