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Beverly

Es dauerte keine zwei Stunden, bis Chase davon erfuhr und sich mächtig aufregte, als ob ich mir nicht bereits genügend Selbstvorwürfe machte. Ich saß still auf der Couch und ließ seinen Ärger über mich ergehen, bis Trish dazu stieß, die ihn dank ihrem dämonischen Supergehör wahrgenommen hatte, und ihm sagte, dass er gefälligst aufhören sollte, mich dafür verantwortlich zu machen, dass Corona sie beinahe umgebracht hatte. Er schrie zurück, dass Trish ihre Sachen packen und so schnell wie möglich wieder nach Fresno fliegen sollte, aber sie weigerte sich strikt, mich in diesem Affenzirkus alleine zu lassen. Ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich oder verärgert sein sollte. Eine so loyale Freundin hatte ich gar nicht verdient. Ich an ihrer Stelle hätte vermutlich längst meinen Koffer gepackt und wäre geflüchtet.

Im Grunde genommen hatte Chase absolut recht. Mit allem. Er durfte wütend auf mich sein. Ich hatte es von Anfang an vergeigt. Ich hätte mich -wie Chase es mir geraten hatte- von Aidan und Trish fernhalten sollen. Hätte ich die beiden in Ruhe gelassen, dann wären sie jetzt nicht in Gefahr gewesen. Dann wäre Trish heute nicht beinahe erstickt. Schon klar, es war Trish's Wahl gewesen, mit mir hier herzukommen, aber ich hatte ihr diese Wahl überhaupt erst möglich gemacht.

Anscheinend war ich wirklich ein dummes, unvorsichtiges Kind, das glaubte, ohne Eltern zurecht zu kommen. Ich war mir nur nicht sicher, wohin mich diese Erkenntnis letztendlich führen würde. Denn es war zu spät, meine Freunde zu schützen und nach Hause zu schicken. Corona hätte sie nie gehen lassen. Und selbst wenn -ich war mir absolut sicher, dass sie sie gefunden hätte.

Irgendwann hatte Chase sich beruhigt, und während Trish der sanfte Ruhepol war und mich aufmunternd vom Boden aus anlächelte, starrte Chase mich böse an.

Ich versuchte herauszufinden, was ich denn nun machen sollte. Eines war klar. Ich musste schnell lernen, wie das mit dem Zaubern funktionierte, bevor noch jemand ein lebenswichtiges Organ verlieren würde. Nur waren weder Corona, noch Arthur, noch Finley die Lehrer, von denen ich gerne oder gut gelernt hätte. Arlen war offensichtlich selbst nicht der beste Zauberer. Erin, Canna und Davina kannte ich kaum.

Also blieb mir...

„Warum soll ich mit ihr reden?", fragte Trish beleidigt, sobald ich ihr eröffnet hatte, dass ich mir von Brikeena das Zaubern beibringen lassen wollte. Es war die offensichtlichste Lösung. Sie würde meine Nachhilfelehrerin sein, wenn man so will. Das Schicksal hatte sie uns heute auf dem Silbertablett serviert, warum nicht davon ein zweites Mal profitieren? Aber um sie zu überreden brauchte ich Trish, denn ich war mir sicher, dass sie mein Ass im Ärmel war, wenn es um Brikeena ging.

„Muss ich dir das buchstabieren?", gab ich zurück.

„Okay, dann sind wir ab jetzt nicht mehr beste Freundin und beste Freundin, sondern Hure und Zuhälterin?" Jetzt war sie nicht mehr einfühlsam, sondern schlicht und ergreifend bockig.

Ich verdrehte die Augen. „Ich bitte dich doch nicht darum, mit ihr zu schlafen, mein Gott!"

„Nein, aber sie wird es vielleicht tun!" Ihre Stimme überschlug sich fast und der mürrische Chase stieß einen amüsierten Laut aus.

„Wenn das passiert, darf ich mich im Schrank verstecken und durch einen Spalt zusehen?", grinste er und fing sich einen wütenden Blick von Trish ein.

„Die Frau hat dir das Leben gerettet", erinnerte ich und der böse Blick schnellte zu mir. „Außerdem komm ich doch auch mit. Du überlässt mir das reden. Und ich verkaufe dich schon nicht als-" Ich brach ab, weil alles, was meinen Mund verlassen hätte, äußerst schmutzig und unangebracht gewesen wäre. „Alles was du tun musst, ist daneben stehen und hübsch aussehen."

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt