Mary Lous Sicht
Mit großen Augen stand ich hinter der Bande des KeyBank Centers und starrte auf die enorme Eisfläche. Bei dem letzten Spiel, das ich noch als Phils Freundin besucht habe, erschien mir das alles hier unten nicht so groß. Die Spielerbank war länger und auch viel breiter wenn man selbst darauf saß. Ich konnte im sitzen gerade so über die Bande schauen, was nicht wirklich viel aussagte außer dass ich verdammt klein war.
Die Kälte die von der Eisfläche zu mir strömte kitzelte mich an der Nase und streifte mein Gesicht. Ich zog meine Jacke etwas enger um mich und stellte mir vor wie es hier unten aussehen musste, wenn Tausende von Zuschauern in die Arena stürmten um die Spiele ihrer Heimmannschaft anzusehen und sie anzufeuern. Wie musste es für einen Eishockeyspieler sein auf dieser Fläche zu stehen und immer wieder zu hören wie die Fans deinen Namen rufen. Das Adrenalin das durch ihren Körper laufen musste. Sie wussten bestimmt auch, dass in jedem Spiel etwas passieren konnte. Knochenbrüche, hohe Pucks die einem die Zähne ausschlugen oder einfach eine schmerzhafte Niederlage.
"Hier für dich" Nathan holte mich aus meinen Gedanken zurück indem er mir ein paar echter Eishockeyschlittschuhe vor die Nase hielt.
"War nicht leicht die zu finden. Dein Glück war, dass letzte Woche die Junioren hier spielen durften. Die haben auch deine Schuhgröße" er lachte mich aus was ich nur mit einem kleinen Schlag in seine Rippen konterte.
"Wir dürfen also wirklich hier sein?" ungläubig schaute ich ihn an.
"Naja, eigentlich nicht. Wir sollten in der Trainingshalle sein. Die Arena ist nur für die Spiele oder besondere Anlässe, aber keine Sorge. Es sind nur noch einige PR-Leute da aber die sitzen in ihren Büros. Außerdem wollte ich dir das zeigen. Also komm" er wollte mich hochziehen, aber meine Schlittschuhe waren noch nicht annährend zugeschnürt.
"Warte!", versuchte ich gerade noch auszurufen, aber da stand ich schon und fiel direkt weiter in seine Arme.
"Die sind ja noch nicht zu" lachte er als er mich vorsichtig zurück auf die Bank setzte.
"Ich sagte doch du sollst warten" ich musste in sein Lachen miteinsteigen. Es war einfach zu ansteckend. Der tiefe Laut der aus seiner Kehle hervordrang kitzelte mich noch Sekunden danach an meinem Ohr.Er nahm meine Füße abwechselnd zwischen seine Oberschenkel um mir die Schlittschuhe zu zuschnüren. Er konnte das viel schneller und präziser was ich darauf zurückschloss, dass er es schließlich schon sein ganzes Leben tat. Als er fertig war, war ich so in diese Schuhe gebunden, dass ich Angst hatte nicht mehr heraus zu kommen. Außerdem fühlte sich die ganze Sache sehr wackelig an.
"Okay, sei vorsichtig ja?" Nathan stand schon auf dem Eis etwa einen Meter von der Bande entfernt. Ich aber klammerte mich verzweifelt an diese.
"Komm schon, du hast nur einen Fuß auf dem Eis. Trau dich" er versuchte mich zu ermutigen was nicht wirklich klappte. Ich bewegte mich keinen Zentimeter was ihn dazu veranlasste mich auszulachen."Kannst du bitte aufhören mich auszulachen und mir helfen?" jammerte ich und dachte nicht wirklich daran heute einmal eine ganze Runde auf der riesigen Fläche zu fahren.
Mit einem Schritt war Nathan bei mir und nahm meine Hand. Die andere musste er zuerst mit Müh und Not lösen ehe er sie auch in die seine schließen konnte. Er erklärte mir wie ich meine Füße ansetzen musste und welche Bewegungen ambesten für mich waren um nicht sofort auf der Nase zu landen."Zugegeben, das ist schon irgendwie komisch" Nathan musterte mich wie ich meine ersten Schritte gehen wollte. Das fühlte sich an wie auf Murmeln zu laufen und ganz im ernst; es gefiel mir so gar nicht.
"Was ist komisch?" mein Blick war steif auf meine Füße gerichtet als ich den nächsten Schub versuchte. Ich war zu fokusiert auf das Schlittschuhfahren um ihm meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
"Kleine, du kommst aus Kanada und kannst nicht mal Schlittschuhlaufen. Das ist komisch" er kicherte während ich mir Mühe gab bei seinen Worten nicht rot zu werden."Du bist schon richtig gut" befand Nathan als ich neben ihm herfuhr. Richtig gut war übertrieben aber nach drei Stunden auf dem Eis kam ich einigermaßen voran. Das war die zweite Runde die ich mit ihm fuhr und entgegen dem was ich am Anfang gesagt habe - es machte mir wirklich Spaß. Für Menschen die wirklich Schlittschulaufen konnten war das bestimmt viel schöner aber die kleinen Schritte die ich lief bedeuteten mir schon viel. Phil wollte das nie mit mir machen und ihm hatte ich anscheinend auch nicht soweit vertraut.
Nathan erzählte mir von seiner Kindheit in Montreal und seiner Leidenschaft. Zugegeben diese Geschichten fand ich wirklich interessant. Es war schön zuhören, wie er sich sein jetziges Leben erarbeitet hat. Und unglaublich wie Gott solch einen Fleis belohnt.
Ich war total entspannt als ich ihm zuhörte, achtete aber dadurch nicht mehr auf den Weg. Ich fuhr auf die Bande zu und durch die Panik die ich schob, versuchte ich mich einfach irgendwie zu drehen, rutschte dabei aber noch mehr herum und verlor die Kontrolle über meine Schlittschuhe. Es fühlte sich an als würde der Boden unter mir beben. Mit den Armen versuchte ich mein Gleichgewicht wieder zu finden aber es klappte beim besten Willen nicht.
Nathan reagierte schneller als ich meinen Mund aufbrachte und fing mich ohne ein Wort auf.
Einige Momente verstrichen, in denen er mich festhielt. Für ihn war das sichtlich keine Belastung.
Ich schaute ihm in die Augen, und er mir. Es dauerte bis wir uns beide wieder gefangen hatten und uns einen Weg aus dieser elektisierenden Stimmung gebahnt hatten.
Mit einem räuspern seinerseits stellte ich mich wieder auf meine eigenen Beine und ließ seine Jacke los.
"Also ich denke das reicht für heute" sagte ich verlegen.
"Denke ich auch. Hast du hunger?""Softeis!" rief ich aus.
"Was?"
"Los! Nimm es" kichernd ließ ich mich zurück in den Ledersitz fallen und schaltete erstmal meine Sitzheizung runter. Draußen regnete es noch immer, weshalb wir uns für Essen im Auto entschieden hatten. Natürlich, die zwei Sekunden unter den Himmelstoren würden uns nicht umbringen aber bei diesem Wetter wären wir trotzdem komplett durchnässt und so wollten wir in keinem Diner sitzen.
Nathan reichte mir die Tüten und Getränke und fuhr auf den Parkplatz.
McGillans hieß der Burgerladen mit dem Drive in durch den wir gerade hindurch gefahren waren. Ohne abzuwarten, stopfte ich mir die erste Pommes in den Mund und verdrehte die Augen.
"Ist das gut!" ich hatte einen morz hunger weshalb ich mich auch nicht mehr wirklich beherrschen konnte.
Nathan starrte auf den Burger in seiner Hand.
"Die Diätassistentin würde mich umbringen wenn sie wüsste, dass ich von dem Ernährungsplan abweiche" er sah aus, als wäre er hin und hergerissen. So, als würde er überlegen ob er wirklich in den Burger reinbeißen sollte.
Meine Mund war schon mit meinem Wrap gefüllt, und ich musste aussehen wie ein Eichhörnchen als ich sagte: "Komm schon du Moralapostel. Iss jetzt""Und was ist damit?" er hielt das Softeis nachoben. Das hatte ich schon fast wieder vergessen!
"Schau. Du nimmst dir Pommes und tauchst sie rein" ich führte ihm vor wie wir es immer Zuhause in Athabasca gegessen haben. Irgendwie angewiedert schaute er mich an.
"Vertrau mir, das ist gut" ich hielt ihm eine Pommes und das Softeis unter die Nase. Vorsichtig nahm er mir beides ab, tauchte schnell ein und schob es sich in den Mund. Abwartend schaute ich ihm zu wie er darauf rumkaute.
"Schmeckt wirklich gut" wie auf Knopfdruck brachen wir beide in schallendem Gelächter aus.
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Wir sind Buffalo
RomansaTeil 4 der 'Wir sind...' Reihe. Lou und Nate haben eigentlich nicht viel gemeinsam bis auf Phil Jack einen aufmüpfigen jungen Eishockeyspieler. Sie studiert in New York und er spielt Eishockey bei den Buffalo Sabres. Im Grunde würden sich die beiden...