2. Kapitel

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Die nächsten Jahre verliefen ganz normal. Meine Arbeit machte mir Spaß. Carlisle und ich verbrachten viel Zeit miteinander. Entweder waren wir bei mir oder bei ihm. Seine Familie hatte mich gleich von Anfang an ins Herz geschlossen, was ich immer noch nicht begreifen wollte. Die Regentropfen flossen pfeilschnell an meinem Fenster hinab. So ein blödes Wetter aber auch! Ausgerechnet heute wollte ich mich mit meinen Freunden im Wald treffen. „Dann bleibst du eben hier", sagte ich mir. „Gegen einen Tag drinnen gibt es auch nichts einzuwenden, oder?" Selbstverständlich nicht. Also lief ich zum Bücherregal hinüber und holte mein Lieblingsbuch heraus. Damit machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich. Da klingelte es an der Wohnungstür. Wer konnte das nur sein? Rasch sprang ich auf und öffnete. Carlisle stand dort. „Hallo, Vanessa", begrüßte er mich. „Hi", erwiderte ich den Gruß und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. „Tut mir leid, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du heute vorbeischauen würdest", entschuldigte ich mich und legte das Buch auf meinen Nachttisch. Er nahm meine Hand und fuhr sanft darüber. Seine kühle Haut entspannte mich. „Das macht nichts", beruhigte er mich. „Vielleicht hätte ich auch anrufen sollen." „Nein, das passt schon", lächelte ich und drehte mich zu ihm um. „Es freut mich immer, wenn du da bist." Carlisle erwiderte mein Lächeln und seine Lippen trafen meine. Automatisch schlang ich meine Arme um ihn. Viel zu bald löste er sich von mir, doch ich wusste, dass er dies nur tat, um mich zu beschützen. „Ich liebe dich", raunte er und ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. „Ich liebe dich auch", entgegnete ich. Da wurde die Tür aufgestoßen und ein Mann mit weißblondem Haar, das ihm bis zur Taille ging, schritt herein. Sofort stellte Carlisle sich vor mich. Mir kam der Mann irgendwie vertraut vor. Nur konnte ich nicht sagen, wann und wo ich ihn schon einmal gesehen hatte. „Was machen Sie hier? Sie haben kein Recht einfach so meine Wohnung zu betreten", stellte ich mit fester Stimme klar. Der Mann grinste. „Es wird nicht lange dauern und selbst wenn du die Polizei rufst, bin ich über alle Berge, bis sie hier angekommen sind." Super! Meine Hände zitterten. „Gehen Sie", forderte Carlisle nun den Fremden auf. „Sie haben hier nichts verloren." „Oh, das glaube ich nicht, mein lieber Carlisle. Carlisle Cullen, sei ein Mensch!", rief der Mann. Nein! Mein Herz setzte einen Schlag aus. Carlisle sank auf die Knie und hielt sich eine Hand an seine Brust. Der Mann lächelte hämisch und verschwand. Blitzschnell kniete ich neben Carlisle nieder. Plötzlich löste er sich in lauter Staubkörner auf und ich schrie auf. „Carlisle! Nein!" „Nein, nein, nein", schluchzte ich und wand mich. Das hatte zur Folge, dass sich meine Beine in meiner Bettdecke verhedderten und ich nur noch panischer um mich schlug. „Vanessa?" Eine bekannte und vertraute Stimme drang an mein Ohr. Ich zwang mich ruhig zu atmen und meinen Herzschlag zu beruhigen. Es gelang mir und ich setzte mich langsam auf. Schweißperlen flossen meine Stirn hinab und meinen Rücken. Anschließend drehte ich den Kopf zum Fenster. Dort stand jemand. „Carlisle?", wisperte ich. Die Person kam näher und ich erkannte meinen Freund. „Was hast du geträumt?", wollte Carlisle von mir wissen und setzte sich auf das Bett. Woher wusste er das? „Warst du etwa die ganze Nacht hier?", lautete meine Gegenfrage. „Ja, wie die Nächte davor auch. Seit wir zusammen sind und ich schaue dir gerne beim Schlafen zu." „Das hört sich überhaupt nicht nach einem Stalker an", kommentierte ich. Schuld flackerte kurz in seinen goldenen Augen auf. „Tut mir leid, Vanessa. Wenn du es wünschst, ändere ich das. Du hast mein Wort." Einen Moment dachte ich nach. Dann schüttelte ich den Kopf. „Also, was hast du geträumt?", wiederholte Carlisle seine Frage und strich eine Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, aus meinem Gesicht. Kaum hatten diese Worte seinen Mund verlassen, als mein Herz wieder schneller schlug. Nur mit Mühe gelang es mir, ihm davon zu erzählen. Nachdem ich geendet hatte, schluchzte ich wieder. Carlisle nahm mich wortlos in seine Arme. „Sch, Vanessa", machte er und fuhr sanft über meinen Kopf. „Sch, sch. Alles wird gut." „Das Verrückte ist ja, dass eine derartige Situation durchaus passieren könnte", weinte ich und bettete meinen Kopf an seine Brust. „Manche Agenten könnten dies tun und ich ... will dich nicht verlieren. Niemals. Dafür liebe ich dich zu sehr." Carlisle drückte einen Kuss auf meinen Scheitel. Seine Finger verschränkten sich mit denen meiner rechten Hand und er hob mein Kinn leicht an. „Keine Sorge, meine Liebste. Etwas kann ich auf mich achtgeben und ich würde alles tun, um dich zu schützen. Immer." Statt einer Antwort, lehnte ich mich nach vorne zu ihm und legte meine Lippen auf seine. Der Kuss blieb sanft und zärtlich. „Du solltest noch etwas schlafen", schlug Carlisle vor und ließ mich los. Anschließend stand er von meinem Bett auf und drehte sich zur Tür um. „Geh nicht", bat ich ihn. „Bleib bei mir. Bitte." Carlisle blieb in der Tür stehen und fuhr zu mir herum. „Vanessa, ich könnte dich nicht verlassen", erklärte er mir. „Niemals und ich wollte dir ein Glas Wasser holen." Wärme breitete sich in jeder Faser meines Körpers aus. „Dazu sage ich nicht Nein", lächelte ich. Wenig später kehrte Carlisle mit einem Glas zu mir zurück und reichte es mir. „Dankeschön", wisperte ich und leerte es langsam. Anschließend stellte ich es auf meinen Nachttisch. „Keine Ursache, Vanessa. Schlaf jetzt und mach dir um mich keine Sorgen." Er streichelte zärtlich meine Wange und ich seufzte wohlig. Mein Kopf sank zurück auf mein Kissen. „Carlisle?" Er kniete sich neben meinem Bett zu Boden. „Ja, Vanessa?" „Es tut gut zu wissen, dass du da bist, wenn ich einen Albtraum hatte", teilte ich ihm mit. Er lächelte leicht und drückte einen Kuss auf meine Wange. „Das werde ich immer sein. Schlaf jetzt und ich bin noch kurz da, wenn du aufwachst." „Danke", hauchte ich und schloss die Augen. Seine kühlen Finger malten kleine Kreise auf meinen Handrücken und tatsächlich atmete ich dadurch tiefer. „Ich liebe dich", waren die letzte Worte, die ich sprach, bevor ich erneut in den Schlaf glitt.


Bleib bei mir - Twilight FF (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt