Lying has short legs

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Nathans Sicht

Der letzte Akkord des Liedes verklang, was ich dazu nutzte um den geringen Abstand zwischen uns zu überbrücken. Meine Lippen trafen auf ihre, in diesem Moment löste sich eine Welle an Gefühlen in mir und auch Lou ging auf den Kuss ein. Die zog mich immer weiter runter zu ihr bis sie meine Haare zu fassen bekam. Es schien als stände in diesem Moment die Zeit still, wir versanken völlig in diesem Kuss der eine ganz neue Art an Erfahrung mit sich brachte. Wir lösten uns nur voneinander weil uns die Luft ausging. Lou lehnte ihren Kopf an meine Brust und beinahe konnte ich ihren schnellen Herzschlag hören.

Eine ganze Weile standen wir schweigend so da, bis ich mich irgendwann räusperte und den Moment durchbrach. „Wollen wir vielleicht noch einen Film schauen“, ich deutete auf die Couch, keiner von uns beiden wusste was er auf das grade Geschehene sagen sollte. Lou nickte nur und ließ sich auf die Couch fallen. Ich stellte einen Film auf Netflix an, ohne zu wissen um was es in diesem Film überhaupt ging, zu sehr rasten mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf und an einem blieben sie immer und immer wieder hängen: an meiner Lüge bezüglich Phil. Die Lüge die mir schon einen saftigen Streit mit Lucas eingebracht hatte und grade hatte ich Mary Lou geküsst, die, die diese Lüge am meisten betraf. Im Bruchteil einer Sekunde stellte ich fest das ich ihr die Wahrheit sagen musste.

Ich setzte mich aufrecht hin und wandte mich zu Lou, auch sie wandte sich zu mir. „Ich muss dir was sagen und ich weiß ich hätte es dir schon längst gesagt haben sollen, aber du warst so traurig und ich wusste einfach nicht...“, sie unterbrach mich „Nat komm auf den Punkt“, sie grinste. „Ich hab dir doch gesagt das Phil dich auch vermisst“, begann ich. „Ja und weiter?“, hackte sie nach „Die Wahrheit ist, ich hab das nur gesagt damit es dir besser geht, denn Phil hat Ständig nur schlecht über dich geredet und sich ein Groupie nach dem anderen geangelt. Ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht, dir das zu sagen als du eh schon am Ende warst“, Lou blieb still und Tränen begannen sich in ihren Augen zu sammeln. Innerlich war mir schon längst klar, das ich sie verloren hatte. „Und du hast geglaubt das macht es jetzt besser für mich“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Lou bitte...“, doch sie hielt mich auf weiter zu sprechen. „Nathan ich hab die vertraut, das hab ich wirklich und du hast mir eiskalt ins Gesicht gelogen. Mehrmals. Du hattest so oft die Gelegenheit mir die Wahrheit zu sagen und hast es nicht getan“, ihre Stimme war nun deutlich fester, aber immer noch liefen ihr die Tränen über die Wange. „Ich geh dann wohl besser“, sie raffte ihre Tasche zusammen und stand auf. „Bitte Lou können wir das nicht klären“, mittlerweile war ich ganz kleinlaut geworden. „Deine Chance irgendwas zu klären, ist bereits vor mehr als einem Monat abgelaufen.“, sie machte sich nicht die Mühe ihren Mantel anzuziehen, was mir zeigte das sie es ziemlich eilig hatte von mir weg zu kommen. Wie ein geschlagener Hund folgte ich ihr quer durchs Haus und versuchte sie zu einer Klärung zu bewegen, aber letztendlich fiel die Tür krachend ins Schloss und ich war allein. Wut über mich selbst machte sich in mir breit und das erste was ich zu fassen bekam war eine Porzellanschale in der normalerweise Schlüssel lagen.

Die Schale knallte gegen die Wand, die Splitter rieselten zu Boden, ein feiner Staub blieb an der Fließtapete hängen und hinterließ einen weißen Fleck. Ich schlug die Hände vors Gesicht „Verdammt“, schrie ich gegen meine Handinnenflächen und ganz langsam ließ ich mich an der Wand hinuntergleiten, bis ich schließlich auf dem kalten Fliesenboden zu sitzen kam und dann passierte etwas, das mir seit 13 Jahren nicht mehr widerfahren war: Ich begann leise zu weinen.

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