I want you

1.6K 73 1
                                    

Nathans Sicht

„Hast du mir zugehört?“, Lucas schrie mich an, er ging sogar so weit, dass er mit einem meiner Schuhe nach mir warf. „SIE WILL ABBRECHEN!“, noch immer konnte mein vernebeltes Hirn diese Information nicht verarbeiten. „Nat“,  Lucas war viel ruhiger, fast schon melancholisch geworden „wenn du jetzt nicht deinen Arsch hochkriegst, dann ist sie weg und das meine ich ernst“, diese Worte schienen auf wundersame Weise zu mir durchzudringen. Ich sprang von der Couch auf und lief gradewegs auf die Tür zu. Ich hörte dumpf wie Lucas mir etwas hinterher rief, aber ich war schon aus der Tür raus. Es regnete in Strömen und da ich nichts mitgenommen hatte, war ich gezwungen den Weg zu Mary Lou's Wohnheim zu Fuß zurückzulegen. Ich trug nur einen Hoodie und eine Sabres Jogginghose.

Als ich den Campus erreichte war ich komplett durchnässt. Von einem früheren Gespräch erinnerte ich mich dunkel an die Zimmernummer. Der Wohnheimkomplex konnten von außen nur mit dem Studentenausweis betreten werden, da ich aber keinen besaß, stand ich vor verschlossener Tür. Es kostete mich weitere eineinhalb Stunden bis jemand von drinnen heraus kam und ich geschickt meinen Fuß in die Tür stellte, damit sie nicht wieder zufiel. Ich bahnte mir meinen Weg durch die langen kahlen Flure. Es war totenstill, nur hier und da summte eine Glühbirne.

Endlich stand ich vor Zimmer 24B. Ich war so erschrocken darüber, dass ich plötzlich da war, das ich einen Moment inne halten musste. Ich atmete tief durch bevor ich mich dann doch dazu überwand zu klopfen. Das Geräusch hallte durch den ganzen Flur. Meine Hände begannen zu schwitzen und eine Zeit lang passiert rein gar nichts. Doch dann wurde die Tür aufgerissen „Hast du schon wieder deinen Schlüssel…“, Mary Lou brach ab und starrte mich an. Sie trug ein Schlafshirt und ihre Haare waren total durcheinander und doch haute mich ihre Schönheit um. Als sie realisierte wer vor ihrer Tür stand, war sie im Begriff diese wieder zuzuschlagen. Doch ich stemmte mich mit aller Kraft dagegen. „Bitte warte“, sie hielt immer noch dagegen. „Was willst du von mir?“, fauchte sie, wir hatten uns knapp zwei Wochen nicht gesehen und doch wirkte sie stark verändert. „Ich will nur…“, mein Mund war staubtrocken, doch ich kämpfte tapfer dagegen an. „Ich will nur dass du weißt, dass es mir leid tut“, sie drückte stärker gegen die Tür „Bitte! Nein!“, der Druck ließ wieder etwas nach. „Ich war ein Idiot, ich hätte dich niemals belügen sollen, das war komplett falsch von mir. Ich hab dich immer noch Mega gern und am Ende des Tages bist du die jene die mich zum Lachen bringt, die die mich…“, ich suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „die, die mich vollendet, die mich so bewegt wie niemand anders, wie es noch niemand getan hat und auch niemand je tun wird“, der Druck von der Tür verschwand ganz und beinahe wäre ich klatschnass wie ich nun mal war ins Wohnheimzimmer gefallen.

Mary Lou liefen die Tränen über ihr Gesicht und auch ich realisierte jetzt, dass es keine Wasser aus meinen nassen Haaren war, das mir übers Gesicht lief. Wir sahen einander einfach nur an, beide weinend. Mary Lou schniefte und wischte sich einmal über das Gesicht, bevor sie der Tür einen Schubs gab und sie hinter uns beiden ins Schloss fiel, dann sprintete sie auf mich zu und warf sich in meine Arme. Sie drückte ihr Gesicht an meine Brust, während ich meinen Kopf auf ihren legte, ihr Haar roch nach frischem Apfel und beruhigte mich unheimlich.
 
Eine ganze Weile standen wir einfach nur so da, das sie ganz nass wurde schien sie gar nicht zu stören. „Du musst aus den nassen Klamotten raus“, sagte sie dann doch schließlich. Sie löste sich von mir und drehte sich zu ihrem Bett. „Ich hab leider nichts passendes zum Anziehen für dich, also muss das genügen“, sie warf mir eine rote flauschige Decke zu. „Das Bad ist dort“, sie zeigte auf die einzige Tür, neben dem Eingang, die dieser Raum noch hatte. Ich lief ins Bad und zog mir die nasse Hose und den Pullover aus. Nur noch in Boxer wickelte ich mich in das Handtuch. Ich sah in den Spiegel und sah einen jungen Mann der müde, abgekämpft wirkte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich feststellte dass mit größter Wahrscheinlichkeit der Kampf vorbei war.

Ich verließ das Bad auch Mary Lou sich ihrer nassen Klamotten entledigt und trug nun ein anderes Shirt. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und langsam aber sicher begannen wir ein Gespräch. Wir saßen einfach nur da und redeten, das was wir wirklich gebraucht hatten.

Es war bereits weit nach Mitternacht, als ich kaum noch meine Augen offen halten konnte. Schon vor längerer Zeit waren wir beide in eine gemütlichere Position gerutscht. Nur das Licht der Straßenlaternen erleuchtete das Zimmer. Wir beide atmetenz ruhig. „Versprich mir eins“, Mary Lous Worte waren nur ein Flüstern. „Alles“, flüsterte ich zurück. „Keine Lügen mehr, von jetzt an die uneingeschränkte Wahrheit. Immer“, sie hatte sich zu mir gedreht. „Ist versprochen“, ich zog sie enger in meine Arme und schon einen Moment später war ich eingeschlafen, während sich draußen vor dem Fenster die Regentropfen in Kristallene Sterne verwandelten und als erster Schnee des Jahres zu Boden fielen.

Wir sind BuffaloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt