14. Kapitel

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Esme und Augustus liefen vor Carlisle und mir den Gang entlang. Seit meiner Verwandlung war ich schon einmal hier gewesen und schon damals war ich etwas nervös gewesen. Diese Nervosität hatte ich bis heute nicht ablegen können, obwohl ich den Grund dafür nicht kannte. Carlisle drückte meine Hand. „Du bist nicht allein", raunte er. „Ich bin die ganze Zeit bei dir, Vanessa." „Danke", flüsterte ich. Wir erreichten den Aufzug und fuhren nach unten. Schweigend gingen wir an der Empfangsdame vorbei. Die Tür des Saals stand einen Spalt offen. Keine Geräusche von der anderen Seite zu vernehmen. Augustus drückte die Tür auf und wir traten ein. „Willkommen, meine Freunde", begrüßte Aro uns und schritt von seinem Stuhl auf uns zu. „Es ist viel zu lange her." „Danke für die Einladung", erwiderte Carlisle höflich. „Nichts zu danken, mein lieber Carlisle. Ah, Vanessa. Die Unsterblichkeit steht dir wirklich ausgezeichnet muss ich sagen", kommentierte Aro. „Aro, du wolltest Vanessa und mich wegen des Massakers sprechen", erhob Augustus seine Stimme. Aro drehte sich zu ihm um. „Richtig, mein Lieber. Was wisst ihr darüber?" „Ein Vampir oder mehrere verursachen dieses Massaker und ignoriert damit die oberste Regel. Ihr müsst etwas dagegen unternehmen, aber ihr möchtet vorher mit mir reden, in der Hoffnung, dass ich mehr darüber weiß. Bedauerlicherweise ist dies nicht der Fall", berichtete ich. Caius schnalzte mit der Zunge, während Aro in die Hände klatschte. „Vortrefflich, meine Liebe", bemerkte er. „Es steckt also nicht dieser Liam dahinter, der uns zum Narren gehalten hat?", hakte Caius von seinem Platz aus nach. „Nein. Das hätte ich mitbekommen", teilte ich ihm mit. „Wo wurde dieses Massaker denn veranstaltet?", mischte Esme sich ein. „In Deutschland, meine liebe Esme", informierte Aro sie. In Deutschland. Etwas in mir verkrampfte sich. Eigentlich stammte ich aus diesem Land. Zumindest in meiner früheren Welt. „Jane, Alec und Dimitri werden morgen dorthin aufbrechen. Vanessa, würdest du uns die Ehre erweisen und sie begleiten? Mit deinen unglaublichen Fähigkeiten können wir vielleicht erfahren, wer diesen Vampir erschaffen hat und weshalb er sich so verhält", teilte Aro uns mit. „Verzeih mir, aber sollte Jane nicht in der Lage sein diese Information zu beschaffen?", wollte ich wissen. Aro lächelte und offenbarte seine spitzen Eckzähne. „Unter normalen Umständen durchaus, doch wenn sie dies übernimmt ..." „... besteht die Möglichkeit, dass das Opfer aus lauter Angst die Wahrheit verdreht", vollendete ich seinen Satz. „Ganz genau", bestätigte er. „Also, was hältst du von meinem Angebot? Bei euch ist momentan ja alles ruhig, nicht wahr?" Wieso stellte er mir diese Frage? Er konnte einfach Carlisles Hand nehmen und schon wusste er bestens Bescheid darüber, was in Forks so los war. Tat er dies nicht, da er glaubte, ich hätte Carlisle geschützt? Plausibel. Augustus schenkte mir einen Blick. Es widerstrebte mir die Volturi anzulügen, doch sie würden es nicht verstehen und ich wusste nicht, ob ich den Plot damit noch mehr aus dem Ruder laufen ließ. Andererseits .... Sie konnten möglicherweise eher herausfinden, wo sich Liam aufhielt. Nein. Schlechte Idee. Mithilfe der Sprache konnte Liam sich vor Vampiren schützen und das so, dass sie ihn nicht finden würden. „Es gibt ein paar Unstimmigkeiten, aber wir werden damit fertig", nickte ich nach einer Weile. Augustus' Mundwinkel hoben sich leicht. „Es wäre mir eine Ehre mit euch zusammen zu arbeiten. Dürfte Carlisle mich begleiten?" Caius kicherte leicht. „Du kannst dich offenbar nicht von deinem Gefährten trennen", spottete er. „Bruder, wir dürfen der lieben Vanessa das nicht zum Vorwurf machen", beschwichtigte Aro ihn. „Die Liebe war schon immer recht stark bei ihr. Selbstverständlich verbieten wir das nicht, Vanessa. Natürlich nur, wenn Carlisle zu dieser Reise bereit ist." „Das bin ich, Aro", erklärte dieser. „Wunderbar", strahlte Aro. „Augustus, dich würden wir gerne für eine Weile hier behalten. Es gibt einen Vampir, der sich in unserem Gewahrsam befindet und ich vermute, dass er von einem Plan erfahren hat, der zur Preisgabe unserer Welt führen könnte. Vielleicht kannst du ihm einen Besuch abstatten." „Was geschieht, wenn ich es nicht schaffe?", erkundigte der Angesprochene sich. „Nichts", versicherte Aro ihm. „Wir sind keine Feinde." Aro fürchtete sich etwas vor Augustus, doch das würde er niemals zugeben. Ebenso vor mir. Interessant. „Dann werde ich schauen, was ich tun kann", versprach Augustus und deutete sogar eine leichte Verbeugung an. „Wundervoll", kommentierte Caius, doch er klang weniger begeistert als Aro. „Vanessa, Carlisle, Jane wird in einer Stunde etwa euch draußen erwarten. Ihr dürft gehen", entließ Marcus uns. Daraufhin verbeugte ich mich leicht, während Carlisle den Volturi ein knappes Nicken schenkte. Hand in Hand verließen wir den Saal. „Carlisle, ich weiß, dass dies jetzt etwas weit hergeholt klingt, aber wirst du mir versprechen, dass du, für den Fall, dass ich getötet werde, dich nicht nach Volterra begeben wirst?", raunte ich, kaum dass die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war. Carlisle nahm meine Hände und drückte sie leicht. „Glaubst du wirklich, dass es dazu kommen wird?" „Unmöglich ist es nicht. Zwar komme ich noch nicht ganz dahinter, wie Liam das umsetzen möchte, aber für den schlimmsten Fall ..." Carlisle nickte. Er ließ meine linke Hand los und streichelte sanft meine Wange. „Vanessa, ich liebe dich. Mehr als mein Leben und wenn du stirbst ... weiß ich nicht, wie ich damit umgehen würde." „Verstehe, Carlisle. Verzeih mir, ich hätte dich nicht zu einer Antwort drängen sollen." „Du musst dich nicht entschuldigen, mein Herz", beruhigte er mich. Seine Lippen fanden meine und ich jagte alle Sorgen um ihn und den Rest der Cullens aus meinem Kopf. Dafür hatte ich später immer noch Zeit.


Bleib bei mir - Twilight FF (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt