Kapitel 36

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Am Sonntag wollte ich mich am liebsten immer noch in meinem Zimmer verstecken. Ich war zu gedemütigt um vor die Tür zu gehen, wo die Wahrscheinlichkeit relativ groß war, dass man sich das Maul über mich zerreißen würde. Aber Ellie und Ari zerrten mich ohne Rücksicht mit sich, fragten zwar warum ich so lustlos und traurig war, aber ich konnte sie ablenken und fragte sie lieber nach ihrem Abend aus.
„Wo warst du eigentlich? Plötzlich warst du weg." erwischte mich Adriane trotzdem und ich meinte nur, der Alkohol in Kombination mit dem wenigen Essen davor machte mich sehr müde und ich ging ins Bett. Und ja... ich kann mich an alles noch erinnern - leider. Gerne hätte ich den Korb von Robyn vergessen können.
Fühlte ich mich schlecht meine Freunde anzulügen? Ja. Schämte ich mich zu sehr zurück gewiesen worden zu sein? Auf jeden Fall. Würde ich weiterhin schweigen und es in mich selbst rein fressen? Absolut!

Nach der Katastrophe mit Felian dachte ich, es könnte nicht mehr schlimmer werden, aber das fühlte sich fast sogar schlimmer an! Vielleicht übertrieb ich aber auch nur. Doch irgendwie dachte ich, dass da eine tiefergehende Verbindung zwischen Robyn und mir war, aber seine Zurückweisung verletzte mich mehr als ich zugeben wollte. Normalerweise war ich jetzt schon ziemlich abgestumpft gegenüber diesen Stimmungsschwankungen, aber bei ihm...es war total komisch und ich hab mich noch nie so gefühlt. Am liebsten würde ich jetzt schon wieder weinen, so wie ich mich auch gestern in den Schlaf geheult hab. 

Wir machten ein kleines Picknick in der nähe eines Sees, der auf dem Schulgelände war und als kleiner In-Treffpunkt galt unter den Schülern. Wahrscheinlich war dieser Platz deswegen so überfüllt und vor allem die Mädchen gafften den oberkörperfreien Jungs nach und räkelten sich - wie auch Ellie und Ari - in den knappsten Bikinis um die Aufmerksamkeit der Jungs sich sicher zu sein. Wenn wir schon bei dem Thema waren: Ari und Ellie hörten gar nicht mehr auf von süßen Jungs zu schwärmen, sowohl von gestern von der Party als auch jetzt, und benoteten sie von "Mit ihm würd ich einen Tanz - aber nur einen - Tanz wagen" bis hin zu "Er dürfte mein Bett wärmen". Ich wurde einfach nur von den anderen als prüde abgestempelt weil ich nicht mitmachte oder mich gar genauso idiotisch räkelte wie die anderen.

Ehrlich gesagt hörte ich ihnen die meiste Zeit gar nicht zu. Die ganze Zeit schwirrte mir nur Robyn mit seinen unglaublich blauen Augen im Kopf herum und nur wenn Liv mal wieder versuchte auf mich drauf zu klettern, wurde ich aus meiner surrealen Welt gezogen. Ja, ich hatte Liv jetzt auf Dauer bei mir und Adriane regelte alles, dass es offiziell wurde und nicht nur das.

So aufregend -hust- das restliche Wochenende auch war, stand am Montag wieder das Certamen auf den Plan und ich war froh darüber etwas zu tun zu haben. Adriane und Ellie nahmen auf der Tribüne platz und hielten ein Auge auf Liv. Ich wollte sie nicht alleine im Zimmer lassen, deshalb haben sich die beiden gnädigerweise dazu angeboten, den Babysitter für sie zu spielen. Liv hatte anscheinend nichts dagegen, wie ich lächelnd feststellen musste, als sie die beiden heute morgen freudig ansprang und Ellie sie auch noch mit Leckerlies bestach. Vielleicht war Liv einen ticken zu zutraulich, aber daran können wir ja noch arbeiten. 

Auf einem der Podeste stand einer der Organisatoren und wies die einzelnen Gruppen Coaches und Mentoren zu. „Die Schwertkämpfer bitte zu Coach Bishop. Alle Speerkämpfer zu Ms. Jenkins. Nahkämpfer zu Mr. Masson... Und die Bogenschützen zu Coach Malloy. Gutes Gelingen an alle Teilnehmer. Auf einen fairen Wettkampf!" Ich wusste, dass Alex irgendwo bei den Nahkämpfern und Philipp bei den Schwertkämpfern war, doch ich konnte sie in der Masse kaum ausmachen und Zeit sie zu suchen hatte ich auch keine. Langsam trottete ich also auf mein Team zu und entdeckte dort schon die freudestrahlende Florence winken. „Hey Pippa! Ich hab dir noch gar nicht zu deinen grandiosen Leistungen gratulieren können. Wie du Finnjan fertig gemacht hast! Einfach nur unglaublich!" schwärmte sie und als hätte Finnjan seinen Namen gehört, stellte er sich zu mir. „Das findest du unglaublich? Ich wurde von einer Erstklässlerin besiegt. Das kratzt schon mächtig an meinem Ego und Stolz." schmollte er und schob seine Unterlippe nach vorne. „Ach, wie können wir es nur wieder aufbauen?" fragte Flori und schaute mit einem bezaubernden Augenaufschlag zu ihm auf. "Ach ich wüsste da schon was-" „Wow, also Leute bevor das hier ausartet, der Coach fängt gleich an!" funkte ich dazwischen und richtete die Aufmerksamkeit der beiden Turteltauben auf mich. Ich grinste sie nur an, während beide etwas verlegen auseinander traten. 

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt