36. Kapitel

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Carlisle POV

Niemand lief in den Gängen herum. Sehr gut. Lautlos schlüpfte ich in Vanessas Zimmer. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir. „Hallo, mein Schatz", raunte ich und setzte mich neben ihrem Bett auf den Stuhl. Sie blieb stumm. Das einzige Geräusch in dem Raum war das regelmäßige Piepsen des Apparats, der sie am Leben erhielt. Langsam beugte ich mich nach vorne zu ihr und nahm ihre linke Hand. „Morgen lese ich dir weiter vor, versprochen. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Edward hat mir davon abgeraten vorbeizuschauen, aber ich konnte nicht anders. Nicht bei dir zu sein, ist schlimmer als alles, was ich in meinem Leben bisher erfahren habe. Du bist schon einmal gegangen, erinnerst du dich daran? Damals wolltest du Esme und mich um jeden Preis wieder zusammenbringen, aber du lagst daneben. Du hast deine Unsterblichkeit aufgegeben, um deine Schwester zu retten und jetzt ... jetzt liegst du hier. So nah und doch so fern." Zärtlich streichelte ich ihr Gesicht. „Wenn ich nur wüsste, wo du dich befindest, mein Herz, dann würde ich sofort zu dir eilen. Du bist mein Leben. Meine große Liebe. Meine wundervolle Frau und ich werde nicht aufhören einen Weg zu suchen, wie ich dich wieder zurückbringen kann. Das verspreche ich dir." Stille. Langsam beugte ich mich zu ihr nach vorn und zwirbelte eine Strähne ihres goldenen Haares um meinen Zeigefinger. „Die Idee mit dem Vorlesen stammt übrigens von Augustus. Er gibt sich große Mühe dabei mich zu unterstützen, Liebste. Alice kann deine Zukunft nicht sehen, aber das konnte sie ja noch nie. Renesme ist dir so dankbar für deinen Mut. Unser Haus ist viel zu groß und zu still ohne dich", erzählte ich. Die Worte purzelten einfach aus meinem Mund, ohne dass ich groß darüber nachdenken musste. „Deinen Geruch kann ich immer noch wahrnehmen, wenn ich mich konzentrieren. Der Klang deiner Stimme verweilt in meinen Ohren, wann immer ich einsam bin. Deine Augen sehe ich vor mir. Wie sie strahlen, wenn sie mich erblicken. Ich liebe dich so sehr, Vanessa. Mit jeder Faser meines Körpers und ich werde nicht aufhören dich zu lieben. Ganz gleich, was geschehen mag." Damit ließ ich sie los und drehte mich zur Tür um. Behutsam verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg zum Ausgang des Krankenhauses. Es würde mir gelingen Vanessa in die Gegenwart zu holen. Daran glaubte ich fest. Daran musste ich glauben, wenn ich nicht völlig verzweifeln wollte. Die Nachtluft strich kühl über meinen Kopf, als ich draußen stand. Gerade, als ich mein Auto erreichte, schnappte ich einen vertrauten Duft auf. Automatisch fuhr ich herum. Johanna stand dort. „Hallo, Carlisle", begrüßte sie mich. „Hallo, Johanna. Was führt dich hierher?" „Meine Tochter. Was ist mit ihr geschehen?", raunte sie. Wortlos öffnete ich die Beifahrertür. „Steig ein. Wir unterrichten dich über alles, aber du erfrierst hier draußen noch." „Höflich wie immer", bemerkte sie und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Wie würden sie reagieren, sobald sie alles wusste? Das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, da ich keine leiblichen Kinder hatte. Hoffentlich würde sie nicht ausrasten. Andererseits, das konnte ich auch verstehen.


Bleib bei mir - Twilight FF (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt