Canadiens

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Mary Lous Sicht

"Einen Caramel Macchiato bitte" freundlich lächelte ich die Kasiererin in einem der Kaffeshops auf dem Campus an. Sie tippte meine Bestellung ein, sagte mir den ausstehenden Betrag und machte sich dann daran mein Getränk herzustellen.

Es war mittlerweile drei Uhr Nachmittags. Bis eben war ich in Buffalo unterwegs gewesen und habe mir die Stadt angesehen. Ich muss zugeben, es war beeindruckend. Alles hier war ganz anders als in meinem Zuhause. Viel Lärm, viel mehr Leute und wenn man über die Straße wollte musste man entweder darauf achten, dass man nicht überrannt oder überfahren wird. Aber trotzdem gefiel es mir hier.

Ich musste noch drei Tage alleine durchbringen. Phil war mit den Buffalo Sabres in Edmonton und anschließend Calgary. Gestern Abend aber hat er mich angerufen und mir erzählt wie es mit der Mannschaft war. Er hat zwar kein schlechtes Wort verloren aber begeistert hat er auch nicht geklungen.

"Dankeschön" ich nahm meinen Kaffee entgegen und rührte etwas in ihm herum um das Karamell zu verteilen. Zum selben Zeitpunkt begab ich mich zurück auf den Weg der durch den ganzen Campus führte. Ich folgte einfach den Kopfsteinpflastern und starrte währenddessen auf mein Handy um meiner Mutter zu antworten. Der Campus war heute relativ leer im vergleich zu den letzten Tagen. Nur wenige trauten sich nachdraußen was vermutlich an dem Wetter lag. Überall waren Pfützen und immer wieder gab es Regenschauer als würden sich die Himmelstore öffnen und alles raus lassen was raus muss. Ich war dagegen aber gewappnet. Mit meinen weißen Gummistiefeln und dem ebenfalls weißen Regenmantel konnte mir niemand was anhaben. In Kanada wenn sich der Himmel öffnete und es den wirklich starken Regen gab, dann sollte man sich sein Schlauchboot rausholen und sich in Sicherheit bringen. Hier war es zwar nicht ganz so extrem aber die Menge reichte schon vollkommen aus.

Mich traf ein heftiger Rückstoß und im ersten Moment bemerkte ich nicht wirklich gegen was ich gelaufen war. Meine Beine brachen unter mir weg und ich schlug der Länge nach hin direkt in eine Pfütze.
Langsam hob ich mein Gesicht und das erste was ich zusehen bekam waren beige Timberlands und mein zertretener Kaffeebecher.
"Oh mein Gott, geht es dir gut?" es war eine tiefe Stimme die von oben erklang und mir unter die Arme griff als ich mich hochrappeln wollte. Mit einem Ruck zog mich der Typ der vor mir stand hoch. Ohne auf ihn zu achten, schaute ich erstmal an mir herunter. Ich war klitsch nass und mit dreck besudelt.

Erst nach einigen Sekunden schaute ich zu dem Mann vor mir auf. Er war gutaussehend und hatte dunkles etwas längeres lockiges Haar. Auch er war nass und erst jetzt fiel mir der riesige Kaffeefleck auf seinem Hoodie auf.
"Geht es dir gut?" wiederholte er nochmal etwas langsamer und musterte mich genau.
"Ähm...ja. Entschuldigung das wollte ich nicht" ich deutete auf seine Kleidung.
"Oh, das. Naja, ich glaube das war eher meine Schuld. Ich bin losgerannt und hab mich nochmal nach meinen Freunden umgedreht. Ich bin eher der, der sich entschuldigen sollte" er schenkte mir ein breites und doch entschuldigendes Lächeln. Verdammt, war das hier ein Hollywoodfilm? Ein Klischee das lebt? Der Typ ist unverschämt gutaussehend und ich hab ihm meinen Kaffe über die Kleidung geschüttet. Ich musste an sämtliche Bücher denken, die ich gelesen habe die so angefangen haben und mit einer Hochzeit geendet haben.

Ich schüttelte mich kurz um diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen.
"Ich bin übrigens Lucas", er streckte mir seine Hand hin die ich nach einem kurzen zögern entgegen nahm und schüttelte.
"Mary Lou" erwiederte ich.
"Okay, Mary Lou. Was hältst du davon wenn wir nochmal zu dem nächsten Kaffeeshop gehen und ich geb dir als Entschuldigung einen neuen Kaffee aus? Wir Kanadier halten schließlich zusammen" er grinste mich an. Noch im selben Moment in dem ich nachdachte woher er denn nun wusste, dass ich Kanadierin war fiel mir auf, dass auf meiner Mütze das Ahornblatt unseres Landes abgezeichnet war.
"Du also auch?"
"Klar. Montreal und du?"
"Athabasca" antwortete ich knapp und konnte meinen erfreuten Gesichtsausdruck nicht verstecken. Ein Kanadier.
"Und du wolltest nicht an der Athabasca University studieren?", sofort schüttelte ich den Kopf.
"Aber nochmal zurück zu dem Kaffee. Sollen wir uns einen holen?"

Natürlich stimmte ich zu und nachdem ich mich umgezogen habe saß ich noch eine zeitlang mit Lucas im Kaffeeshop und unterhielt mich mit ihm. Wir konnten viel miteinander Lachen und ich war mir auch sicher, dass wir gute Freunde werden würden.

Wir sind BuffaloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt