Das Gefühl seines warmen Körpers an dem meinen, zusammen mit meinem festen Griff zu spüren, ist beinahe so überwältigend, wie meine Füße die über den Boden schweben. Ein Boden welcher sich in einer Geschwindigkeit wechselt, dass es mich schreien lässt. Schreien lassen möchte. Aus der tiefsten Seele, aus dem tiefsten Herzen. Ich möchte schreien vor Freude, vor dem Gefühl einer heranwachsenden Freiheit und doch liegt einfach das breiteste und ehrlichste Lächeln auf meinen Lippen, während ich mich nicht einmal getraue zu Blinzeln – etwas zu verpassen oder zu vergessen, wie wunderschön die vorbeiziehende Landschaft ist. Wie es sich anfühlt, als würde die Schnelligkeit die Zeit überlisten, die Probleme bewältigen und mit jedem weiteren Meter alles zurücklassen. All die Schwere auf der Brust, auf den Schultern, all das was es einem schwer macht, so frei zu atmen.
Ich habe meinen Kopf, beziehungsweise die Stirnseite meines Helmes an seinen Rückenplatziert, um beinahe ehrfürchtig dieses Gefühl zu genießen, während sich meine Finger in seinen Jackentaschen befinden, wo sie vor dem eisigen Wind geschützt sind. Er hatte sie dort hineingeschoben und gemeint, es würde besser sein, bevor sich seine Hände an meine Oberschenkel gelegt hatten, um sie fester an ihn zu pressen. Das Maß an Provokation und Amüsement ist jedes Mal aufs Neue ein Reiz, der sich anfühlt, als würden wir mit dem Feuer spielen. Und wahrscheinlich ist dies nicht einmal ganz so abwegig.
Die Wälder die an uns vorbei schnellen, werden immer langsamer, bis wir schließlich ganz anhalten. Das Motorrad brummt noch immer auf, selbst als ich mich eher widerwillig von ihm löse und er somit von der Maschine steigen kann. Er tritt sofort auf mich zu, legt seine Hände unter mein Kinn und schnippt den Verschluss auf, was seine Augen auf funkeln lässt. Ja diese Fähigkeit besitzt er in viele Hinsichten. Seine grauen Augen schauen durch das hochgeschobene Fenster des Helmes, während ich mir nur schwer das Seufzen unterdrücken kann, als er mir den Helm abzieht und ich mir automatisch durch meine Haare gehe. Sie sind zwar in einem Zopf gebunden, der in meinem Nacken hängt, aber auch dieser löst sich langsam wieder auf. Während ich Alarith beobachte wie er selbst seinen Helm absetzt, beiße ich mir schließlich auf die Unterlippe.
Er ist das Abbild eines Mannes. Seine breiten Schultern, die in der Lederjacke noch muskulöser wirken, seine Oberarme, dessen Muskeln mich verrückt machen, seine schlanken Beine die kaum enden wollen und so perfekt zu seinem Körper passen. Nie hat es einer geschafft mich nur mit solch einem schamlosen Aussehen sprachlos zu machen.
Oder zumindest Wortkarg.
Unverständlich in so vielen Belangen, wie dessen, dass er mit einem breiten Lächeln auf mich zukommt und mit dem Leder seiner Handschuhe über meine Haut streicht, als er auch schon mein Gesicht umfasst. "Es sind keine Zweifel." Beruhige ich ihn, sobald ich bereits die kleine Falte auf seiner Stirn erkenne. Sein Lächeln wird breiter, bevor er mir nur kurz einen Kuss auf die Lippen haucht. "Das sehe ich." Ich erwidere sein Lächeln automatisch.
Er zieht den Rucksack von meinen Schultern und wirft ihn sich über seine Schulter. Ich warte geduldig, bis er das Motorrad ein Stück in den Wald schiebt, von wo es nicht sofort gesehen wird. "Wo sind wir?" Frage ich dementsprechend ungeduldig nach. Er antwortet mir nicht, viel eher streckt er seine Hand nach mir aus, wodurch ich sie ergreife und mich den kleinen Waldweg entlang ziehen lasse. Das scheint bereits zu idyllisch für einen Sonntag, zu friedlich, zu ... normal.
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The Beauty and the Criminal
ChickLit•Abgeschlossen• "So sehr wie du dein Äußeres vor der Welt versteckst, so sehr verstecke ich mein Innerstes." Das Leben der 22-Jährigen Studentin besteht aus nichts anderem, als aus den Schulden ihres Ex, seitdem er spurlos verschwunden ist. Sie sel...