Kapitel 37

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Eine plötzliche Nervosität ergriff mich, als der nächste Wettkampf aufgerufen wurde. Am heutigen Tag schaute Principal Northtrop vorbei. Ich weiß nicht, ob sie nur ihre Tochter sehen will oder ob noch mehr dahinter steckte, auf jeden Fall fühlte ich mich beobachtete. Doch es war ja nicht nur sie! Es waren auch die hunderten anderen Menschen, die mir noch nie in meinem Leben begegnet sind, die aber auf der Tribüne allen und jeden zujubelten. Ich hatte einen Köcher schon umgelegt und den Bogen hielt ich auch schon in meinen Händen bereit, denn ich würde unseren Wettkampf beginnen. „Angst?" flötete da eine schrille Stimme und Avania gesellte sich zu mir. „An deiner Stelle hätte ich die auch. So schlecht wie du zielst! Und dann auch noch vor Publikum. Sag mal, schämst du dich nicht?" verspottete mich Avania mit einem heimtückischen Grinsen in der Visage. Ich geb es zwar nicht gerne zu, aber Avania hat dieses Mal ins Schwarze getroffen. Sie schürte meine Ängste weiter an und mir zitterten die Hände wie Espenlaub. Oder bin ich krank? Darf ich dann gehen?

Noch während ich überlegte ob dies eine Möglichkeit wäre, wurden wir aufgerufen und als wäre das noch nicht schlimm genug, musste ich als erste antreten. Ich hätte sterben können unter dem aufbrausenden Applaus und den kritischen Blicken. „Los Pippa!" „Du schaffst das!" oder „Juhuu Pippa!" Rufe konnte ich aus dem Publikum und von der Seitenlinie ausmachen. Mit einem kläglichen Lächeln blickte ich in Richtung des Publikums, mit der ständigen Ermunterung in meinem Kopf, dass ich das schon schaffen würde. Aber je stiller es wurde, desto lauter wurden die Zweifel in meinem Kopf. Ich hätte mich wirklich übergeben können und nur die noch größere Blamage hielt mich davon ab.

Jeder warteten auf meinen ersten Schuss, aber alleine die Schritte auf das Podest hin waren schon unsicher genug. Mit schlotternden Händen griff ich mir einen Bogen und mich durchfuhr es wie ein Blitz. "Du kannst das. Ich vertrau dir. Atme tief ein." Da war wieder die Stimme, aber sooft wie ich diese jetzt schon gehört hatte, hatte sie sogar einen beruhigenden Effekt. Nach einem kurzen Moment des Schocks. Ich folgte ihren Anweisungen und langsam entspannte sich mein Herzschlag wieder und mein Griff wurde fester um den Bogen. "Konzentriere dich nur auf dein Ziel. Du kannst das! Ich glaub an dich!" Ich zog meinen ersten Pfeil raus, legte ihn ein, spannte die Sehne und atmete nochmal tief ein und aus.

Die Anspannung schwand ein wenig, aber nicht genug um richtig zu visieren, weshalb ich meinen ersten Schuss auch direkt verhaute. Höflicher Applaus erklang, was sich mir eher nach Mitleids Bekundungen anhörte als alles andere. Enttäuschung machte sich in mir breit und sorgenvoll sah ich mich um. Florence und Finn, die mich beide ermutigten und unterstützten, Alex, der zusammen mit Philipp und Robyn am Rand stand und mir auch lächelnd die Daumen drückte und schließlich Avania, die ein triumphierendes Lächeln zur Schau trug. Alleine wegen diesem Lächeln hob ich erneut entschlossen den Bogen an. "Du kannst das!"

Ja, ich kann das. Ich kann Avania besiegen. Ich hab es schon mal im Training geschafft und jetzt würde ich es wieder tun. Sie würde mich nicht klein halten! Ich hatte das Vertrauen der Stimme und das reichte mir erstmal.Ich spürte tiefe Zuversicht in mir hoch kommen und der Angstknäul in meinem Magen löste sich langsam aber stetig auf. Ich justierte schnell alles, kam in meinen antrainierten Rhythmus zurück und blickte dann demonstrativ zu Avania, während ich die Sehne schnellen ließ. Kurz ließ ich meinen Blick auf die Scheibe schweifen, nur um zu sehen, dass mein Pfeil getroffen hat. Ohne zu Zögern schoss ich den dritten und vierten Pfeil direkt hinterher, nur um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Dann kam mein letzter Schuss und auch hier schoss ich den Pfeil ohne weitere Bedenken ab. Beifall klatschend und von Jubelrufen begleitet trat ich von dem Podest herunter und war mit meinem Ergebnis durchaus zufrieden. „Das war wunderbar, Pippa! Gute Leistung!" lobte mich mein Coach und Flori und Finn umarmten mich. Die Anspannung ließ nach und ich freute mich! „Kleine! Großartig gemacht!" „Beim Schießen stellst du dich besser an, als beim Nahkampf!" gab Phil seinen Senf dazu und kassierte einen spielerischen Knuff in die Seite. „Aua!" empörte er sich, musste dann aber auch grinsen. Es war zwar erst die erste Runde, aber ich habe schon gut vorgelegt. Ich bekam 42 Punkte, da der innerste Ring je 10 Punkte brachte und nach außen hin immer ein Punkt abgezogen wurde. Ich war stolz!

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt