Kapitel 21

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Der Morgen kam viel zu früh! Völlig geschafft durch meinen letzten Traum, in welchem ich wiedermal im Wald war. Ich ließ mich müde aus dem Bett gleiten, holte mir meine Schuluniform aus dem Kleiderschrank und schleppte mich ins Badezimmer. Bei meinem Anblick im Spiegel versuchte ich zu retten, was zu retten war. Als ich fertig angezogen war, wollte ich frühstücken gehen, doch so weit kam ich gar nicht, weil ich plötzlich in die Arme eines Etwas gezogen wurde. Das schlechte Gewissen sprach nur so aus Ellie, die mich mit einer stürmischen Umarmung vor dem Wohnheim überfiel. Nachsichtig wie ich war, wischte ich ihre Worte auf die Seite und lief weiter, mit ihr als Klette. „Alles verziehen und vergessen, wenn du mir sagst, warum du mich einfach hast stehen lassen. Warum? Hab ich was falsch gemacht?" „Was? Nein! Natürlich nicht!" Erwiderte sie vehement und ich zuckte nur mit den Schultern. „Aber was war dann los?" „Ähm,... Im Nachhinein war es wirklich was total unwichtiges!" Nach einem neugierigen Blick, fing Ellie an stotternd die Details zu erklären. „Ähm, der Prinz, also nein, ich meine meinen Prinzen... Henry, ihm gings nicht gut! Ich musste mich um ihn kümmern." „Achso,...na dann hoffe ich es geht ihm gut?" Fragte ich sie skeptisch, denn so nervös habe ich sie noch nie erlebt. Wir liefen schweigend nebeneinander her, bis jeder von uns sich sein Essen geholt hat und wir einen Sitzplatz in dem vollen Speisesaal ergattert haben. „Woher wusstest du eigentlich wann ich komme?" Erkundigte ich mich dann, denn normalerweise stand Ellie nicht so früh auf. „Naja, ich wusste nicht wann du losgehen würdest, deshalb postierte ich mich im Morgengrauen einfach dort außen. Und könnten wir jetzt essen? Ich sterbe hier sonst noch!" Plapperte Ellie mit vollem Mund und stöhnte genüsslich auf, als sie ihr Rührei genoß. „Aber was war denn gestern so dringend das du mit mir reden musstest?" Fragte sie mich und ich erzählte ihr alles. „Die ist so eine... so eine blöde K-" „Ellie, lass es. Das bringt doch nichts!" versuchte ich sie zu beruhigen, aber Ellie beachtete mich gar nicht, sondern schäumte nur so vor Wut. „Nichts da! So sollte sie nicht mit dir reden! Willst du nicht mit Alexander darüber reden?" Kurz war ich perplex, wann denn Ellie anfing meinen Freund beim Vornamen und ohne Titel zu nennen, aber ich kam gar nicht zum Antworten, da plapperte sie schon weiter. „Die hat sich mit den Falschen angelegt! Wenn die mir in die Finger kommt..." regte sich Ellie weiter auf. „Ist schon in Ordnung, Ellie." „Nein, ist es nicht! So wie ich dich kenne, hast du nicht wirklich was dagegen unternommen! Das übernehme ich also nächstes Mal für dich!" „Ich beachte sie einfach nicht!" „Das ist aber nicht das Richtige! Du sollst dich wehren und nicht nur einstecken und ignorieren!" sprach Ellie und wollte auch mich davon überzeugen, egal ob ich das auch so sah. „Ich war auch Bogenschießen und Florence hat mich eingeladen, die Aufnahmeprüfung für die Schulmannschaft zu machen." berichtete ich ihr weiter und Ellie verharrte erstaunt in ihren Kaubewegungen. Eilig schluckte sie und fragte mich dann entgeistert: „Du wurdest in ein Team eingeladen? Als Erstklässler? Ich wusste ja das du ein Naturtalent bist, aber auf die Idee kam ich noch gar nicht, sonst hätte ich dich schon längst gezwungen zu ihnen zu gehen. Ich hoffe du hast zugesagt!" „Eigentlich habe ich gesagt, ich überlege es mir noch." Gestand ich ihr aber wurde mit einem bösen Blick gestraft. „Pippa! Weißt du wie selten man als Erstklässler in die Schulmannschaften eingeladen wird? Nie! Das ist wie ein Goldenes Ticket! Das darf man nicht ausschlagen!" Warf sie mir vor und ignorierte meine Einwände. „Was ist, wenn es doch nur Anfängerglück war und es mich jetzt verlässt? Außerdem bin ich noch neu hier und muss noch so viel nachholen." „Das glaubst auch nur du! Wo solltest du besser lernen können als in einem der Schulteams?" Aber egal wie mich Ellie überzeugen wollte, es klappte nicht. „Probiere es doch wenigstens aus. Wenn du die Prüfung nicht bestehst, okay, aber wenn du es nicht mal versuchst, wirst du dich irgendwann ärgern es nicht getan zu haben!" Ermahnte sie mich. „Wie es der Zufall will, kommt dort hinten gerade Florence herein. Die perfekte Gelegenheit ihr deine Entscheidung mitzuteilen!" Damit sah sie mich auffordernd an und machte eine 'Geh' Bewegung mit ihrer Hand. Nach einigen Zögern und tötenden Blicken von Ellie, ergab ich mich, stand auf und wackelte langsam auf die herein kommende Gruppe zu, trotzdem warf ich immer wieder einen unsicheren Blick zurück auf Ellie, die mir aber nur einen Daumen hoch zeigte und mich somit bestärkte in meinem – oder ihren – Beschluss. Noch könnte ich umdrehen... Das war zu verlocken, doch als ich schon auf dem Absatz kehrt machte, entdeckte mich Florence und ihre Cousins und begrüßte mich freudig. „Hallo Florence." „Lass mich raten: Du bist wegen meinem Angebot da?" bemerkte sie direkt und ich nickte nur. „Uuuuunnd? Wie hast du dich entschieden?" fragte sie aufgekratzt. „Ich machs!" teilte ich ihr kurz angebunden mit und ließ den Freudentanz und die Umarmung über mich ergehen, mit der mich Florence überhäufte. „Ich freue mich so sehr! Ich freu mich, dir die anderen vorzustellen! Ein Hoch auf das Bogenschießen!" jubelte sie noch. Sie sprang nun wie ein Flummi auf und ab und wurde erst durch eine Stimme hinter ihr unterbrochen. „Du hast sie ins Schulteam eingeladen und sie soll an der Prüfung teilnehmen?" Philipp war so charmant wie eh und je und die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich freu mich für dich, Kleine!" bekundete Alex und umarmte mich direkt hinterher. Philipp und Robyn starrten mich wiedermal nur entgeistert an. „Du weißt aber schon, dass sie erst im ersten Jahr ist, oder Cousinchen?" richtete sich Philipp misstrauisch an Florence. „Ja klar. Aber sie ist besser als jeder andere, den ich je gesehen habe! Sie ist eine wunderbare Ergänzung zu unserer Mannschaft! Ich mag sie und jetzt hör auf sie so zu mustern! Das ist ja schon unverschämt!" rügte Florence ihren Cousin und tatsächlich senkte dieser sofort den Blick. „Also, komm doch morgen einfach mal zum Training! Direkt im Anschluss an deine letzte Stunde kommst du einfach in Halle 2, ja?" „Okay, gut. Ich werde kommen. Ja also, ich wollt dir nur Bescheid sagen... Bis dann." verabschiedete ich mich schnell, bevor es noch peinlicher wurde und machte mich auf den Rückweg zu Ellie. Seufzend ließ ich mich auf dem Platz neben Ellie fallen und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. „Ich bin stolz auf dich, weil ich weiß, dass du das Richtige getan hast! Wir sollten feiern." frohlockte Ellie und klatschte begeistert und voller Tatendrang in die Hände. „Noch bin ich nicht aufgenommen, also fahr einen Gang runter!" Bremste ich sie eilig aus. „Wenn du meinst. Spielverderber!" stieß sie frustriert aus, aber mir war das gleich. „Wir sollten so langsam mal los. Du weißt schon, wir haben jetzt Natur- und Giftkunde. Die Bryd hasst es doch, wenn wir zu spät kommen..." ließ ich Ellie bedenken, die jetzt widerrum aufstöhnte. „Die Alte regt mich so auf! Dabei ist ihr Fach das einfachste, was es überhaupt gibt!" beschwerte sich Ellie, erhob sich aber und stellte mein und ihr Tablett in den vorgesehenen Wagen ab. „Für dich vielleicht! Mit deiner Naturmagie ist es ja klar, dass es für dich easy peasy ist, aber für uns andere Durchschnittsleute ist das harter Tobak. Dafür muss ich mit am meisten lernen!" zog ich sie auf. Als Antwort warf sie ihre Haare über die Schulter und blickte mich gespielt arrogant an. „Wer kann, der kann!" Wir sahen uns an und brachen gleichzeitig in Gelächter aus und liefen zu unseren gegenüberliegenden Spinden, um alle Materialien zu besorgen, aber auf den Weg dahin versuchte ich den Blicken von Robyn und Philipp zu entkommen - was leichter gesagt als getan war.

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt