Das weiße wellenschlagende Tuch wirkt wie das tobende Meer nur aus Schnee. Stück für Stück, Schlag für Schlag fällt es von den schneidigen Kurven des Sportwagens bis es gar unberührt am Boden liegen bleibt. Meine Augen können sich gar nicht von dem Auto lösen, als ich diese wahrhaftige Schönheit vor mir sehe. Ich kann mich hierbei jedoch nicht einmal zurückhalten meine Finger nach der Motorhaube auszustrecken und meine Kuppen über den glänzenden Lack wandern zu lassen. Er wirkt so verwinkelt, so düster und machtvoll das er mich augenblicklich an Alarith selbst erinnert.
Mein Blick hebt sich bei eben diesem Gedanken über meine Schulter und schaut ihm entgegen. Das Grau in seinen Augen wirkt so träumerisch verhängnisvoll, dass die Wehmut darin zu schreien beginnt. Er scheint sich selbst zu sammeln, ehe er die Autotür öffnet und einsteigt. Das Glas ist zwar getönt, jedoch erkenne ich dennoch wie er über das Leder des Lenkrads streicht und seinen Kopf an den Sitz lehnt, wodurch sich meine Lippen aufeinanderpressen. Ich habe keine Ahnung ob dieser Anblick eher etwas Schmerzvolles oder etwas Hoffnungsvolles an sich hat. Zumal es beides zerreißend ist. Ich zwinge meinen Blick von ihm und schaue zu dem fast stechenden Blick der sich in meinen Hinterkopf bohrt und zu Keathon gehört. Er steht auf einer Art Anhöhe der Werkstatt und scheint mich regelrecht erstechen zu wollen mit seinem Augenspiel.
Ich bin jedoch gut genug da drinnen mir weder etwas sagen zu lassen, noch mich davon beeindrucken zu lassen.
Um Alarith irgendwie wieder auf andere Gedanken zu bringen- auch in der Hoffnung er wird mir mehr erzählen- steige ich auf den Beifahrersitz und lasse die Stille zwischen uns hängen wie die Erwartung das jemand sie bricht. Und ich werde sie brechen - jeden Moment, allerdings wirkt das Leder um meine Haut, die Form des Sitzes, die Ausstattung so verführerisch auf mich, dass ich für einen Moment alles vergesse, was ich hätte sagen wollen. Noch nie saß ich so bequem. Noch nie hatte ich solch ein luxuriöses Gefühl in mir. Es ist als sei ich in einer so anderen Welt, als der meine.
"Ich hätte nicht gedacht das man hier so viel Platz hat." Löse ich schließlich ziemlich nebensächlich die Stille auf und fahre über die Nähte der Sitze. Ich war dem Himmel noch nie so nah. Dem Himmel und der Hölle. Alarith' Blick brennt sich regelrecht auf meiner Haut ein, als er seinen Fokus auf mich legt und ich selbst nur aus meinem Augenwinkel das Zucken seines Mundwinkels erkenne. Ich habe es bisher noch nicht allzu oft gesehen, doch jedes Mals scheint es selbst durch meinen Unterleib zu zucken. Ich halte angespannt meine Luft an, als ich meinen Kopf drehe und sein amüsiertes Gesicht erkenne.
"Wofür brauchst du Platz in einem Auto, Mädchen?" Die Anrüchigkeit seiner Stimme wirkt wie festere Stromschläge in meinem Inneren, die mich nun aus lauter Instinkt das Atmen vergessen lässt. Und es wird noch intensiver als ich seine Finger über meinem Oberschenkel streichen spüre. Es sind nur zwei oder drei, aber sie lösen ein Chaos an Gefühlen in mir aus, die eine Hitze entfachen, die ich kaum zu bewältigen schaffe. Ich löse nur starrfällig meinen Blick, um auf seine Finger zu schauen, damit ich mir sicher sein kann, dass dies kein Traum ist. Dass seine Finger wirklich Stück für Stück über meinen kaum ausreichenden Jeans Stoff hauchen. Dass die Hitze daherkommt und von seinem wahnsinnigen Funkeln, dass mich mit Haut und Haar zu verschlingen scheint. Unwillkürlich frage ich mich ob er überhaupt um so etwas wie Erlaubnis fragen würde oder ob er mich einfach nehmen würde. Ob ich mich wehren würde. Ob ich es wollen würde. Und Gott, diese Antworten sind leichter zu beantworten, als mir überhaupt lieb ist. Und sie werden lauter, gar sie schreien mich an, als ich seinen Atem auf meinen Lippen spüre. Als ich auf die seine schaue, die vor Trockenheit aufstehen. Seine Brust die sich ebenso stockend bewegt wie die meine, während seine Hand von meinem Bein zu meinem Becken gleitet und seine Finger wie tanzend und neckende Federn meinen freigelegten Hautstreifen entdecken. So rau, so zart, dass es Traum und Einbildung sein könnte. Aber es ist nichts von beiden. Nicht als sich seine Finger mit einem Mal fester in meine Haut bohren, nicht als seine Lippen nicht die meine treffen, sondern meine Schläfen von wo er seine Nasenspitze zu meinem Ohr gleiten lässt, nicht als sich das leise Stöhnen aus mir löst und ich sein keuchendes Ausatmen wahrnehme. Die Gänsehaut tummelt sich auf meinem Körper, als würde sich jedes Haar selbst zu übertrumpfen versuchen.
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The Beauty and the Criminal
ChickLit•Abgeschlossen• "So sehr wie du dein Äußeres vor der Welt versteckst, so sehr verstecke ich mein Innerstes." Das Leben der 22-Jährigen Studentin besteht aus nichts anderem, als aus den Schulden ihres Ex, seitdem er spurlos verschwunden ist. Sie sel...