Desperation

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Mary Lous Sicht

Wütend starrte er mich an. Das ging jetzt schon seit mindestens fünf Minuten so. Vor einer halben Stunde hatte Phil mich angerufen. Er wollte etwas mit mir bereden und hatte gefragt ob ich zu ihm kommen konnte.

Und jetzt saß ich hier. Auf seinem Sofa, während er im Wohnzimmer auf und ab ging und mich mit einem Blick musterte der nichts außer Wut hervorquellen ließ. Ich wusste, dass er nach der Party vor zwei Tagen nicht begeistert gewesen war. Alleine durch seinen Abgang und das er 48 Stunden lang meine Anrufe weggedrückt hatte bis heute. Da hat er endlich abgehoben um kurz darauf das Gespräch nach zwei Sätzen seinerseits zu beenden.
-Hast du Zeit?
Dann komm vorbei.-
Mehr war es nicht gewesen.

"Ich hatte heute Ärger" presste er zwischen seinen Lippen hervor. Fragend schaute ich in seine Richtung.
"Na mit deinen zwei Lieblingen" er spuckte mir diese Worte direkt vor die Füße.
"Phil, rede bitte keinen Stuss"
"Du weißt doch wen ich meine. LaGuiche und DeBlanc. Du hast dich bei Nathans Party auch noch eiskalt mitreinreißen lassen" ich verstand wirklich gar nichts mehr. Auf was wollte er denn nun hinaus? Darauf das ich mich für alles entschuldige? Vorallem aber verstand ich nicht was die beiden Eishockeyspieler mit uns zutun hatten.
"Phil...ich weiß nicht was du meinst" sagte ich leise, wissend dass er jetzt dann explodieren würde.
"Ach komm schon Mary Lou, du bist doch nicht schwer von Begriff", er verdrehte die Augen. "Owen DeBlanc hat dich die ganze Zeit angemacht und mich wie einen Idioten hingestellt. Du aber hast nichts dagegen unternommen sondern einfach mitgespielt. Hast du nicht kapiert, dass er einfach nur in deinen Ausschnitt schauen wollte und ein bisschen auf deinen Arsch? Sei doch nicht so gutgläubig. Als würde der nicht jede haben können. Warum sollte er es dann ausgerechnet mit einer 19-jährigen treiben?
Ach ja, und mein guter Freund Nathan. Der ist der nächste. Letztes Mal hat er zwar DeBlanc den Vortritt gelassen aber sein nettes Gesicht entspricht auch nicht der Wahrheit. Das ist doch alles nur Taktik und gefügig machen von irgendwelchen Mädels die sich auf ein 'Hallo' von ihnen eine große Romanze mit fünf Kindern einbilden und du glaubst die meinen es freundschaftlich ernst mit dir. Niemals." als er geendet hatte war er ganz außer Atem und mir standen bereits die Tränen in den Augen. Was er da sagte, war unglaublich verletzend.
"Fällt es dir so schwer zu glauben, dass man mich auch mögen kann?" meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Er hatte immernoch das Bild aus Athabasca vor sich. Ich war immer schon zurückhaltend und schüchtern gewesen. Ich mochte es nicht im Mittelpunkt zu stehen und war daher immer die Kleine, die mit den beliebten Kids mitgelaufen ist um nicht aufzufallen. Seit ich hier war aber, war alles ganz anders und viel schöner als zuvor. Ich kannte Lucas und einige Leute aus unseren Studienkursen nun besser und ich hatte mich wirklich gerne mit Nathan und Owen unterhalten. Nicht weil sie Eishockeyspieler oder sonst was waren. Nein, weil man sich wirklich gut mit ihnen austauschen konnte. Daher wollte ich Phils Worten keinen Glauben schenken.

Er antwortete nicht. Er nahm mir gegenüber Platz, schaute mir tief in die Augen und erst dann sagte er eiskalt und bestimmt: "Das funktioniert nicht mehr. Ich mache Schluss"

Fassungslos starrte ich ihn an und jetzt war es auch soweit, dass ich meine Tränen nicht mehr im Griff hatte. Sie liefen unkontrolliert über meine Wangen und tropften am Rande meines Gesichtes auf den weißen Teppich nach unten.
"Bitte nicht" ich hörte selbst wie verzeifelt das klang, aber ich wollte ihn nicht verlieren. Ich würde ihn anflehen müssen, denn wenn er sich etwas in den Kopf setzte, brachte er das auch immer wieder so durch wie er es wollte.
"Doch ich sehe keinen anderen Weg mehr. Es waren schöne elf Monate mit dir aber jetzt geht das alles einfach nicht mehr. Ich wachse mit meinen Aufgaben und ich hab das Gefühl, dass du da nicht mitkommst" in seinem Blick lag nichts außer Kälte. Diese Aussage traf mich wie einen Schlag mitten ins Gesicht. Ich hatte meinen zukünftigen Lebensweg nach ihm gerichtet und jetzt ließ er mich einfach so fallen.
"Ich habe zugestimmt hier zu studieren um bei dir sein zu können"
"Ja und das schätze ich noch immer sehr Mary Lou aber ich glaube es ist gut so wenn wir uns trennen. Mein Vater meinte auch alles neben dem Hockey sind Ablenkungen. Also wenn ich dich bitten dürfte" er erhob sich von der Couch und reichte mir meine Jacke. Ohne ein weiteres Wort öffnete er die Tür. Er warf mich raus.

Von diesem Moment an funktionierte ich nur noch ferngesteuert. Ich erhob mich, zog meine Jacke an und ging vor die Tür die hinter mir nur noch zufiel. Das einzige was mir gerade einfiel, war Lukas anzurufen.

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