Kapitel 19

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„I wish I could make the time stop

So we could forget everything and everyone"

- Lauv feat. Julia Michaels

Ich möchte, dass das zwischen Leo und mir weitergeht, was auch immer es ist. Natürlich möchte ich das. Allein bei dem Gedanken daran, bekomme ich Herzrasen. Aber ich wusste nicht, wie ich mich bei ihm melden soll. Hi Leo, ist ok, dass du deine Freundin mit mir betrogen hast, ist das einzige, was mir eingefallen ist. Eine besonders gute Idee fand ich es nicht, also habe ich es einfach gelassen.

Ich sehe auf die Uhr, die auf meinem Nachttischschränkchen steht. 6:29 Uhr. Eindeutig zu früh für einen Samstag. Ich bleibe noch etwas liegen und falle immer wieder in einen unruhigen Schlaf. Nach fast zwei Stunden zwinge ich mich, aufzustehen und Sport zu machen, um den kreisenden Gedanken an Leo zu entfliehen. Ganz schaffe ich es leider nicht und erwische mich während des Trainings dabei, wie ich mich frage, ob er wohl gerade an mich denkt.

Frustriert steige ich vom Laufband runter und widme mich noch den Gewichten. Ich versuche meinen ganzen Frust in den Sport zu legen, sodass ich mich danach, verschwitzt und am Ende meiner körperlichen Kräfte, unter die Dusche stelle. Das heiße Wasser fühlt sich gut an und lockert meine verspannten Muskeln ein wenig. Ich bleibe lange unter der Dusche in der Hoffnung, dass sich die Knoten in meinen Gedanken genauso lockern wie meine Muskeln. Leider gelingt das nicht. Nach einer halben Stunde verlasse ich die Dusche und gehe nur mit einem Handtuch bekleidet zurück in mein Zimmer.

Ich bin gerade dabei, meine Haare mit einem Handtuch zu trocknen, während ich wieder und wieder auf mein Handy gucke und zum gefühlt hundertsten Mal überlege, ob ich Leo doch einfach mal schreiben soll als mich ein Klopfen an meiner Tür aus meinen Gedanken reißt.

„Emma, du hast Besuch", höre ich die Stimme meines Vaters durch die schwere Holztür. „Es ist der nette junge Mann von neulich Abend", fügt er dann noch hinzu und ich erstarre. Dann wird mir klar, dass mein Vater auf eine Antwort wartet und ich nur von einem Handtuch umhüllt bin. So kann ich Leo ganz sicher nicht gegenübertreten.

„Nein, bloß nicht", rufe ich fast hysterisch. „Ich komme sofort", füge ich deshalb noch hinzu.

Ich höre den sich entfernenden Schritten meines Vaters zu und brauche einige Sekunden, um mich wieder in Gang zu setzen. Was macht er hier? Schnell ziehe ich mir etwas an und versuche, meine nassen Haare zumindest etwas zu bändigen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffne ich meine Tür und mache mich mit klopfendem Herzen auf den Weg nach unten. Leo richtet sich auf, als er mich auf dem Absatz der Treppe entdeckt. Sein Blick wandert über meinen Körper bis er mir in die Augen sieht und mich anlächelt.

„Hey", sagt er und lässt mit diesem einzigen Wort einen Schauer über meinen Rücken wandern.

„Was machst du hier?" Wie von alleine gehe ich noch ein Stück weiter auf ihn zu, bleibe aber trotzdem zwei Metern von ihm entfernt stehen.

„Du hast dich nicht gemeldet." Sein Ton klingt keineswegs vorwurfsvoll, trotzdem fühle ich mich schlecht. Ich hätte ihm schreiben sollen. „Ich dachte, wir könnten was unternehmen."

„Was?", frage ich verwirrt.

„Wir fahren raus aus der Stadt", erklärt er, trotzdem bin ich immer noch verwirrt. Wir haben Streit und jetzt möchte er mit mir einen Ausflug machen. Bei dem Gedanken, den ganzen Tag mit Leo zu verbringen, fängt mein Körper an zu kribbeln. Ich spüre seine Berührungen quasi noch auf mir und würde zugegebenermaßen alles dafür tun, dass er mich nochmal küsst und mich berührt.

Like The Sea (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt