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Aidan

Wir hatten angenommen, dass Addie im Wagen warten würde, also hatten Chase, Trish, Trev und ich uns möglichst schnell nach Addie's Abgang verabschiedet. Sita hatte uns noch einmal kurz vor dem Aufzug abgefangen und uns gesagt, dass wir Addie ausrichten sollten, wie leid es ihr tat, dass der Abend so miserabel gelaufen war. Bestimmt fühlte sie sich schlecht, weil sie Addie überredet hatte, unsere Mutter doch auch einzuladen.

Während Chase sich darüber beklagte, dass wir vor dem Nachtisch gehen mussten, warf Trish aufgebracht mit Worten um sich, die ich sie noch nie hatte sagen hören. Sie fluchte selten, aber plötzlich schien sie auf Chase' Vokabular zuzugreifen, was in mir die Vermutung freisetzte, dass sie an ihre eigene Mutter denken musste. Ich werde all die Schimpfwörter nicht wiederholen, sonst müsste ich um die zwanzig Mäuse in die Fluchdose stecken.

„Wie kann sie nur?!", fragte sie schließlich aufgebracht, während wir durch den Empfangsbereich im Erdgeschoss nach draußen gingen. Sie war so wütend, dass ihre Absätze noch lauter klackten als sonst. „Wie kann man zu seiner eigenen Tochter so abgrundtief böse sein? Für solche Menschen gibt es hoffentlich einen besonderen Platz in der Hölle!"

„Natürlich, sie ist schließlich der Teufel", entgegnete ich, aber Trish reagierte nicht.

„Wie kann sie so mit Addie umgehen? Wie kann sie ihr so emotionslos gegenübersitzen und ihr Schlangengift verspritzen?! Auf jemanden wie Addie! Wie? Wie geht das? Wie kann man nur so gemein sein?"

Laue Luft schlug uns entgegen, als wir aus der Drehtüre ins Freie traten. Es war bereits dunkel und die Laternen erhellten die Straße.

„Wo ist Addie?", fragte Trev, als er sie nicht an seinem Auto stehen sah. Wir sahen uns um.

„Sie hat wahrscheinlich ein Taxi genommen", vermutete Chase. „Du denkst doch nicht, dass sie auch nur eine Sekunde länger hier sein wollte?"

„Dann fahre ich schnell nach Hause. Kommt ihr mit?", fragte er an Chase und Trish gewandt. Chase deutete auf seinen Wagen.

„Muss tanken. Aber wir können nachkommen."

„Wäre gut", nickte ich. „Wenn Addie an den Punkt kommt, an dem sie sauer wird, werden uns irgendwann die beruhigenden Worte ausgehen."

„Wir beeilen uns", versicherte Trish. „Passt nur auf, dass sie solange nichts Dummes macht." Das war leichter gesagt als getan, wenn man sich Addie's Vergangenheit und die bestehenden Muster genauer ansah.

Während Trev und ich nach Hause fuhren, redeten wir lange Zeit nichts. Bis er an einer Kreuzung anhalten musste, und nur krampfhaft auf die rote Ampel starren konnte, wollte ich das Schweigen brechen.

„Du hast sie gefragt", sagte ich und betrachtete ihn. „Du hast sie wirklich gefragt, ob sie dich heiratet."

Er nickte, als könne er es selbst nicht ganz glauben und umfasste das Lenkrad mit beiden Händen. „Ich weiß."

„Und du bist dir sicher?"

„Ich bin mir sicher, dass ich mir noch nie im Leben so unsicher gewesen bin", erwiderte er und schüttelte den Kopf. „Das war dumm. War das dumm?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn du sie nicht wirklich heiraten willst, steckst du jetzt in der Scheiße, so viel steht fest."

„Das ist ja das Problem." Die Ampel schaltete grün und er fuhr los. „Ich will sie heiraten. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es das Richtige war, sie zu fragen."

Trev war vorbelastet durch die Ehe seiner Eltern, das verstand ich. Es war klar, dass ihn das alles verwirrte, und er sich scheiße fühlte, weil der Abend so furchtbar verlaufen war. Und um ehrlich zu sein hatte ich mir die beiden nie vor dem Altar vorstellen können, einfach aus dem Grund, dass Trev nie hatte heiraten wollen.

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt