Offended child

1.6K 59 3
                                    

Mary Lous Sicht

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss, als ich mich schon auf den Weg nach vorne in das offene Wohnzimmer begab und die Schlüssel auf den Couchtisch warf. Seufzend öffnete ich meine Jacke und legte sie über das schwarze Sofa. Es standen noch Gläser und zwei Teller an der Spüle, schmutzige Schuhe standen mitten im Raum und eine große Eishockeytasche war geöffnet und ein Hemd und ein Jackett hingen heraus.

Ich beschloss kurzer Hand in Phils Wohnung ein wenig aufzuräumen. Er war heute Vormittag aus Calgary zurück gekehrt und ist, wie er mir geschrieben hat, erst einmal zu Bett gegangen. Gerade stand er offensichtlich unter der Dusche, denn ich hörte die Rockmusik aus dem Bad bis in die Küche. Ich krempelte meine Ärmel hoch und machte mich als erstes an den Abwasch. Ich habe Verständnis dafür, dass er die Sachen liegen lassen hat. Immerhin war er seit er in der National Hockey League spielte sehr beschäftigt. Training hier, Training dort, Roadtrips, Auswärtsspiele ganz zu schweigen von den Heimspielen. Das machte einen bestimmt fertig wenn man gar keine Ruhe mehr fand. So viel Zeit wie er für sich selbst hat, hat er nämlich auch für mich und das war nunmal Momentan gar keine.

Ich stellte die Teller und Gläser zurück in die jeweiligen Schränke als ich hörte wie sich der Schlüssel zur Badtür drehte.
"Schatz?" fragte ich ins leere.
"Ja, ich bin hier" sein Tonfall klang nicht wirklich begeistert, was ich ihm auch nicht verdenken konnte.
"Hey" ich machte mich auf den Weg zu ihm und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
"Hi" er folgte dem Flur in sein Schlafzimmer um sich anzuziehen.
"Wie geht es dir, Phil?"
"Passt schon"
"Ist alles gut?"
"Ja. Mich nerven nur ein paar Leute aus der Mannschaft. Bestellst du?"
"Ja mach ich" ohne diese Unterhaltung wirklich zu verstehen ging ich in die Küche zurück. Ich wusste ja, dass die Sabres nicht die Mannschaft ist die er sich ausgesucht hätte, hätte er eine Wahl gehabt. Er denkt, dass er mit ihnen den Sprung zum wirklichen Eishockeyspieler schafft. Dass er sich einen Namen machen kann. Ich war aber der festen Überzeugung, dass wenn er gut spielt und viele Punkte macht, er auch groß rauskommen wird.

Kurzer Hand wählte ich die Nummer des Lieferservice' und bestellte unser Essen. Mir war klar, dass sein Ernährungsplan das nicht zuließ, aber er war ganz offensichtlich deprimiert. Da wollte ich ihm nicht auch noch dazwischen quatschen.
"Wer nervt dich denn?" ich versuchte es erneut ein Gespräch mit ihm aufzunehmen um wenigstens etwas hinter seine Fasade sehen zu können.
"Ach, an aller erster Reihe der Kapitän, dann Owen DeBlanc, Mason Chaplin, Tyson Trocheck und so weiter" verzweifelt ließ er sich auf einen der Barhocker fallen, die an der großen Kücheninsel standen.
"Und warum?"
"Meinst du das gerade ernst?", er hob den Kopf um mich fassungslos anzusehen. "Die Typen machen mich fertig! Der Kapitän meint er kann mich rumschubsen und mir sagen was ich zutun habe. DeBlanc ist ein A-Kader und somit klebt er direkt am Arsch von unserem Anführer",  er formte mit seinen Fingern Anführungszeichen. "Außerdem hab ich gehört, dass sie privat viel miteinander zutun haben. Heißt: Er trampelt auf mir rum weil Nate das tut. Mason Chaplin...er glaub ich mag generell irgendwie niemanden...außer natürlich seinen verdammten Kapitän und den beschissenen Kader. Mein einziges Glück könnte sein, das Tyson Trocheck bald an Montreal verkauft wird. Dann ist wenigstens der weiter. Das ist so eine Gruppe und jeder hört da auf jeden. Da kann man keinen Anschluss finden" seine Rede wurde von dem Klingeln an der Tür unterbrochen. Er machte sich auf den Weg um den Liferanten das Geld zu geben und das Essen entgegen zu nehmen. Unachtsam stellte er es dann auf die Küchenzeile.
"Irgendwann komm ich da raus und dann kann ich von oben auf sie runterspucken. Ich werde mir einen Namen machen. So wie Tyler Brown oder Wayne Gretzky. Dann haben sie nichts mehr zu spotten, weil sie mir am Arsch kleben werden"
"Findest du nicht, dass das was du da sagst etwas kindisch ist?"
"Kindisch?"
"Ja.." antwortete ich vorsichtig.
"Mhm" er schnappte sich sein Essen und setzte sich ohne ein weiteres Wort auf die Couch um das Florida Panthers Spiel anzusehen.

Wenig später saß ich neben ihm als ich eine Nachricht von Lucas erhielt:
"Hey Athabasca, wie wärs mit Kaffee und Donuts? Mrs.Curson fällt die nächsten Monate aus und ich bin der Meinung, dass man das feiern sollte :))"
Bei diesen Worten musste ich schmunzeln. Abgesehen davon, dass er echt ein Rad ab hatte, fand ich das er ein unglaublich guter Freund war. Wir kannten uns noch nicht lange und auch nicht gut, aber ich hatte das Gefühl, dass sich das bald ändern würde.
"Wer ist das?" fragte Phil. Das waren die Ersten drei Worte die er mit mir sprach seit ich ihn kindisch genannt habe.
"Ein Freund vom College"
"Aha" ich hatte das Gefühl das dieses 'Aha' auch so ziemlich das letzte Wort des Abends war.

Und leider behielt ich recht.

Wir sind BuffaloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt