Kapitel 49

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Die Stimmung auf der Feier war grandios. Besser hätte es sich Alexander gar nicht vorstellen können, auch wenn er wiedermal vielen die Hände geschüttelt hat und ziemlich eingespannt war. Okay, klar, sein Bruder hat mal wieder seine Grenze überschritten, aber dafür würde ihm spätestens morgen ihre Mutter den Kopf abreißen. Jetzt aber wollte er seine freien Minuten mit Pippa verbringen und sie nicht einfach wieder verschwinden lassen, wie von der letzten Party. Das letzte mal das er sie heute Abend gesehen hat, war als sein Onkel mit ihr geredet hat, aber dann zog Benjamin ihn mit sich und sie hatten eine Diskussion wegen Regierungsangelegenheiten. Sein Onkel wollte, dass er sich unter die Adeligen mischte, Konversation hielt und ein besseres Verhalten als Philipp an den Tag legt. „Du könntest irgendwann König sein, Alexander, also verhalte dich auch dementsprechend!" Maßregelte er ihn, aber Alex antwortete nur lapidar: „Ich habe auch noch einen Bruder und wenn Philipp recht behält, dann auch noch eine Schwester!" Damit ließ er Benjamin stehen und gesellte sich trotzdem zu seinen Eltern um Hände zu schütteln und Glückwünsche für seinen Sieg entgegen zu nehmen. Die Opferungszeremonie war gerade so vorüber und die Tanzmusik setzte wieder ein, als er sich unter die anderen Sieger mischte und durch die Anwesenden flanierte um Pippa zu suchen. Als er aber das ganze Gelände schon einmal abging und sie nicht fand, fing er an sich zu wundern. Er nahm eine erhöhte Position ein, aber nirgends sah er Pippas auffälliges Haar oder gar ihr Kleid. Er mischte sich wieder unter die Feiernden und zweimal dachte er, er hätte sie gefunden, drehte das Mädchen an ihrer Schulter herum, musste sich aber beide Male entschuldigen nach den Euphoriestürmen und drehte sich verwirrt in der Menge rum. Wo konnte sie nur noch stecken?

Er fragte sich durch, selbst bei der Tochter von Pippas Vermieterin, aber sie hätte sie nicht gehen sehen. Auch alle anderen sagten „Nein", bis er am Rand zum Wald stand und ein heruntergefallenes Glas in der Wiese liegen sah. Er hatte eine schlechte Vorahnung als er es aufhob und zur Sicherheit nochmal bei den Leuten, die hier in der Nähe standen nachfragte. „Hey, hast du ein Mädchen mit grauen Kleid gesehen? Blonde Haare, blaue Augen. Vielleicht hast du von ihr gehört: Philippa Allington." „Ja, klar. Philippa Allington. Ich hab ihren Wettkampf gesehen. Richtig beeindruckend!" Schwärmte ein Junge ihm vor und er nickte zustimmend. „Stimmt, aber hast du sie heute Abend gesehen?" „Ja, sie stand eben hier hinten und hat das Spektakel beobachtet." „Und wo ist sie dann hin? War jemand bei ihr?" Man musste ihm aber auch wirklich alles aus der Nase ziehen! „Da war so ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Sah nicht so aus, als hätte sie hier dazu gehört. Sie schien mit ihr geredet zu haben, aber dann war sie weg. Hey, Laurie. Hast du noch was gesehen?" Er fragte ein Mädchen neben sich, welche dem Prinzen ein charmantes Lächeln schenkte und dann zu dem Jungen aufschaute. „Nicht wirklich. Moment... Da waren irgendwie Hände die sie umfassten und ihr den Mund zu hielten, aber ohne den dazugehörigen Körper. Keine Ahnung was dann aber passiert ist." Sie zuckte nur mit den Schultern und drehte sich dann wieder zu ihren schnatternden Freunden um.

Ein ungutes Gefühl machte sich in Alexander breit und er kämpfte sich abermals durch die Menge und suchte seinen Bruder. Er erwischte Philipp gerade beim rumrutschen in einer dunklen Nische, zog ihn einfach mit sich, seine Widerworte und die seiner Geliebten ignorierend. Er zog ihn hinter eines der Zelte, wo sie ungestört wären und versuchte dem betrunkenen Philipp den Ernst der Lage klar zu machen, aber er zeterte nur herum. „Philipp. Jetzt halt deine Klappe! Pippa ist nicht mehr da." „Lass dem Mädel doch mal Luft zum Atmen. Du verhältst dich wie ein Klette. Das mag keiner!" Lallte er und wollte schon wieder gehen, doch Alex hielt ihn fest. „Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Keiner hat sie mehr gesehen. Was wenn ihr etwas passiert ist?" Selbst das betrunkene Selbst von Philipp bemerkte die Sorge in seiner Stimme und er nickte. „Vielleicht ist sie einfach nur heim. Mach dir keine-" „Sorgen? Zu spät. Ich sag dir, da stimmt etwas nicht. Ich spür es!" „Okay, okay, dann lass uns sie suchen gehen." Dankbar umarmte Alex Phil, der nicht sehr begeistert schien und gemeinsam schlichen sie vom Festgelände zu Pippas Unterkunft, denn vielleicht waren all die Sorgen umsonst und sie läge still und friedlich schlafend in ihrem Bett.

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt