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„We just dance backwards into each other"
- Lauv feat. Julia Michaels
Wir betreten die Bar und meine vor Kälte angespannten Muskeln entspannen sich durch die warme Luft, die mir entgegenkommt, sofort. Ich blicke mich um, die Bar ist das genaue Gegenteil des Clubs, in dem wir eben waren. Sie ist eher rustikal eingerichtet und die gut gefüllten Regale hinter der Theke fallen mir als einzig positives auf. Auf den Regalen steht Alkohol in den verschiedensten Variationen und manche bunten Flaschen schillern im Licht der Spots. Mir fallen sofort die grünen Ginflaschen auf, die das Regal zieren. Es wundert mich sehr, dass so ein Schuppen doch recht hochwertigen Alkohol anbietet. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen und sehe, dass es mehrere Sitzgelegenheiten gibt. Sowohl kleine Tische mit Stühlen, als auch ein paar Sofas, die wohl ihre besten Tage hinter sich haben, stehen im Raum. Manche Menschen würden den Einrichtungsstil wahrscheinlich als gemütlich beschreiben, für mich ist es einfach nur altmodisch. Ich verziehe das Gesicht und drehe mich zu den anderen um. Da ich keine Spaßbremse sein möchte, folge ich ihnen zu einer Sitzecke, als diese sich in Bewegung setzen.
„Eigentlich doch ganz süß hier", behauptet Vicky fröhlich und startet so einen kläglichen Versuch, meine Stimmung zu heben.
Zum Glück erscheint kurze Zeit später ein Kellner an unserem Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. Immerhin der Service scheint in diesem Schuppen einigermaßen gut zu sein. Logan bestellt für Vicky und mich jeweils einen Gin Tonic, während sich die Jungs für den Rest des Abends an Bier halten wollen.
"Willst du mich abfüllen?", flüstere ich meinem Freund zu, welcher mich daraufhin verschwörerisch anlächelt. "Nur deine Stimmung etwas anheben. Du wirkst heute ziemlich angespannt." Logan legt seine Hand auf die nackte Haut meines Oberschenkels, viel zu nah am Saum meines super kurzen Kleides. Plötzlich überkommt mich das Gefühl, mich würde jemand beobachten, doch als ich mich umsehe, entdecke ich niemanden. Trotzdem schiebe ich Logans Hand sofort ein Stück zur Seite und fange an, mich am angeregten Gespräch der anderen zu beteiligen.
Die Zeit vergeht schnell und nachdem ich meinen ersten Gin Tonic getrunken habe, steht auf wundersame Weise immer wieder ein neuer vor mir, den ich dankend trinke. Meine Laune wird tatsächlich besser und ich kann meine negativen Gedanken endlich ausblenden.
Um uns herum herrscht immer noch reger Betrieb. Regelmäßig hört man laute Ausrufe und schallendes Gelächter aus anderen Ecken der Bar.
„Das war Abseits, du Idiot." Der ältere Mann, welcher am Tresen sitzt, scheint schon ziemlich betrunken zu sein. Auf einem großen Fernseher läuft die Wiederholung eines Fußballspiels, das offenbar nicht so verläuft, wie er sich das wünscht.
„Stimmung ist hier auf jeden Fall", kommentiert William das Geschehen. Er grinst und streckt sich ein wenig, um dem Spiel ebenfalls folgen zu können. Ich empfinde diese Stimmung eher als unangenehm, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Nach einigen Gin Tonics ist meine Laune zwar besser, jedoch machen sich diese auch bemerkbar. Na super, mir graut es jetzt schon vor der Toilette hier. Aber eine andere Wahl habe ich nicht.
Ich versuche, mir beim Gehen nicht anmerken zu lassen, dass ich etwas beschwipst bin. Gerade als ich denke, dass mir das ganz gut gelingt, stoße ich auf Widerstand und spüre eine kalte Flüssigkeit meinen Ausschnitt hinablaufen. Ich gebe einen spitzen Schrei von mir und schaue dem Schuldigen direkt ins Gesicht. Mein Mund wird trocken, als mir die stechend grünen Augen auffallen. Sie fixieren mich erst mit einem überraschten Ausdruck, verhärten sich aber recht schnell.
Ich schlucke schwer, versuche mich zu fangen und etwas zu sagen, doch es gelingt mir nicht. Noch nie habe ich solche Augen gesehen. Um seine grüne Iris verläuft eine dunkle Linie, die seine Augen nur noch heller und ausdrucksstärker erscheinen lässt als sie sowieso schon sind.
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Like The Sea (Band 1)
DragosteEmma ist reich, klug und gutaussehend. In einer Welt aufgewachsen, in der Reichtum und das Auftreten die größte Rolle spielen, versucht sie immer, selbstbewusst und unfehlbar zu wirken. Niemand soll wissen, wie sehr sie eigentlich an sich selbst zwe...