„Philippa!" Ein Schrei erklang aus einiger Entfernung. Ich weiß nicht was passiert war. Es war als würde die Zeit langsamer vergehen, aber dann kam der Aufprall und der war um einiges härter als ich erwartete.
Ein Summen setzte in meinen Ohren ein und entfernt hörte ich Rufe nach mir. „Philippa! Philippa, nicht einschlafen! Bleib bei mir!" rief jemand. Ich nahm ein Tätscheln gegen meine Wange wahr, aber ich konnte nicht reagieren. Meine Glieder gehorchten mir nicht mehr. „Wir müssen sie mitnehmen. Ich muss sie heilen!" Ich wurde hoch gehoben und langsam wurde ich müde. Was passiert nur mit meinem sonst so ruhigen, langweiligen und geregelten Leben? „Sie verliert ihr Bewusstsein, also Beeilung!" sagte jemand anderes. Doch mehr bekam ich nicht mehr mit. Ich konnte mich einfach nicht mehr wehren und die Dunkelheit war so verlockend, das ich mich ihr hingab.
„Warum dauert es denn so lange?" „Ich weiß es nicht. Aber es ist ein Wunder, dass sie nicht ernsthaft verletzt ist, obwohl sie so nah an der Explosion war. Eigentlich müsste sie Verbrennungen 3. Grades haben oder irgendwelche Splitter vom Glas oder der Fassade des Hauses aufweisen, aber da ist nichts. Es ist als wäre sie nur hingefallen und hatte sich leicht an einem Gegenstand verbrannt und obwohl das alles so lapidar scheint, reagiert ihr Körper anders als andere. Ich kann nicht sagen wann sie aufwacht. Zum Glück sind wir ihr gefolgt." Murmelte eine mir bekannte Stimme in der Nähe meines Ohrs. „Das ergibt alles keinen Sinn! Außer einen Schluss. Ihr wisst was ich meine!" Angespanntes Schweigen legte sich über die Anwesenden. Das war mein Zeichen zu erwachen und so öffnete ich blinzelnd meine Augen und sah mich drei Jungs gegenüber, die sofort anfingen zu lächeln oder es zumindest versuchten. *Hust Philipp Hust* Philipp zog eher eine missgelaunte Grimasse. Ich erkannte das Zimmer von heute Morgen wieder und ich wollte mich irritiert aufsetzen, doch sobald ich es versuchte, drückte mich Alexander demonstrativ zurück in die Kissenlandschaft, was wahrscheinlich auch sinnvoll war. Es war klar, dass das vor mir Alex war, denn ich glaube kaum, dass Philipp je zu einer zärtlichen Geste fähig wäre. Naja, vielleicht verriet ihn auch sein sympathischen Lächeln oder das Lächeln auf seinen Lippen an sich. „Bleib liegen! Das war heute ein anstrengender Tag. Du solltest dich nicht bewegen!" merkte er an. Ich erinnerte mich nur zu lebhaft an die letzten Stunden und ich konnte nur erschaudern. Er hatte recht. „Du hast ein echtes Talent dich in Schwierigkeiten zu begebe. Und das Schlimmste ist, wir retten dich immer! Sag doch einfach, dass du Zeit mit uns verbringen willst, das muss dir nämlich nicht peinlich sein." stichelte er liebevoll gegen mich. Ich wollte etwas erwidern, bekam aber überhaupt nicht die Chance, da mir Alexander den Mund verbot. „Wehe du rührst dich! Du brauchst Ruhe." wies er mich darüber hinaus streng an. „Jetzt komm schon. Sie ist nicht aus Glas, also auch nicht fragil. Außerdem hast du sie geheilt! Also mach kein Drama draus! Ihr gehts wahrscheinlich besser als uns!" maulte Philipp genervt seinen Bruder an. „Geheilt? Was meint ihr damit?" krächzte ich heiser aus. Nun schauten alle demonstrativ weg und ignorierten mich gekonnt. „Hallo!" Meine Stimme überschlug sich beinahe und sofort bedeutete mir Alexander wieder still zu sein und ich befolgte seinen Rat widerwillig. „Ihr werdet jetzt gehen! Ihr regt sie nur auf!" pflaumte Alexander die beiden anderen an und nach einem entnervten Geräusch von Philipp verließen sie den Raum, wenn auch nicht ohne eindeutig missbilligenden Blicken. Danach gab er mir noch etwas zu trinken und befahl mir dann zu schlafen.
Mein Schlaf war unruhig, dass merkte ich selbst. Doch spätestens als mich Alexander aufweckte war es vorbei mit dem Schönheitsschlaf. Verwirrt öffnete ich meine Augen und blickte in Alexanders weit aufgerissene, grüne Augen. „Alles gut bei dir?" fragt er mich. Ich nickte nur, was soll denn auch mit mir sein? Abgesehen von einer Verfolgung und der Explosion meines Zuhauses! „Du hast die ganze Zeit Arcani gemurmelt. Weißt du was das ist?" verhörte er mich. Ich richtete mich langsam auf und schaute zu ihm. „Meine Tante – meine Tante hat mir immer eine Geschichte erzählt, in denen diese Wesen vorkamen. Sie waren irgendwie magisch oder so." Ich lachte peinlich berührt auf. „Sie hat mir dann immer von deren unglaublichen Kräften erzählt, die diese 'Spezies' hatte. Die hatten auch solche Fähigkeiten wie heilen, genau wie du! Aber es war nur ein Märchen. Eine ausgedachte Geschichte meiner Tante." hysterisch lachte ich auf und Sorge überfiel mich bei dem Gedanken an Beatrice. Wo meine Tante jetzt wohl ist? Geht es ihr gut? Aber die andere Frage sollte wohl lauten: Warum verdammt habe ich ihm davon erzählt? „Glaubst du nicht an so was?" Ich betrachtete ihn, da ich nicht verstand was er meinte. „Naja, glaubst du an so etwas wie diese übernatürlichen Fähigkeiten? Glaubst du an die Geschichte deiner Tante?" fragte er total nervös. Diese Reaktion verblüffte mich. Was hat er nur? „Es ist wie gesagt nur eine Geschichte. Die ist doch nur erfunden. Eben wie ein Märchen!" erklärte ich ihm immer noch skeptisch und reckte mich ein wenig. Diese Frage von ihm ist total absurd und sein Verhalten erst recht. Nun lachte auch er fahrig. Langsam stieg ich aus dem Bett und blieb an einem der Bettpfosten klammernd stehen. „Du hast recht. Aber–" stammelte er. „Aber was ist wenn es das doch gibt? Wenn ich dir sage, dass es Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten gibt?" „Das geht nicht. Rein logisch gesehen ist das unmöglich! Und selbst wenn, warum weiß man dann nichts über diese 'Spezies'?" versuchte ich mich an einer Erklärung. Will er mich verarschen? Das ist doch nur eine erfundene Geschichte und keine hochtrabende Lektüre zum analysieren! So was kann doch nur ein Scherz sein. Alexander fuhr sich angespannt durch seine Haare und lief aufgeregt durch den Raum. Vor der Fensterfront blieb er stehen und blickte über seine Schulter zu mir. „Was ist, wenn es Beweise gäbe? Wenn ich es dir zeigen kann?" argumentierte Goldlöckchen. „Alexander! Es gibt keine Beweise für etwas das nicht existiert. Das ist unmöglich! Und du bist aus dem Alter heraus, in dem du noch an den Weihnachtsmann und anderes übernatürliches glauben kannst. Also falls ich jetzt dein Herz breche, es tut mir Leid. Aber es gibt so etwas wie übernatürliche Kräfte nicht und... der Weihnachtsmann ist auch erfunden!" erwiderte ich ernst und mit gespielt besorgter Miene. „Ich weiß nicht wie ich es dir erklären kann. Das ist sehr kompliziert! Vielleicht sollte ich es dir einfach nur demonstrieren." Ich glaube nun redete er völligen Stus. Ich schaute zu ihm, aber von jetzt auf gleich war er weg. Einfach wie vom Erdboden verschluckt! Nur um dann einen Meter von mir entfernt wieder aufzutauchen und sich lockerlässig an den Bettpfosten zu lehnen. Verschreckt trat ich zurück und starrte ihn an. „Das, das ist ni–nicht möglich! Ich träume hier nur! Das sind die Auswirkungen der Explosion!" Ich rieb mir meine Augen, doch trotzdem stand er immer noch vor mir. „Wie–wie hast du das gemacht?" Verwirrt blickte ich immer noch zwischen seinen vorherigen Standort und dem jetzigen hin und her. „Ich werde verrückt!" rief ich aus. „Pippa, hör mir zu! Du wirst nicht verrückt! Das ist keine Halluzination und keine Auswirkung der Explosion! Die Geschichte deiner Tante ist wahr." erwiderte er ernst. „Dafür muss es eine logische Erklärung geben!" murmelte ich immer wieder überzeugt zu mir selbst. „Pippa! Glaube mir doch bitte! Es gibt Menschen mit überirdischen Talenten und sie nennen sich Arcani! Wie in deiner Geschichte! Und du bist auch eine!" versuchte mich Alex zu überzeugen. Ich schüttelte einfach nur ungläubig den Kopf. Und ging noch einen Schritt zurück, weg von ihm bis ich an der Wand der Kopfstütze stand. „Das ist nicht möglich!" „Och, Pippa! Glaub mir doch, bitte! Ich weiß, dass ist schwer, aber-" Er ging einen Schritt auf mich zu und wollte die Hand nach mir ausstrecken, doch ich zuckte ängstlich zurück. „Bleib weg von mir!" schrie ich ihn an und hob abwehrend die Arme. Ein verletzter Ausdruck trat in seine Augen und ich bereute meine unüberlegten Worte bereits. „Wo sind die Kameras? Ihr könnt jetzt aufhören mich zu verarschen!" „Ich veräppel dich nicht. Niemals. Ich werde dir nichts tun und ich würde dich niemals anlügen! Aber was soll ich dir noch beweisen bevor du mir glaubst?" Seine Augen verhakten sich in meinen und ich konnte all seine Emotionen darin erkennen. Sie spiegelten seine Trauer wider, ebenso wie Ehrlichkeit und Entschlossenheit, deshalb zweifelte ich letztlich ein wenig an meiner Meinung. „Ich bin ein Arcani und du bist auch eine. Fühlst du es nicht? Sei doch ehrlich, du magst es hier nicht wirklich. Wie viele Freunde hast du?" Häh? „Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Nur weil ich keine ganze Freundesliste habe..." Der wissenden Blick von Alex brachte mich zum Schweigen und er setzte zu einer Erklärung an. „Naja, wir Arcanis fühlen uns in der Gegenwart von Menschen unwohl und auch diese bemerken, obwohl sie bei Weitem nicht so intelligent sind, dass mit uns etwas nicht stimmt. Wir mögen die Gesellschaft unseresgleichen und die Menschen meiden uns." Ich verstand immer weniger umso länger dieses Gespräch dauerte. „Robins Vater hat dich doch nach dieser Hitzewelle gefragt weißt du noch?" Zögerlich nickte ich und er machte weiter. „Als du von ihm bedroht wurdest, strahlte irgendwas von dir so eine Legende Hitze aus, die mich wohl verbrannt hätte, wenn ich keine zwei Feuerbändiger bei mir gehabt hätte. Keiner von ihnen war es, also musstest du es gewesen sein. Es ist zwar komisch, dass du es nicht kontrollieren kannst, denn normalerweise lernen wir von klein auf uns mit unseren Fähigkeiten zu arrangieren und diese zu kontrollieren und Erwachsene haben diese Missgeschicke nicht mehr, aber in deinem Fall ist das wohl eine Ausnahme. Du bist eine Arcani und das ist dein wahres Ich." erzählte er mir. „Ich soll das gewesen sein?" Okay! Das ist unvorstellbar! Und irrsinnig! Aber jetzt wo er es erwähnt... da war diese wohlige Wärme, die mich umströmte, aber das bedeutet ja nicht gleich eine Hitzewelle, die irgendwen verbrennen würde! Selbst wenn ich mich anstrenge, konnte ich es nicht wiederholen, also erzählt er doch nur Lügen. Ich schaute ihm prüfend ins Gesicht, konnte jedoch keinerlei Anzeichen dafür erkennen. Ich gebe mich geschlagen und außerdem wurde ich nun neugierig. Hatte meine Tante mir das mit ihrem Brief erklären wollen? Dass ich einer anderen Spezies angehöre?
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Die Chroniken der Arcani - das Geheimnis
FantasíaWas ist, wenn das Leben das du kennst, für dich endet? Wenn alles woran du geglaubt hast eine Lüge war? Was wenn du nur eine Lüge warst? Wenn du plötzlich ein Leben leben sollst, von dem du keinerlei Ahnung hast? Ein schicksalhafter Tag verändert al...