Kapitel 20

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20

„I don't know where this is going

Every time we touch it's gold."

- Phantoms ft. Vanessa Hudgens

Keine halbe Stunde später parkt Leo das Auto direkt am Strand. Ein Lächeln breitet sich unwillkürlich auf meinem Gesicht aus sobald ich das Meer sehe, welches hohe Wellen schlägt. Als ich aus dem Auto steige, reißt mir der starke Wind die Tür aus der Hand und ich ziehe meine Jacke gleich ein bisschen enger an meinen Körper. Trotzdem genieße ich die kühle Seeluft.

"Bist du warm genug angezogen?", höre ich Leos Stimme kurz hinter mir.

Ich nicke, sehe aber weiter auf das weite Meer hinaus. Das ist genau das, was ich gebraucht habe, um die letzten Wochen zu verarbeiten und etwas Ruhe zu finden. Schon jetzt habe ich das Gefühl, dass ein Teil der Last, welche sich in den letzten Wochen auf meine Schultern gelegt hat, verfliegt.

Leo lehnt sich neben mich an das Auto und folgt meinem Blick. Es ist kaum was am Strand los, obwohl nur wenige Wolken am Himmel zu sehen sind. Nur der Wind ist eisig kalt.

Eine Weile verbringen wir schweigend. Es ist kein unangenehmes Schweigen, tatsächlich fühle ich mich trotz der Anspannung der letzten Tage wohl neben ihm. Er lässt mich den Moment genießen und ich habe das Gefühl, auch ihm gefällt es, dass wir zusammen hier sind. Das entspannte Lächeln, welches auf seinen Lippen liegt, spricht jedenfalls dafür.

Erst nach einigen Minuten sehe ich, wie er sich im Augenwinkel bewegt.

„Sollen wir runter gehen?" Er deutet auf den Weg, der uns direkt zum Strand führt und ich nicke zaghaft. Bevor wir loslaufen holt Leo einen Rucksack aus seinem Auto. Was da wohl drin ist?

Wir laufen Richtung Strand, der Wind wird immer stärker, sodass ich leicht fröstle. Ich verfluche das herbstliche Wetter, allerdings könnte ich nicht die Ruhe des Meers genießen, wären hier mehr Menschen.

„Ist dir kalt? Möchtest du meine Jacke haben?" Leo schaut mich besorgt an. Ein wenig berührt es mich, dass er sich um mich sorgt und ich lächle in mich hinein. "Nein, danke. Es geht schon."

Leo und ich laufen stillschweigend den Strand entlang bis er offenbar eine Stelle findet, die ihm gefällt. Er stellt seinen Rucksack auf den Sand und holt eine karierte Decke raus. "Du hast ja an alles gedacht", kommentiere ich dies. Er zwinkert mir zustimmend zu, was eine wohlige Wärme in mir hervorruft.

Sobald wir auf der Decke sitzen und auf das Meer sehen, versuche ich wieder ein Gespräch aufzubauen: "Du machst viel Sport, oder?"

Ich schaue zu ihm und kann genau beobachten, wie sich langsam ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet. "Wie kommst du drauf?" Seine Augenbrauen sind gespielt überrascht hochgezogen.

Beim Gedanken daran wie er sein T-Shirt auszieht und sich sein durchtrainierter Körper zeigt, werde ich sofort rot. Ganz offensichtlich macht er viel Sport. Leo wartet gar nicht auf eine Antwort, bevor er weiterspricht: "Ich boxe gerne." In meinem Kopf formt sich ein Bild von Leo beim Boxen, beiße ich mir auf die Unterlippe. "Ansonsten gehe ich joggen, aber viel Zeit bleibt mir durch die Arbeit dann auch nicht mehr."

Das glaube ich ihm. Er ist ständig in der Bar, gibt dazu noch die Übung und studiert selbst. Ich habe schon das Gefühl, dass ich viel zu tun habe, aber was soll er denn dann sagen?

"Du bist halt ein viel beschäftigter Mann", sage ich und blicke ihn grinsend an. „Ich hätte sicher einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen." Das bedarf ganz schön viel Organisationstalent alles unter einen Hut zu bringen. „Keine Ahnung, wie du das schaffst."

Like The Sea (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt