Kapitel 4 - Auf sich allein gestellt

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Ich schloss meine Haustür auf und rief ein lautes: "Ist jemand da? Hallo?" Keine Antwort. Toll, schon wieder allein. Um sicher zu stellen, dass ich alleine bin, öffnete ich die Tür meiner Mutter. Ich schaute einmal komplett hinein. Und ja, sie war tatsächlich drin. Mit einer Flasche Wodka sitzt sie in einer Ecke. Diese Frau ist einfach nur ekelhaft. Ihr werdet bestimmt denken, dass ich über reagiere, aber wenn ihr eure eigene Mutter jeden Tag mit einem anderen Kerl im Bett seht und dazu wisst, dass sie nur noch betrunken ist, was habt ihr dann noch für einen Draht zu eurer Mutter? Ich hab einfach keine Kraft mehr ihr zu helfen, ich hab's oft genug probiert. Doch heute musste ich mich aufrappeln. Ich lief mit langsamen Schritten auf sie zu.

"Mama? Was machst du da?", fragte ich sie. Sie hob den Kopf und stand langsam auf, schaute mir dreckig ins Gesicht. "Du verlogenes Biest, du bist nicht meine Tochter, nenn mich nicht Mutter. Du bist für mich nur ein Nichtsnutz." Ja ja, diese Sätze sagt sie mir fast jeden Tag, doch wenn sie nüchtern ist, will sie mich umarmen und abknutschen. Ich bin auf mich allein gestellt und keiner wird mir helfen. Meine Mutter kam noch näher und nahm einmal tief Luft und rülpste mir direkt in die Nase, ich verzog das Gesicht und dieser Geruch von purem Wodka war abscheulich.

Ich drehte mich einfach um, schloss ihre Tür und lief in die Küche. Nichts im Kühlschrank. Ich schaute auf die Uhr (12:09), ich hab noch 2 Stunden bis ich zum Café Georgias muss (ich arbeite dort nebenbei und dort verdiene ich mein Geld, was ich nicht zu Hause habe.) Meine Mutter versucht mir immer Geld zu geben, aber dieses Geld will ich nicht. Ich schaute in mein Portmonee hinein, in der Tat, dort sind noch 60 Euro drin, damit kann ich locker einkaufen gehen. Ich legte meine Tasche in mein Zimmer, nahm meinen Schlüssel und lief raus. Ich schloss die Tür und lief in den Keller um mir mein Fahrrad herauszuholen.

Nachdem ich mein Fahrrad oben hatte, stieg ich drauf und fuhr zum Supermarkt. Zum Glück hat mein Fahrrad hinten einen Korb, damit ich da meine Einkäufe drauflegen kann.

Vor dem Supermarkt schloss ich das Fahrrad an und lief hinein. Auf meiner Linken holte ich schon einmal den Einkaufswagen und schlenderte durch den großen Raum. Kartoffeln, Paprika, Eier, Bananen, Himbeeren, Kekse, Zwiebeln und Trauben und vieles mehr dürfen nicht fehlen. Ich packte alles in den Wagen und suchte nach Spülmittel. Fand ich auch recht schnell und lief dann gemütlich zur Kasse. Es war keine große Schlange, deswegen kam ich auch schnell dran und bezahlte.

"84,47 Euro bitte." Schockmoment. Ich hab doch nur 60 Euro dabei.

"Tut mir leid, ich hab aber nur 60 Euro dabei." Plötzlich sprach eine Stimme hinter mir: "Ich kann dir das Geld geben." Ich schaute schockiert nach hinten und sah den Jungen, den ich heute angerempelt hatte. Mir stockte der Atem und ich wusste nicht, was ich sagen soll, ich wurde stark und baute mich vor ihm auf. "Halt gefälligst die Fresse, sonst falle ich noch in Ohnmacht. Dein Atem ist aber nicht so frisch." Er schaute mich zornig und die Kassiererin musste sich ein Lachen verkneifen. "Darf ich den Rest mit meiner Karte bezahlen?" Sie nickte freundlich und man sah Erleichterung in meinen Augen. Ich packte alles in eine Tüte und lief zu meinem Fahrrad. Ich legte die Tüte in meinen Korb, schloss das Fahrrad auf und fuhr nach Hause. Dieser Typ, was bildet er sich nur ein? Spinnt er jetzt total? Das war ja klar, dass er so etwas reißt. Ich verstehe nicht, warum so viele Mädchen ihm hinterherrennen, seine Sprüche machen ihn schon unattraktiv. Natürlich sind seine Muskeln echt schön und alles, aber man legt doch nicht alles aufs Aussehen fest. Ich nahm die Tüte und lief hoch in meine Wohnung. Ich sortierte und tat alles in die Schränke. Schließlich machte ich mir dann Pfannkuchen.

Als ich fertig war, nahm ich mir das Nutellaglas und strich mit einem Messer über die Pfannkuchen. Ich biss einmal rein. Ich genieße es so sehr, sie schmecken fantastisch. Ich rief durchs Haus: "Maaaamaaa?" Keine Antwort. Ich lief noch einmal in ihr Schlafzimmer und dort war auch niemand, sie war arbeiten. Das hieß, morgen wird wieder einer im Bett meiner Mutter sein. Wieso bringt sie die Männer eigentlich nach Hause? Ich aß genüsslich meine leckeren Pfannkuchen auf und lies zwei übrig. Ich schaute auf die Uhr (13:24). Oh! Ich muss mich beeilen. Ich lief ins Bad, schminkte mich kurz nach, nahm mein Arbeitshemd und schloss die Tür hinter mir. Zu Fuß lief ich zum Café. Mein Chef heißt Antonio, meine zwei Arbeitskollegen Lorena und Eva. Dann gibt es noch einen Cocktailmacher, der heißt Frank.

Als ich vor dem Café war, hatte ich noch 3 Minuten, ich schnaufte und lief trotzdem schon rein. Lorena sprang schon auf mich drauf und umarmte mich. "Was ist denn heute los?", fragte ich lachend. Sie zuckte mit den Schultern und setzte ein Lächeln auf. Ich legte meine Hand um ihre Schulter und ich begrüßte Frank mit einem Nicken. Eva umarmte ich kurz und lächelte sie an. Ich lief zu meinem Schrank zog mich aus und zog schnell mein Arbeitshemd an. Antonio kam auf mich zu, ich lächelte ihn höflich an. "Sara, was eine Freude dich zu sehen." Ich lachte. "Willst du heute vielleicht kellnern mit Lorena, Eva ist in der Küche und Frank wie immer bei den Cocktails.", fragte er mich. "Ja, das kann ich machen." Ich nahm mir vom Tresen ein Notizblock und lief zu den Kunden. "Hallo, wie kann ich ihnen helfen?", fragte ich. Jeder sagte mir ihr Essen und ich lief in die Küche und legte den Zettel ab. Eva nickte und schaute sich den Zettel an. Lorena war auch schon am Kellnern. Ich nahm mir einen Lappen und wischte die Tische ab. Lorena tat mir das gleich. Es kamen immer mehr Kunden und wir bedienten sie. Antonio war stolz auf uns und drückte uns einmal fest. Als alle bedient waren, liefen Lorena und ich in die Küche. Wir atmeten einmal ein und aus. Lorena und Eva wussten über alles bescheid, leider sind die Beiden nicht auf meiner Schule, sie machen ihre Ausbildung. Lorena fragte mich: "Wie geht es deiner Mutter?" Ich schluckte.

"Sie trinkt noch sehr viel. Heute hat wieder ein Mann bei uns übernachtet, ich hab einfach keine Lust mehr auf sowas, ich bin kaputt." Eva schaute mich sehr traurig an und umarmte mich. Ich hasse zwar Mitleid, aber die Beiden sind echt tolle Menschen. Ich schaute Lorena grinsend an: "Wie läuft es mit deinem Freund?" Sie schaute traurig auf den Boden. "He, was ist los?", fragte ich. Plötzlich hörte ich ein Schluchzen, ich war geschockt. Sonst lief doch alles gut zwischen den Beiden. Sie richtete ihr Hemd, wischte ihre Tränen weg und fing an: "Ich hatte momentan nicht viel Zeit, meine Mutter ist auf einer Geschäftsreise und ich muss auf meine kleine Schwester Noelia aufpassen und morgens bis 16 Uhr ist sie im Kindergarten und das ist ideal, weil ich ja auch bis dahin Berufsschule habe, oder gerade arbeite. Wenn ich sie abhole, kann ich sie doch nicht alleine lassen. Er hat kein Verständnis." Sie fing wieder an zu weinen. "Dann habe ich ihn vorgestern mit einer anderen Tussi gesehen, sie haben rumgemacht. Er ist mir fremdgegangen. Ich kann nicht ohne ihn, ich kann DAS alles nicht!" Wir umarmten sie alle und ich war auch schon kurz davor zu weinen. Was ist das bitte für ein Arschloch? Wie ich so etwas hasse. Sie trocknete ihre Wangen, nahm einen Schluck Wasser und nickte langsam. Sie setzte ein Lächeln auf und lief zu den Kunden.

Mein Tag war bereits zu Ende und ich verabschiedete mich von meinen Kollegen und Lorena nahm ich noch einmal kurz in den Arm. "Wenn du das mit deinem Freund klären willst, kannst du mir Noelia bringen für eine Nacht, meine Mutter ist eh nicht zu Hause." Sie schaute mich erstaunt an: "Würdest du das wirklich tun?" Ich nickte grinsend. "Ich ruf dich an, Sara." Ich hob meine Hand hoch, ein Zeichen, dass ich sie gehört habe und lief nach Hause. Zu Hause schloss ich sofort die Tür, zog mich um, putzte meine Zähne und schlief sofort ein.

Bad Boy, Good Boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt