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„I keep telling myself this might be nothing
But one look in your eyes and, God, there's something."
- Maddie & Tae
Die Uniwoche möchten meine Freunde am Freitag in einer Bar ausklingen lassen. Ich gehe mit, bereue es aber sofort als ich merke, für welche Bar sie sich entschieden haben. Natürlich ist es das Riff geworden und jetzt, direkt vor der Bar, kann ich wohl kaum einen Rückzug machen. Na super.
Ich hoffe nur, dass Leo heute nicht arbeitet. Gerade habe ich es fast geschafft, die Gedanken über ihn auszuschalten, da wäre es nicht sehr hilfreich ihn jetzt wiederzusehen. Ich war schon froh, dass die Übung diese Woche aufgrund eines Seminars ausgefallen ist.
Leider liegt das Glück nicht auf meiner Seite. Leo steht an der Bar und unterhält sich mit Leuten, die ich ebenfalls kenne. Jesse und zwei weitere Jungs, die mir von der Party letzte Woche bekannt vorkommen, sitzen am Tresen. Jeder hat ein Bier in der Hand. Claire steuert direkt auf ihren Bruder und seine Freunde zu, während ich am liebsten direkt wieder umdrehen würde.
"Schwesterherz, ich würde meinen Abend gerne mal ohne dich verbringen", sagt er zu Claire, sieht anschließend aber zu mir. "Obwohl", fügt er hinzu. "Auf ein Bier könnt ihr gerne bleiben."
Jesse lächelt mich an, zögernd tue ich es ihm nach. Ich möchte ihm wirklich keine Hoffnungen machen. Deshalb setze ich mich auch auf den Stuhl, welcher am weitesten von ihm weg steht.
"Was wollt ihr trinken?" Leo lehnt sich gegen den Tresen und sieht uns der Reihe nach an, wobei ich das Gefühl habe, dass sein Blick einen Moment länger an mir hängen bleibt.
"Überrasch uns!", antwortet Liz ihm. Auf Leos Lippen legt sich ein Lächeln. Er greift nach unterschiedlichen Flaschen mit Säften und alkoholischen Getränken und mixt diese ziemlich geübt zusammen. Ich folge seinen Bewegungen interessiert, mir wäre wahrscheinlich schon etwas heruntergefallen. Als Leo den Shaker hochwirft und gekonnt hinter seinem Rücken wieder auffängt, machen Claire und Liz einen begeisterten Laut, während die Jungs die Augen verdrehen. "Wen willst du eigentlich beeindrucken, Leo?", fragt ein rothaariger Junge, dessen Name mir entfallen ist.
Leo schaut kurz zu ihm, wendet sich dann mir zu und zwinkert. Perplex schaue ich ihn an, unsicher ob ich mir das nur eingebildet habe. Währenddessen hat Leo sich schon wieder auf die Arbeit konzentriert. Er füllt den Cocktail in Gläser und stellt sie vor uns. Das Getränk ist unglaublich lecker. Es ist süß und den Alkohol, der darin ist, schmeckt man kaum.
Da die Bar ziemlich voll ist, viele Studenten scheinen sich hier nach der Uni zu treffen, ist Leo selten bei uns. Er konzentriert sich vollkommen auf seine Arbeit, weshalb ich die Chance nutze, ihn zu beobachten. Ich kann einfach nicht anders.
Leo ist heute in ganz schwarz gekleidet. Sein T-Shirt ist eng und umspielt seine Muskeln. Er muss viel Sport machen. Unbewusst beiße ich mir auf die Unterlippe und ermahne mich selbst, als ich es bemerke.
Leo sieht so aus als hätte er viel Spaß an seinem Job. Er lacht viel, spricht mit jedem Gast als würde er ihn schon ewig kennen und erledigt gleichzeitig seine Arbeit.
Ich kenne niemanden, der so attraktiv ist, ohne sich Mühe zu geben. Seine Kleidung ist schlicht, die Haare nicht großartig gestylt. Ihm fällt eine dunkelbraune Strähne ins Gesicht, die ihn noch unwiderstehlicher aussehen lässt.
Plötzlich sieht er zu mir rüber. Ich erschrecke mich, kann aber nicht wegsehen. Als er langsam zu mir rüberkommt, folge ich jedem seiner Schritte.
"Kann ich dir noch etwas bringen?", fragt er mich. Die Worte brauchen einen Moment, um in meinem Gehirn anzukommen, zu konzentriert bin ich auf seine vollen Lippen. Scheiße. Ruckartig sehe ich ihm wieder in die Augen, die ein wenig belustigt aussehen. Er muss gemerkt haben, wie ich ihn beobachtet habe.
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Like The Sea (Band 1)
RomansaEmma ist reich, klug und gutaussehend. In einer Welt aufgewachsen, in der Reichtum und das Auftreten die größte Rolle spielen, versucht sie immer, selbstbewusst und unfehlbar zu wirken. Niemand soll wissen, wie sehr sie eigentlich an sich selbst zwe...