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„I don't like my mind right now
Stacking up problems that are so unnecessary
Wish that I could slow things down"
- Linkin Park feat. Kiiara
„Du musst jetzt wirklich gehen, Emma." Logan steht vor dem Bett, frisch geduscht und oberkörperfrei, und sieht zu mir runter.
„Aber das... Das ist dein letzter Tag", widerspreche ich ihm. Ich habe gedacht, wir würden den ganzen Tag gemeinsam verbringen. Stattdessen möchte er mich jetzt ohne Frühstück aus dem Haus werfen?
„Genau, es ist mein letzter Tag und ich muss noch packen und brauche wirklich etwas Ruhe bevor ich heute Abend fahren muss, also..." Er nickt mit dem Kopf Richtung Tür. Ich richte mich noch ein wenig auf, lasse ihn dabei aber nicht aus dem Blick, nur um sicherzugehen, dass er das wirklich ernst meint. Das kann er nicht. Er ist ab heute Abend weg.
„Ich dachte, wir könnten noch was unternehmen oder..." Sein Blick lässt mich verstummen. Ich sehe genau, dass er genervt ist, also lasse ich es. Das ist es nicht wert. Es würde nichts bringen, denn er gibt so oder so nicht nach. Außerdem hasse ich Streit.
„Ok, gut", murmele ich also und stehe auf. Obwohl ich ihn lieber davon überzeugen würde, dass es besser ist, wenn ich hierbleiben würde. Obwohl ich ihn gerade vielleicht lieber anschreien würde als zu gehen. Und obwohl ich ihm gerne sagen würde, dass er mir versprechen soll, sich jeden Tag zu melden und jedes Wochenende nach Hause zu gehen, bleibe ich still. Weil es ihm egal wäre. Also packe ich meine Sachen zusammen, versuche Logan dabei nicht anzusehen, und stocke erst als ich mein Handy vom Ladekabel nehmen möchte. Doch da ist nichts. Ich greife ins Leere. „Wo...?", stutze ich, bevor mich eine plötzliche Panik durchfährt. Ich schließe es abends immer ans Ladekabel an. Immer. „Hast du mein Handy gesehen?"
Ich drehe mich zu Logan um, der aber keinerlei Interesse zeigt, während er vor seinem Schrank steht. „Logan!"
„Was?"
„Mein Handy ist weg!", erkläre ich ihm in ziemlich panischem Ton. Es kann nicht weg sein. Ich hatte es doch gestern noch. Oder? Ehrlich gesagt kann ich mich kaum noch dran erinnern, wann ich es das letzte Mal benutzt habe.
„Quatsch, du achtest auf dein Handy wie keine andere. Es ist nicht weg." Auch wenn Logan recht hat, ich gucke immer darauf, dass mein Handy nicht in fremde Finger kommt, habe ich ein ungutes Gefühl. Kann ich gestern wirklich so abgelenkt gewesen sein, dass ich mein Handy irgendwo hab liegen lassen?
Nachdem ich eine halbe Stunde Logans komplettes Zimmer durchsucht habe, hat die Panik seinen Höhepunkt erreicht und ich laufe nur noch hektisch durch die Gegend.
„Emma, ehrlich. Dein Handy ist schon irgendwo, vielleicht im Auto oder du hast es gar nicht mitgenommen." Ich weiß, dass Logan mich abwimmeln möchte. Er ist mindestens genauso genervt von mir wie ich panisch bin, was die Situation auch nicht besser gemacht. Er könnte mir halt auch einfach mal helfen zu suchen, anstatt sich nur mit seiner Fahrt nach Cambridge zu beschäftigen. Es würde niemanden stören, wenn er erst morgen früh fahren würde, schließlich hat er nächste Woche noch gar keine Kurse. Laut ihm kommen jedoch alle schon eine Woche früher, um sich kennenzulernen. „Los, Tyler kann dich nach Hause bringen."
Mit einem charmanten Lächeln wie immer greift Logan nach meiner Hand und meinen Sachen, und ich? Ich folge ihm stumm, auch wenn ich gerade wirklich lieber mit ihm diskutieren würde, um meine Wut und meine Verzweiflung rauszulassen. Aber nein, ich muss meine Fassung bewahren. Ich bin einfach nicht so explosiv, nie. Ich fühle lieber alles für mich selbst, dann kann ich mich auch nicht angreifbar machen.
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Like The Sea (Band 1)
RomansaEmma ist reich, klug und gutaussehend. In einer Welt aufgewachsen, in der Reichtum und das Auftreten die größte Rolle spielen, versucht sie immer, selbstbewusst und unfehlbar zu wirken. Niemand soll wissen, wie sehr sie eigentlich an sich selbst zwe...