Kapitel 34

179 14 1
                                    

34

„Give me a moment

I need just a little more time."

- Martin Garrix & Dean Lewis

Ich laufe einige Minuten durch die Straßen bis ich auf eine komme, die ein bisschen stärker befahren ist als die wo Leo wohnt. Dann nehme ich das erste Taxi, welches mir entgegenkommt und gebe dem Fahrer meine Adresse. Hoffentlich sieht er nicht, wie verheult mein Gesicht ist.

So richtig verstehe ich nicht, was da gerade passiert ist. Ich habe Leo noch nie so schroff und bedrohlich erlebt. Zu mir war er immer liebevoll und zuvorkommend, es war als würde ein anderer Mensch vor mir stehen.

Langsam lehne ich meinen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe und betrachte den Verkehr und die Menschen, die an mir vorbeiziehen. Ob diese Menschen da draußen auch so einen schlechten Tag haben? Oder bin ich die einzige in dieser verdammten Stadt?

Die Zeit vergeht wie im Flug, weil mein Kopf so voll mit Gedanken rund um Leo ist. So hält der Taxifahrer an und ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass wir schon vor unserem Anwesen sind. Ich drücke ihm ein paar Pfundscheine in die Hand und steige aus.

Dad ist zum Glück nicht zuhause, er ist bestimmt im Golfclub. Ich bin froh darüber, denn so möchte ich ihm nicht unter die Augen treten.

Schleppend laufe ich die Treppen hoch und lande schließlich in meinem Bett. Dort laufen wieder die Tränen bis keine mehr kommen. Es verlief so gut und ich fasse nicht wie wütend und gemein er war. Aber wahrscheinlich hat er mit allem Recht, vielleicht sollte ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass das mit uns nichts Langfristiges ist. Es passt einfach nicht.

Ich werde aus meinem Trübsal gerissen, als mein Handy ein lautes Ping von sich gibt. In der Hoffnung, dass es Leo ist, der mir schreibt, greife ich schnell nach meinem Handy und werde sofort ein wenig enttäuscht. Es ist nur Liz.

Liz an Emma (01:10 pm)

Wir treffen uns um 18 Uhr vor dem La Dolce. Ich freue mich schon J

Den Abend mit Liz, Claire und Scott hatte ich vollkommen vergessen. Am liebsten würde ich absagen, aber das kann ich nicht machen. Ich sollte nicht alleine zuhause sitzen und Trübsal blasen. Die Zeit mit meinen Freunden wird mir sicher guttun. Es wird mich ganz sicher von den Gedanken an Leo ablenken.

Ich brauche gefühlt eine Ewigkeit, um mich aufzuraffen, aber dann schaffe ich es doch noch eine Sporteinheit einzulegen, bevor ich mich fertig machen muss.

Das Brennen der Muskeln tut gut, aber der Schmerz schafft es nicht, meine Gedanken vollkommen zu verdrängen. Ich merke wie mir die Tränen schon wieder über die Wangen laufen als ich am Ende auf der Sportmatte liege. Dabei dachte ich doch, dass ich gar keine mehr überhätte.

Als ich nach der Dusche vor dem Spiegel stehe, bin ich geschockt von meinem Aussehen. Die roten Augen und die dunklen Augenringe lassen es nicht unbemerkt, dass ich geweint habe. Es kostet mich viel Zeit und Schminke bis ich einigermaßen ausgehtauglich aussehe, trotzdem sieht man mir snoch an wie fertig ich bin.

Auf der Fahrt zum Restaurant rufe ich meinen Dad an, um ihn zu sagen, dass ich den Abend lang unterwegs bin. Danach versuche ich meine Stimmung zu heben, indem ich immer wieder versuche zu lächeln. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass es was bringt, aber kann nach dieser Fahrt ganz sicher sagen, dass das ein Gerücht ist. Meine Laune ist immer noch am Boden. Immer wieder sehe ich auf mein Handy in der Hoffnung, dass Leo mir geschrieben hat, aber nichts.

Ich hätte einfach nicht wieder zurückgehen sollen. Carly hat es sicher nur gut gemeint, trotzdem hätte ich nicht auf sie hören sollen. Über den ersten Streit wären wir hinweggekommen, aber der zweite war heftig.

Like The Sea (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt