Ich reibe meine verschwitzten Finger an der dunklen Jeans ab, welche sich extra eng und betonend um meine Beine legt. Ich bin nervös und ich habe ehrlich keine Ahnung wann ich das letzte Mal nervös war- wann ich das letzte Mal wirklich ein richtiges Treffen gehabt habe. Ist es das überhaupt? Ein Treffen? Ich habe keine eindeutige Antwort darauf bekommen ob es nun ein Date sei oder nicht- aber er hat es nicht ausgeschlagen und genau das lässt mich unwahrscheinlich übel werden. Die Unsicherheit lässt mich das Glas fester umfassen, den Rotwein schließlich weiter meine Kehle hinunter fließen lassen, um nicht doch davor zu kneifen rüber zu gehen. Den Rotwein, den mir Ronny zu Feierabend in die Tasche gesteckt hat, nur um mich daran zu erinnern, was ich haben könnte, wenn ich auf sein Angebot eingehen würde. Dieses dreckige, widerliche Angebot, dass mich dazu bringt mein viertes Glas auszutrinken und mein fünftes sogleich nachzufüllen. So nachzufüllen, dass die Flüssigkeit bis an den Rand des Glases stößt.
Ein Tropfen- es bräuchte nur ein Tropfen und es würde überlaufen. Symbolisch für dieses verdreckte Leben. Eine Katastrophe, ein weiteres Elend und ich würde es nicht schaffen mich noch einmal hochzustemmen, aufzustehen, weiterzumachen. Das wäre mein Ende und ich habe das Gefühl, dass genau dieses Ende damit bereits besiegelt wäre, wenn ich die Schritte zu ihm überwinde und an seiner Tür klopfe. Wenn ich ihn anschaue. Wenn ich mit ihm rede.
Doch da sich bereits der Anfang wie ein Ende anfühlt, ist es noch so viel Schlimmer nicht rüber zu gehen- nicht seine sturm grauen Augen zu sehen. Nicht mit ihm zu sprechen oder ihn vielleicht sogar zu berühren bevor wir wieder komplett unterschiedliche Wege einschlagen werden.
Es scheint als wäre ich bereits nach nur diesen zwei Begegnungen vollkommen süchtig nach mehr. Mehr von diesem Gefühl. Mehr von seinen Blicken.
Nervös spiele ich mit einen der fünf Ringe an meinen Fingern, ehe ich mich vor dem Spiegel im Flur stelle.
Die dunklen, schlaflosen Ringe meiner Augen konnte ich mit genug Make-up erfolgreich abdecken, jedoch erscheinen meine Augen wässrig, durch die Erschöpfung und den Wein. Ich habe die restliche Nacht, sowie den Morgen oder den Tag über kein Auge zu machen können. Es macht mich krank Ronnys Worte in meinem Kopf zu hören. Ihn zu sehen. Und so entschied mein Kopf das Schlafen ausfallen zu lassen und lediglich im Bett zu liegen. Mein Blick wandert über meine dunklen Haare, die offen und durch die frische Dusche voluminös, aber matt, über meine Schulter und bis zu meinem Ellenbogen fallen. Meine Lippen sind ein stück betont, mein Oberkörper ist von einem, schlichten, aber schicken Top geschmückt, das meine Brüste hervorhebt. Ist es zu viel? Nein, sowas trage ich in meiner Freizeit und er macht mir nicht den Eindruck, als würde er auf Mädchen wie Joleen stehen.
"Entweder jetzt oder nie." Murmle ich mir selber zu und streiche mir nocheinmal durch meine Haare, wodurch sie wild über meine Schultern fallen. Ich nehme sicherheitshalber noch ein Zopfgummi mit, falls mich meine Haare zu sehr stören, bevor ich nach meinem Schlüssel greife und die Wohnung verlasse.
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The Beauty and the Criminal
ChickLit•Abgeschlossen• "So sehr wie du dein Äußeres vor der Welt versteckst, so sehr verstecke ich mein Innerstes." Das Leben der 22-Jährigen Studentin besteht aus nichts anderem, als aus den Schulden ihres Ex, seitdem er spurlos verschwunden ist. Sie sel...