Kapitel 27

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27

„You feel like home."

- Galantis feat. OneRepublic

„Und? Warst du gestern noch lange im Riff?" Liz steht mir gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt und der Blick hinter der feinen Brille neugierig und so unausweichlich, dass man gar nicht anders kann als ihr zu antworten. Umso glücklicher bin ich darüber, dass hinter ihr Claire mit Jesse im Schlepptau auftaucht und ich so um die Antwort drumherum komme. Natürlich werde ich ihr früher oder später von dem Abend erzählen müssen, es ist immerhin Liz und sie ist die einzige, die weiß, was schon alles zwischen Leo und mir passiert ist, aber jetzt gerade, hier auf dem Unigelände könnte ich mir besseres vorstellen als ihr von dem gestrigen Abend zu erzählen, bei dessen Gedanke sich immer noch ein Lächeln in mein Gesicht schleicht.

„Na, ihr", begrüßt Claire uns, während Jesse uns nur mit einem kurzen, nicht wirklich überzeugenden Lächeln ansieht. Von wegen es ist nichts und er kriegt sich bald wieder ein. Mein Verdacht, dass es was mit Leo und mir zu tun hat, verhärtet sich immer mehr und ich fände es schrecklich, wenn ich tatsächlich der Auslöser für seine schlechte Laune wäre.

Andererseits weiß ich auch, dass ich nichts dafürkann. Ich wollte nicht mit ihm ausgehen, weil ich wirklich nicht bereit für etwas Neues war. Zu dem Zeitpunkt konnte ich nun wirklich nicht ahnen, dass ich mich kopfüber in die Sache mit Leo stürzen würde und ich so schnell Gefühle für ihn entwickle. Schließlich war das alles nicht geplant gewesen. Und doch stehe ich nun hier, mit rasendem Herzen als ich Leo entdecke, der sein Motorrad gerade auf dem Parkplatz abstellt. Er zieht sich den Motorradhelm ab und fährt sich dann einmal durch die Haare, sodass deren perfekte Unordnung ihn nur noch besser aussehen lässt als sowieso schon, bevor er geradewegs auf uns zukommt.

Mein Blick löst sich keine Sekunde von ihm. Er sieht einfach so verdammt gut aus in der schwarzen Lederjacke, die er über einem grauen, dünnen Pullover trägt und mit Motorradhelm in der Hand. Je näher er mir kommt, desto stärker wird das Kribbeln in meinem Körper und als er anfängt zu lächeln, macht mein Herz einen Satz.

„Hey", sagt er dann in die Runde und kommt noch einen Schritt auf mich zu, sodass die Lücke zwischen uns komplett geschlossen ist. Dann drückt er mir einen Kuss auf die Lippen. Keinen kurzen, unschuldigen, sondern so einen bei dem ich vor Überraschung einen Schritt nach hinten mache und Schnappatmung bekomme. Mir entgeht nicht, dass unsere Freunde um uns rum mucksmäuschenstill geworden sind und uns irritiert anstarren, was die Sache nur noch unangenehmer macht.

Wenige Sekunden später löst er sich von mir und es bleibt mir nicht unbemerkt, dass sein erster Blick geradezu triumphierend zu Jesse geht, welcher uns entgeistert ansieht. Mein Magen verkrampft sich sofort und es macht sich das Gefühl in mir breit, dass er das nur gemacht hat, um Jesse eifersüchtig zu machen. Dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Aber keinen Stress, keinen Druck. Das hast du selbst so gesagt, Emma.

„Wir sollten reingehen", murmele ich und drehe mich um, ohne auf eine Antwort von meinen Freunden zu warten.

„Was war das denn?", fragt Liz und umfasst meinen Arm, sobald sie mich eingeholt hat. „Und jetzt sag nicht nichts. Er küsst dich vor uns allen und du machst nen Rückzieher und gehst. Seid ihr jetzt zusammen? Aber sollte dann nicht alles super sein? Und..."

„Liz!", unterbricht Claire sie zischend. „Gib ihr doch mal eine Chance zu reden."

„Mach ich, wenn ich fertig bin", erklärt Liz daraufhin und zwinkert uns zu. Dann öffnet sie die Tür zum Vorlesungssaal und wir gehen rein. Wir steuern direkt auf unseren Stammplatz in der Mitte zu und erst dann fällt mir auf, dass Scott ja noch gar nicht da ist.

Like The Sea (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt