Like The Sea (Band 1)

Kapitel 8

8

„You touch me and it's almost like we knew

that there will be history between us too"

- Lauv feat. Julia Michaels

Um kurz nach halb acht hält Jones vor Claires Haus. Es ist ein, für Londons Verhältnisse, großes Haus der oberen Mittelschicht ein Stück außerhalb des Zentrums. Das Haus ist nichts außergewöhnliches aber hübsch und wirkt einladend. Liz und ich steigen aus dem Bentley und ich vernehme schon einen wummernden Bass. Ich dachte eigentlich, das sollte eine kleine Party werden, die Musikwahl und die Lautstärke sprechen allerdings dagegen.

Es tummeln sich jetzt schon viele Leute im Flur und ich weiche einem Jungen aus, der mir fast ein Bier über meine Bluse kippt. Entsetzt blicke ich Liz an, die allerdings hat davon überhaupt nichts mitbekommen. Sie unterhält sich schon mit zwei Mädchen, die ich meine, aus der Uni zu kennen. Ich sehe mich suchend nach Claire oder Scott um, kann aber gerade keinen von ihnen erblicken.

"Hey, wer bist du denn? Dich kenne ich gar nicht", brüllt mir jemand von der Seite ins Ohr. Ich drehe mich erschrocken um und sehe einen Jungen an, der mir komischerweise total bekannt vorkommt. Dabei kenne ich ihn ganz bestimmt nicht.

"Ich.. Ich bin eine Freundin von Claire. Hast du sie zufällig gesehen?", brülle ich zurück. Wo bin ich bloß gelandet? Ich hatte mich auf einen Abend mit neuen Freunden gefreut und nicht auf das hier.

"Ach wirklich? Ich bin Jesse, Claires älterer Bruder. Komm mit, ich glaube ich habe sie vorhin im Wohnzimmer gesehen", antwortet er und zieht mich im gleichen Moment mit sich in das Wohnzimmer.

Ich suche den Raum nach Claire ab und stöhne laut auf als ich jemanden erblicke mit dem ich wirklich nicht gerechnet hätte. Leo sitzt auf dem Sofa und funkelt mich schelmisch an. Er scheint mein Unbehagen zu merken, was ihm eindeutig eine Freude macht. Mistkerl. Ich stehe mal wieder lächerlich steif in einem Raum, wegen ihm. Ich zwinge mich, mich zu bewegen und laufe auf einen Tisch zu, der hinter dem Sofa steht. Auf ihm steht eine Auswahl an Getränken. Genauer gesagt eine Auswahl verschiedener Biersorten.

Ich überlege kurz, ob es nach Montag wirklich eine gute Idee ist, wieder zu trinken. Vor allem, wenn Leo wieder dabei ist. Außerdem mag ich Bier nicht besonders. Trotzdem beschließe ich, dass es eine gute Idee ist, anders würde ich wohl keine zehn Minuten mehr hier aushalten. Ich nehme einen großen Schluck und drehe mich um, um mein eigentliches Ziel weiterzuverfolgen. Claire zu finden. Ich komme aber gar nicht dazu, denn direkt hinter mir steht Leo.

Er mustert das Bier in meiner Hand, blickt mir dann aber ins Gesicht.

"Aber bitte nicht wieder heulen. Ist mir heute echt nicht nach", grinst er mich an. Und ich kann ihm ansehen, wie viel Spaß es ihm macht, mich zu provozieren. Am Montag kam er mir wesentlich netter vor.

"Habe ich dir irgendwas getan?", frage ich und konzentriere mich darauf, dass meine Stimme fest und sicher klingt. Er lässt sich ziemlich Zeit dabei, mir zu antworten. Vorher betrachtet er mich von oben bis unten, wodurch sich eine Hitze auf meinem Körper ausbreitet, die ich mir nicht erklären kann.

Vor Unbehagen kreuze ich meine Beine und verschränke meine Arme vor meiner Brust.

"Wie kommst du drauf?"

Ich lache ironisch. Das meint er doch nicht ernst. "Ich weiß auch nicht, wie komme ich da nur drauf?" Ich schlängle mich an ihm vorbei, denn ich habe heute Abend wirklich keine Lust auf seine blöden Kommentare. Dass er mich heute in der Uni so verunsichert hat, hat mir vollkommen gereicht.

Glücklicherweise finde ich dann endlich Claire, die mit Scott und ein paar anderen am Esstisch sitzt und sich unterhält. Vor ihnen stehen Getränke, die kein Bier sind.