Prolog

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Dunkelheit. Ich sah nichts anderes als Dunkelheit und graue Nebelschwaden, die mich langsam, ganz langsam immer weiter mit sich zogen. Ich konnte nichts dagegen ausrichten, egal wie sehr ich mich dagegen sträubte, der Strudel fraß mich auf und das ließ die Angst in mir hoch kochen.
„Hallo? Haaallooo! Ist da jemand?" ich schrie mir die Seele aus dem Leib, klopfte an diese schwarzen Wände, irrte in der endlose scheinenden Leere aus Dunkelheit herum und versuchte dem Nebel um mich zu entkommen, doch niemand reagierte auf mich noch ließ mich darauf schließen, das ich hier nicht alleine wäre.
Doch plötzlich änderten sich die Situation. Die Nebelschwaden, die vorher nur um meine Beine wabberten, wurden dunkler und formten sich zu etwas Neuem. Aus dem öden grau wurde langsam ein helleres grau woraus sich schließlich ein dumpfes Grün bildete, welches von Sekunde zu Sekunde intensiver zu werden schien. Die Schemen der Schatten wurden koloriert und langsam konnte man etwas erahnen. Ein Baum hier und dort auf der anderen Seite auch noch einer. Immer mehr Bäume und Büsche waren zu entdecken. Ich stand also in einem Wald. Alleine. Wow, diese Erkenntnis brachte mich ja weiter. Der Boden unter meinen Füßen wurde langsam grün und das Gras wuchs. Es wuchs und wuchs bis es Knöchelhoch war. Zudem wurde meine Umgebung immer farbenfroher. Wunderschöne, blühende Pflanzen in kräftigen Farben, verbreiteten sich auf dem eintönigen Grün und belebten die Lichtung. Ich blickte mich um, drehte mich um meine eigene Achse. Ich war von diesem Anblick überwältigt. Ich habe noch nie eine so schöne Lichtung gesehen, wie diese hier. Ich fühlte mich ihr verbunden. Ich streifte durch die Wiese, ließ meine Hand durch das Gras und die Blumen fahren und verharrte an einem kleinen Fleck voller Kornblumen. Am Waldrand - nicht weit von mir entfernt - standen Brombeerbüsche, die voll hingen von runden, saftigen Beeren. Auf der anderen Seite der Lichtung konnte man ein Blütenmeer aus Königskerzen bemerken. Einen Großteil der hier blühende Flora konnte ich nicht einmal benennen, doch sie bezauberten mich von Sekunde zu Sekunde mehr. Ich beugte mich weiter nach unten um an einer dieser Blumen zu riechen und überraschenderweise konnte ich den intensiven Geruch, der von der Blüte ausging, wahrnehmen. Immer mehr Eindrücke strömten auf mich hinein. So sah ich nun auch Vögel und Insekten hier herum schwirren und ein paar der Vögel zwitscherten wunderschöne Lieder. Ich war einfach nur überwältigt von der Schönheit dieses Ortes. Es ist als wäre dieser Ort magisch, da er so unberührt und rein in der Mitten des Waldes lag.

Ich schaute in den Himmel. Es war ein strahlender Tag, an dem die Sonne wärmend auf die Erde runter schien. Nur vereinzelt konnte man kleine Wölkchen am Himmel ausfindig machen, die sich rasant vorwärts bewegten. Die Landschaft wandelte sich weiterhin und nahm noch mehr an Struktur und Farbe an, bis dieser Prozess abrupt endete und die letzten Elemente dieses perfekten Ortes wie durch Zauberhand erschienen. In ein paar Meter Entfernung erhob sie ein Hügel. Zwei kleine Jungs - ich würde sie so auf vier bis fünf Jahre schätzen - rollten sich lachend den eben genannten Hügel hinab. Sie lachten so herzerwärmend, das ich anfangen musste zu schmunzeln. Das hab ich früher auch immer gemacht! Als die Jungs unten ankamen, standen sie sofort wieder auf und rannten auf einen Mann Mitte Zwanzig zu, der in der Hocke kniete. Dieser erwartete die beiden schon schmunzelnd mit offenen Armen und fing die kleinen Racker auf und wirbelte sie, während er auf stand, in der Luft herum. Riesiges Gelächter war die Folge und ich beneidete diese beiden Kinder. „Schneller, Papa, schneller!" rief einer der beiden Jungs und gluckste vergnügt auf. An der Stelle an der ich stand, saß nun auch eine junge Frau, ebenfalls so im Alter von Mitte 20, auf einer Picknick Decke, auf der viele Leckereien ausgebreitet waren. Sie beobachtete die drei Jungs und lachte bei deren Anblick. Ihr Lachen war das melodischste und strahlendste, was ich je gehört hatte. Durch dieses Lachen transportierte sie so viel Liebe und Zuneigung, da zerfloss selbst mir das Herz vor Wärme! Sie sahen alle so glücklich aus, wie sie hier so spielten und einfach nur die Familienzeit genossen. Die Frau drehte sich von den spielenden Kindern weg und widmete sich etwas, was hinter ihr in meinem toten Winkel lag. Ich ging näher heran und sah, dass die Frau nicht wie vermutet nach einem Gegenstand suchte. Nein, sie schaute zu einem kleinen Baby, welches selig ruhig schlief. Sie betrachtete es und schmunzelte glückselig. vor sich hin. Nach kurzer Zeit fing das Baby an sich zu bewegen und machte so süße kleine Quietsch-Geräusche, während es versuchte sich zu strecken. Langsam öffnete das Kleinkind seine Augen und strahlte die Mutter aus hellen blauen Augen an. Freude war in ihnen abzulesen, als sie ihre Mutter erkannte. Auch die Augen der Frau fingen am zu strahlen als sie das Baby kitzelte, bis es anfing glücklich zu glucksen. Das entlockte der Mutter ebenfalls ein Lächeln. Sie nahm das Baby und hob es in die Luft, gegen die Sonne, danach knuddelte sie es an ihre Brust. Zusammen wendete sich die Frau mit ihrem Kind wieder zu den Anderen zu. „Mama! Hallo!" schrie einer der Jungen und winkte wie wild seiner Mutter, bevor er sich wieder dem Spiel mit seinem Vater und seinem Bruder widmete und lachend vor dem Vater davon rannte. Die Frau nahm die Hand ihres Babys lächelte zu dem Jungen und winkte mit der Hand des Kleinkindes ihrem Sohn zu. „Arghhh!" rief der Vater und imitierte ein Monster, danach rannten die Kinder mit freudigen Ausrufen noch schneller über die Wiese. Die Frau lächelte selig vor sich hin, während sie die drei beobachtete. Vor lauter Zufriedenheit, die diese Familie ausstrahlte, fühlte auch ich mich zufrieden, geborgen und glücklich. Und vor allem letzteres kam bei mir selten vor.
Ich hatte schon immer solch einer innere Unruhe, als würde sich mein Inneres nicht beruhigen können. Man könnte auch meinen, ich wäre auf der Suche nach etwas Verlorenen, doch bis jetzt wusste ich noch nicht, nach was ich suchte. Abseits des Spektakels setzte ich mich in die Wiese und verfolgte weiter diese harmonische Szenerie. Ich wollte nicht weggehen. So wohl wie jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Bei niemanden. Das 100 Watt Lächeln war ansteckend und die wärmende Liebe schwappte sogar auf mich über, obwohl ich ja nur eine Außenstehende war, die niemand sah.
„Kommt her, Jungs. Es gibt jetzt was zu essen." Rief die junge Mutter und sofort rannten die Jungs zu ihr und setzten sich. Der Vater kam auch zu der Frau und küsste sie zärtlich. Danach nahm er ihr das Baby ab und drehte sich mit ihm in der Luft.
„Da ist ja mein hübsches Mädchen!" sagte er in einer tiefen, voll klingenden Stimme. Sie passte zu dem Mann. Als alle saßen, erkannte man erst mal, wie gut Mutternatur es mit Allen hier meinte.
Sie sahen atemberaubend aus, wenn man sie hier so genauer betrachtete. Also versteht mich nicht falsch. Es ist einfach schwer zu erklären, da sie nicht durchschnittlich hübsch waren, sondern mehr, weitaus mehr als das waren. Sie strahlten beinahe schon! Ich betrachtete sie eingehender, während sie alle glücklich das Obst und die Sandwiche, die auf der Decke drapiert wurden, aßen. Die beiden Jungs erbten das blonde, leicht wellige Haar ihrer Mutter, auch wenn es bei ihnen um ein paar Nuancen dunkler war und gerade durch den Wind wild durcheinander lag. Alle hatten hohe Wangenknochen und einen hellen Teint. Kein Porzellanteint, aber auch nicht sonnengebräunt. Also irgendetwas dazwischen. Alle hatten gerade Nasen, dennoch konnte man auch hier Unterschiede erkennen. Ebenso wie die Augen. Die Jungs hatten ein sattes Grün, dass ihrem Vater ähnelte, während die Mutter ihrer Tochter die hellen, ozeanblauen Augen vererbte.

Die Chroniken der Arcani - das GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt