Gameday

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Mary Lous Sicht

Die kalte Luft und der Geruch des Eises traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich liebte dieses Gefühl wenn man das Stadion betrat und man das erste Mal von diesem undefinierbaren Duft eingehüllt wird. 
Phil hat mir eine Karte für das Heimspiel der Sabres gegen die Jets besorgt. Da war es gerade recht gekommen, dass Lucas an diesem Wochenende auch Zeit hatte und mich begleiten konnte.

Überall waren die Trikots mit dem Büffel und den Säbeln. Entweder in weiß oder dunkel blau und die gelben Streifen, die jeden Jersey zierten waren natürlich unverkennbar. Nur selten setzte sich ein Trikot der Jets durch. Vorallem hatte die Mannschaft die Auswärts spielte immer die schlechtesten Karten bei den Fans. Sie wurden immer ausgebuht und auf jeden kleinen Fehler wurde losgeschimpft. Dafür war es für die Heimmannschaft umso besser in ihrer Stadt zu spielen. Sie wurden von allen Seiten angefeuert.

Ich selber hatte auf ein Trikot verzichtet. Ich trug ganz schlicht und einfach eine schwarze Yogahose, einen engen schwarzen Pulli und meine weiß blaue Windjacke.
Für mich genügte das. Ich wollte weder auffallen noch einen auf Hockeywag machen. Ich war die Freundin des neuen Spielers und da sie Phil anscheinend nicht leiden konnten, wollte ich mich auch nicht zu den Spielerfrauen drängen.

Ich saß bereits auf meinem Platz relativ weit unten an dem Plexiglas. Lucas stieß mit zwei gefüllten Bechern zu mir.
"Hier" er hielt mir das Plastikgefäß hin. Selbst auf diesem Becher war das Sabres Logo abgezeichnet.
Ich nippte an der Cola die ich eben bei ihm bestellt hatte.
"Was trinkst du da?" wollte ich wissen und zeigte auf sein Getränk.
"Bier" gab er grinsend zurück was ich nur mit einem augenrollen konmentierte.
"Oh man, Athabasca. Es ist Samstagabend wir sollten Spaß haben" er stupste mich an. Mir war klar, dass ich meinen Spitznamen wohl nie ablegen würde. Wieso hab ich nicht einfach nur schlicht und einfach Alberta geantwortet?

Wir befanden uns bereits im dritten Drittel und ich musste erlich sagen, dass die Spiele der Western Hockey League nicht annähernd so spannend waren wie die der NHL. Natürlich hatte ich schon ein paar Mal mit meinen Brüdern die Edmonton Oilers besucht aber zu diesem Zeitpunkt war nicht der Sport das gewesen was mich interessiert hat.

Gerade lieferte sich Owen DeBlanc eine heftige Schlägerei mit Steven West. West hatte einmal zu oft den Goalie der Sabres Braydon Avery, angefasst und so musste der Enforcer Buffalos eingreifen. Fasziniert folgte ich jeder Bewegung die DeBlanc machte. Er dreschte immer wieder auf seinen Gegner ein, sodass dieser gar nicht erst die Chance bekam zurück zuschlagen. Die umstehenden Eishockeyspieler beobachteten das Spektakel und die Zuschauer flippten aus und feuerten die Spieler an was das Zeug hielt. Ein letztes Mal traf Owen DeBlancs rechter Haken das Gesicht von Steven West und beförderte sie damit beide auf das Eis. Da jedoch sein Gegner sein Trikot so fest hielt riss er ihn mit hinab. Das war der Moment in dem die Offiziellen eingriffen, und die Zuschauer alle aufsprangen. Auch Lucas streckte die Arme in die Luft und jubelte.

2:1 gewannen die Sabres das Spiel und somit auch mein Herz. Ich verstand nicht, was Phil für ein Problem mit diesen riesigen Kerlen hatte. Sie schienen gut zusammenzuarbeiten. Sie funktionierten an manchen Stellen nicht so wie andere Mannschaften aber das lag nicht an bestimmten Spielern. Mein Freund hat nicht wirklich viel Zeit auf dem Eis verbracht was einfach auch daran lag, dass ihm die nötige Erfahrung fehlt. Auf solche Situationen wie diese Schlägerei gerade eben musste er sich einfach noch vorbereiten.

Lucas und ich saßen noch eine Weile in dem Stadion und schauten zu wie es sich leerte. Wir wollten uns nicht durch die Menschenmenge hindurch quetschen. Wir unterhielten uns gerade über das Spiel als mein Handy klingelte. Es war Phil.
"Es war ein tolles Spiel!" rief ich in mein Handy ohne eine Begrüßung was Montreal neben mir zum Lachen brachte.
"Ja war es. Ich bin aber auch sehr Müde. Hör mal Lou, ich fahre jetzt Nachhause. Können wir unseren Film auf wann anders verschieben?" ich wusste, dass er immer geschafft war nach einem Spiel und keine Kraft mehr für etwas anderes hatte.
"Natürlich. Melde dich dann einfach" antwortete ich verständnisvoll.
"Mach ich. Bis bald" und damit hatte er aufgelegt.

Nachdem ich Lukas die Situation erklärt hatte, klatschte er freudig in die Hände.
"Das ist sehr gut" grinsend zog er den Reißverschluss seiner Jacke bis nach oben und zog mich hoch.
"Warum ist das denn bitte sehr gut?"
"Mein großer Bruder schmeißt heute eine Party und obwohl ich da recht viele Leute kenne...will ich das du mitkommst!" voller Elan setzte er sich in Bewegung und spazierte die Treppe der Tribüne hinauf.
"Auf eine Party?"
"Jap"
"Nein, danke"
"Doch, bitte. Komm schon"
"Sieh mich mal an. So geht man nicht auf eine Party"
"Ist doch scheißegal. Wir schauen kurz rein, ich stell dir meinen Bruder und ein paar andere Leute vor und wenn es dir dann noch nicht gefällt, dann können wir noch was anderes machen" flehend sah er mich an und als der Idiot seine Unterlippe vorschob und den Welpenblick aufsetzte war es um mich geschehen.
"Na schön" seufzte ich.

"Verflucht! Ist dein Bruder ein Millionär oder sowas?" ungläubig stand ich vor dem riesigen Haus das angeblich Lucas' Bruder gehören sollte. Diese Hütte war gigantisch! Ein Traum. Soetwas hätte ich früher als Schloss bezeichnet. Das Haus war überall offen. Bodentiefe Fenster soweit das Auge reichte. Ich hätte schon misstrauisch werden sollen als ein kleiner asiatischer Mann Lukas' Auto in die Tiefgarage gefahren hat.
"Ja er ist sowas" lachend zog er mich ins innere der schönen Fassade.
Musik ertönte und egal wo man hinsah wurden Getränke verteilt. Eine riesige Bar stand inmitten des leergeräumten Raumes und vier Barkeeper gaben ihr Bestes. Frauen in knappen und aufreizenden Kleidern staksten hier herum und jede einzelne sah aus wie ein Model aus einem Magazin.
"Oh mein Gott" flüsterte ich.
"Was?" Lukas Grinsen kam zurück.
"Ist das etwa.."
"Jap, das ist Mason Chaplin" bestätigte er. Dieser Mann der sich gerade mit irgendeinem Typen unterhielt war der rechte Flügelstürmer der Buffalo Sabres.
"Warum ist er hier?" fassungslos und mit geöffnetem Mund starrte ich ihn an.
"Nun ja, er ist ein Freund meines Bruders" er lachte mich aus. Er lachte mich wegen meines verdatterten Blickes aus. Der Arsch.
"Los komm. Ich glaube es wird Zeit, dass du Nathan kennenlernst" er nahm meine Hand und zog mich durch das Getümmel direkt zu seinem Bruder.

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