Kapitel 34

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„Komm. Komm zu mir!" hauchte eine Stimme. Ich befand mich in einem dunklen, kalten Gang der mit eisigen Stein verkleidet war. WO war ich? Als würde mich die Stimme anziehen, lief ich den Lauten ganz automatisch nach. Der Gang zog sich und schien nie zu enden. „Komm, ich bin hier. Ich warte auf dich!" An der Wand abstützend tappte ich vorsichtig herum, bis ich an eine Treppe stieß. „Trau dich!" wisperte es wieder und echote im Gang. oder mein Mut kam einer körperlosen Stimme zu folgen, wusste nicht mal ich - vielleicht werde ich verrückt? 

Ich machte den ersten Schritt und konnte danach nicht aufhören, als meine Füße die lange, steinerne Wendeltreppe herauf eilten. Umso näher wir dem Ziel kamen, desto wärmer wurde mir. Es war als wäre über mir ein Licht auf das ich zu rennen würde, doch ich sah nicht was es war. Wie aus dem nichts, stand ich dann plötzlich vor einer alten, rustikalen Holztür und die Stimme animierte mich den Knauf umzudrehen, den ich ertastete. „Komm..."

Ich wagte es die Tür zu öffnen und fiel in ein warm beleuchtetes Zimmer. Auf der linken Seite säumte eine Reihe von Bücherregalen die hohe Wand. Ein Kamin stand auf der gegenüberliegenden Seite mit einer kleinen Sitzgruppe herum, indem ein kleines Feuer knisterte. Auf dem Kaffetisch lagen vereinzelte Bücher offen. Direkt daneben war eine Wendeltreppe und voller Neugier ergriff ich das Gelände und lief die Treppe hinauf und stieß sofort einen spitzen Schrei aus, als mir ein Mann beinahe gegenüber stand! 

Bei allen Göttern! Mein Herz raste von der plötzlichen Überraschung und ich war froh, dass mich kein Mensch in meinen eigenartigen Träumen sehen konnte, aber bekam wieder einen halben Herzinfarkt als der Mann mit mir redete. „Wie schön dich zu sehen, Philippa!" Oh mein Gott... Ich rührte mich nicht von der Stelle, atmete ganz flach und dachte mir ich hätte mich nur verhört. Der Mann kann sicher nicht mit mir gesprochen haben.„Schön, dass du endlich meinen Rufen gefolgt bist. Genauso stur wie deine Mutter. Genauso!" Ähm, was ist hier los? 

Ich blickte hektisch von links nach rechts und betrachtete den mann hinter dem Schreibtisch genauer. Es vergingen einige Sekunden in der mein Hirn alles verarbeiten musste, während der Mann mich schmunzelnd beäugte. Aber er ließ mir Zeit und plötzlich fiel es mir wie Tomaten von den Augen. Die Geheimbibliothek! Das vor mir war der König! Also, der verstorbene König!

Ich brachte kein Wort heraus! Es war einfach zu verwirrend! Der schon tote König sprach mit mir und kannte meinen Namen! Und was faselt er da von meiner Mutter? Kannte er sie? „Hör mir zu, wir haben nicht lange Zeit! Das alles hier hat einen Sinn!" Langsam erhob sich der König und lief auf mich zu, da ich mich immer noch nicht von der Treppe entfernte. „Ich habe lange Nachforschungen angestellt und nur ein Mensch kann diese vollenden, wenn ich tot bin. Keine Ahnung wann du kommst, aber wenn du kommst – wenn du hier her kommst – dann bin ich schon längst tot und meine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Also hör mir zu: Du bist schlauer als alle anderen! Ich habe dich gesehen und du kannst stolz auf dich sein! Du bist die Einzige, die richtige Person, zweifle niemals daran. Mögen noch so viele Widrigkeiten auf dich zukommen: Lass dich nicht unterkriegen. Das Leben ist ein Kreislauf. Diesen kann keiner durchbrechen und obwohl wir schon länger als alle anderen unsere Existenz genießen dürfen, auch für uns geht es irgendwann zu Ende. Es ist immer ein auf und ab und für dich besonders. Du bist stark! Zeig deine wahre Größe." „Ich... verstehe nicht..." „Es tut mir leid, Philippa. Alles was dir widerfahren ist, ist zum Teil meine Schuld. Doch es war ein notwendiges Übel! Versteh mich bitte!" „Wie könnt... ihr..." „Ich habe alles für dich vorbereitet. Zeig von welchem Blut du bist. Zeige deinen Widersachern die Stärke deines Blutes und vor allem deine Stärke. Du musst dich beweisen!" „Wie könnt ihr nur hier sein... ihr müsstet eigentlich doch tot sein!" stammelte ich vor mich hin und erntete dafür nur ein nachsichtiges Lächeln. „Irgendwann wirst du es verstehen und bis dahin werde ich mich verabschieden. Mögen die Götter mit dir sein, möge Artemis mit dir sein!" Wie zu einem Gruß nahm er die Hand hinter den Rücken und verbeugte sich tief vor mir nur um dann in Luft aufzugehen, ebenso wie der ganze Raum und ich fiel. Immer weiter und weiter.

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt