Kapitel 11

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(Dieses Kapitel enthält anzügliche Inhalte.)

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„There's no way that it's not going there

With the way that we're looking at each other."

- Lauv feat. Julia Michaels

"Da waren es nur noch zwei", sagt Leo und schüttet uns den Tequila ein. Wahrscheinlich sollte ich doch besser gehen. Ich glaube nicht, dass es die beste Idee ist, gemeinsam mit Leo zu trinken. Andererseits... was soll schon passieren?

Also streue ich Salz auf meinen Handrücken, lecke diesen ab, kippe dann den Tequila runter, nur, um anschließend den widerlichen Geschmack mit der Säure der Zitrone zu vertreiben. Leo tut es mir nach und schaut mich amüsiert an, als ich mich angewidert schüttele.

„Das kannst du aber besser." Er füllt das Shotglas wieder auf und schiebt es mir zu. Mir graut es schon wieder vor dem beißenden Geschmack und der Wärme, die sich durch den Alkohol in meinem Körper ausbreitet. Tequila habe ich ein Mal in meinem Leben getrunken. Das war an meinem 18. Geburtstag und ich habe mir geschworen, dieses widerliche Zeug nie wieder anzufassen. Und trotzdem trinke ich auch den zweiten Shot ohne Widerstand. Überraschenderweise schmeckt dieser schon wesentlich besser.

"Arbeitest du hier gerne?" frage ich Leo dann, damit ich um einen weiteren Shot herumzukommem.

"Ja." Er lässt seinen Blick durch die Bar schweifen, die mir mittlerweile viel gemütlicher erscheint als beim ersten Mal. "Ich mag den direkten Kontakt zu den Menschen, auch wenn sie einen manchmal mit ihren Problemen vollheulen."

Ich weiß, dass er auf meinen Zusammenbruch letzte Woche anspielt, versuche das aber entspannt zu sehen. Er möchte mich nur aufziehen. "Und das stört dich?"

"Kommt drauf an, wer es macht", sagt er, während er den nächsten Tequila einschüttet und ihn mir überreicht. Das Ablenkungsmanöver hat ja richtig gut funktioniert...

"Auf die hilflosen betrunkenen Mädchen, kann man nicht so lange sauer sein", fügt er dann noch hinzu. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. "Ist das so?"

Anstatt mir zu antworten, fordert mich Leo in der nächsten Viertelstunde auf noch so viele Tequila zu trinken, dass ich irgendwann aufhöre zu zählen.

Trotzdem erfahre ich von ihm, dass er seit etwa einem Jahr hier arbeitet und vor zwei Jahren aus Amerika hierhergezogen ist. Sein Akzent hat ihn verraten. Dass der mir vorher nicht aufgefallen ist, wundert mich schon ein wenig, doch ich hatte wahrscheinlich einfach andere Probleme Er ist zwei Jahre älter als ich und hat im ersten Jahr in London erstmal nur gearbeitet, um sein Studium finanzieren zu können. Ob seine Eltern ihn nicht unterstützen, traue ich mich nicht zu fragen.

Nach etwa einer halben Flasche Tequila plus den Getränken zuvor, merke ich den Alkohol gut. Meine Wangen glühen und ich rede viel zu viel. Um ein wenig runterzukommen, entscheide ich mich kurz rauszugehen als Leo auf Toilette ist. Das hat jedoch nicht den gewünschten Effekt. Die kalte Luft ist wie ein Schlag ins Gesicht und plötzlich merke ich den Alkohol noch viel mehr. Einen Moment drehen sich die Lichter um mich herum und meine Beine werden wackelig, weshalb ich mich gegen die Wand lehne.

Ich möchte mein Handy aus meiner Tasche holen, merke jedoch, dass ich sowohl diese als auch meine Jacke in der Bar gelassen habe. Mist, ich sollte wirklich besser auf meine Sachen aufpassen. Als ich mich umdrehe, um wieder reinzugehen, stoße ich mit Leo zusammen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er rausgekommen ist.

In seiner rechten Hand hält er meine Jacke, aber die ist mir gerade wirklich egal. Ich stehe so nah an Leo, dass ich die Wärme seines Körpers spüren kann und ich hochsehen muss, um in seine Augen sehen zu können. Diese unglaublichen Augen.

Like The Sea (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt