Kapitel 40

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Es war nicht ungewöhnlich das noch spät in der Nacht die Berater im Sitzungssaal tagten, aber das es urplötzlich einberufen wurde, ist komisch. Und das wunderte nicht nur Alexander, sondern auch jeden Berater, der aus den Schlaf gerissen wurde und nun hier versauern musste.

Mit verstrubbelten Haaren und in verknitterten Anzug erschien Prinz Alexander im Raum. Wenige Minuten später kam auch Prinz Philipp und setzte sich ohne Umschweife auf seinen Platz am Ende der langen Tafel. Sein Bruder sah verwirrt aus, aber folgte seinem Beispiel und setzte sich neben ihn.

Die Königin lief außen vor der Tür hektisch auf und ab und wartete noch einige Augenblicke bis ihr Ehemann an ihrer Seite erschien. Als er dann endlich da war, drückte er aufmunternd ihre Hand, denn er wusste allein bei ihrem Auftreten schon, dass sie nervös war. Sie beide konnten sich auch ohne Worte verständigen und kannten sämtliche Facetten des jeweils anderen.  Vor allem, nach all den schrecklichen Erlebnissen die sie gemeinsam als Familie überstanden hatten. Es gab keine bis kaum Geheimnisse. Sie vertrauten sich blind. 

Es mussten ihr hunderte Gedanken gleichzeitig durch den Kopf gehen, aber trotzdem wollte sie noch nicht mit der Sprache rausrücken, um ihr einen Teil der Last abzunehmen. Also, nein. Selbst der König wusste nicht um was es heute Nacht ging. Er wusste nur eins und zwar das es ernst sein muss, wenn seine Frau schon so aufgeregt, ja beinahe schon verzweifelt war, auch wenn sie es geschickt versuchte zu überspielen.

Sie nickte den Wachen an der Tür zu und mit einem lauten Knarzen schwang die große Gold verzierte Türe auf und das Königspaar schritt anmutig in den Saal, in dem schon alle auf sie warteten und sich die meisten nun respektvoll vor ihnen verbeugten. Sie nahm am Kopfende des Tisches auf den dargebotenen, erhobenen Stühlen platz und bedeutete den anderen Anwesenden sich ebenfalls zu setzen. „Danke, dass Sie alle um diese späte Stunde Zeit fanden zu kommen, doch ich will gar nicht lange Reden schwingen sondern gleich zum Punkt kommen.  Es gibt Probleme über die wir noch heute Nacht entscheiden müssen, denn sonst könnte es das Ende aller bedeuten." eröffnete Königin Annabelle das Treffen und mit sofortiger Wirkung war zu erkennen, dass Unruhe die Anwesenden durchströmte. „Excidium wird wieder zuschlagen. Doch wir haben etwas Glück. Wir haben einige Mitglieder inhaftiert und mein Sohn hat einen dieser befragt." Ihre autoritäre Stimme ging einem jedem durch Mark und Bein und mit einer auffordernden Geste stand Philipp auf und fing mit aufrechter, stolzer Haltung an zu reden.

„Also, habe ich das richtig verstanden? Ihre Hoheit hat mit einem winzigen Licht von Excidium geredet und dieser hat ihnen was erzählte? Das Excidium uns zu Tode jagen will?" Lachte ein älterer Herr auf, als er die Protokolle nochmals nach dem Vortrag durchlas. „Das ist kein Scherz! Es geht hier um eine ernsthafte Bedrohung, die wir nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten! Es wird sicherlich noch mehr dahinter stecken, als ich bisher erfahren habe, aber wir kommen noch dahinter, also würde ich ihnen empfehlen ganz genau zu überlegen, wen sie beim nächsten Angriff verlieren können. Anscheinend war der letzte Kampf für sie nicht fatal genug!" Ging Philipp harsch auf den Alten zu. „Aber sie wollen mir doch nicht sagen, dass ein halbes Kind ein Verhör geführt hat, auf welches wir jetzt eine Kriegsstrategie gründen sollen." Fügte auch der Wirtschaftsminister, Lord Fenning, hinzu. „Vor ihnen steht vielleicht ihr zukünftiger König und das ist nicht die richtige Art mit ihm zu reden. Zollen Sie ihm mehr Respekt!" Meldete sich Dorian zu Wort und starrte den Mann in Grund und Boden. „Und zweifeln sie nie an den Fähigkeiten meines Bruders. Er weiß was er tut, schließlich hat er eine militärische Ausbildung im Vergleich zu ihnen. Oder meinen sie, sie hätten es besser hinbekommen als ein Kommandant der Garde?" fragte Alex provokant und starrte den Mann in Grund und Boden.

 „Es tut mir leid. Verzeihen sie mir Prinz Philipp. Mein Verhalten war inakzeptabel." Mit einem Kopfnicken nahm er die schleimige und unterwürfige Entschuldigung an und widmete sich wieder wichtigeren Themen. „Also, nehmen wir an, der Verhörte spricht die Wahrheit. Was meinte er mit diesem "blind"? Warum sollten wir blind sein?" stellte der oberste Berater und zugleich der ältere Bruder der Königin, Benjamin Dornewill, die Frage aller Fragen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht meint er die Mitglieder Excidiums, die die Regierung infiltrieren sollten und die wir nicht entlarven konnten. Es kann aber auch sonst alles mögliche heißen." Getuschel setzte ein und ein jeder fing über die absurdesten Thesen an zu diskutieren. Letztendlich wurde nur ein grober Strategieplan erarbeitet und unzufrieden entließ die Königin all ihre Berater, denn am Ende hält sie die Verfügungsgewalt in ihren Händen und entscheidet über das Schicksal all ihrer Untertanen. Der Schutz ihres Landes steht über allem anderen. Es war ihre Familie und diese würde sie um jeden Preis schützen!

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt