„Vanessa, kannst du mir kurz helfen?" Renesmes Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Natürlich, Renesme", sprach ich und legte das Buch weg, in dem ich eben noch gelesen hatte. Sie stand in der Tür und trug ihr Abschlussballkleid. Sorgfältig zog ich den Reißverschluss zu. „So, fertig", teilte ich ihr mit. „Dankeschön", hauchte sie. „Kopf hoch, das wird schon nicht so schlimm, wie du denkst", ermutigte ich sie. „Jacob ist bei dir, ebenso deine Eltern." Sie nickte, auch wenn ich erkennen konnte, dass ihre Unterlippe leicht zitterte. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Wohnzimmer. Da klingelte es an der Haustür. Rasch stand ich auf und ging dorthin. Eigentlich erwarteten wir niemanden. Jacob würde erst in zehn Minuten hier sein. „Mum, das ist ja eine Überraschung", rief ich aus, nachdem ich die Tür geöffnet hatte. Sie lächelte nur. „Darf ich rein, Schatz?" „Natürlich", meinte ich und trat zurück, damit sie eintreten konnte. „Wo sind die anderen?", wollte sie wissen, während wir uns ins Wohnzimmer begaben. „Bella und Edward sind im Bad. Renesme dürfte bei Alice und Jaspers sein. Rosalie und Emmet jagen noch. Esme ist im Gästezimmer und Carlisle leider noch auf der Arbeit", informierte ich sie und nahm auf dem Sofa Platz. Meine Mum nickte und ließ sich neben mir nieder. „Wie geht es euch? Lisa, dir, Paps", erkundigte ich mich. „Uns geht es ganz gut, aber deine Tante Leonie steckt in Schwierigkeiten. Sie behauptet, dass sie damit fertig wird, aber das hat den Direktor nicht davon abgehalten, deine andere Tante zu ihr zu schicken", berichtete sie und strich eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus ihrem Gesicht. „Die OFZ wird damit doch nicht wirklich einen ewigen Sieg erringen, oder?", forschte ich nach. Meine Mum blinzelte. „Wie viel weißt du?" „Nur, dass manche Agenten der Organisation losgeschickt wurden, um unsere Agenten in ihren jeweiligen Diegesen aus dem Weg zu räumen. Am Besten mit Partner, falls vorhanden", entgegnete ich. Sie nickte. „Wenn sie Erfolg haben, werden sie zumindest für recht lange Zeit für Chaos sorgen können. Von einem dauerhaften Sieg jedoch zu sprechen ... Das erscheint mir zweifelhaft." „Weshalb versucht die OFZ nicht einfach, die AFHIAW in eurer Welt zu bekämpfen? Wieso geht sie immer diesen Umweg?" „Die OFZ gibt es länger als unsere Agentur", begann meine Mum zu erklären. „Außerdem dürfte ein solcher Kampf in einem Patt enden, da unsere Agenten und ihre einander ebenbürtig sein sollten. Möglichweise hat die OFZ auch einfach zu viel Angst davor einen offenen Kampf gegen uns zu führen, wobei ich das nicht glaube. Ihr oberstes Ziel war es seit je her, den Plot eines Buchs zu zerstören, um der Menschheit die Hoffnung zu rauben, während sie selbst immer mächtiger werden." „Wann würden sie das erreichen?", forschte ich nach und wunderte mich darüber, dass ich noch nie diese Fragen gestellt hatte. „Wenn sie den Plot geändert haben, und zwar so, dass die Bösen gewinnen oder aber die Helden derart verdorben werden, dass sie den falschen Weg einschlagen. Zudem muss ein Jahr vergehen zwischen dieser Tatsache, bis es sich in dem jeweiligen Werk manifestiert. Sobald diese Frist um ist, kann es von der AFHIAW nicht mehr rückgängig gemacht werden, selbst wenn wir zu einem früheren Zeitpunkt in die Geschichte reisen würden." Interessant. „Woher wisst ihr, wann ein Plot aus dem Ruder zu laufen droht? Hat die AFHIAW Spione bei der OFZ eingeschleust?" Daraufhin lächelte meine Mutter. „Ganz früher war dies einmal so, doch mittlerweile ist das Risiko zu groß, dass sie entlarvt werden. Deswegen hat sich die Agentur einem anderen Prinzip zugewandt, auch wenn ich keine Ahnung habe, warum es funktioniert. Sie besitzt zu jeder Welt, zu der sie Zugang hat, mindestens ein Exemplar des Buchs. Sobald die OFZ sich einmischt, schlägt sich das Buch von alleine auf der Seite auf, auf der die Schlüsselstelle steht. Anhand dessen kann die Agentur dann abschätzen, zu welchem Zeitpunkt die Agenten die Welt betreten müssen, um den Plot richtig zu stellen. In einem Fall wie bei dir, nun ... da bin ich überfragt." Alles klar. Schritte und dann kamen Bella, Edward, Renesme, Alice und Jasper die Treppe hinunter. „Hallo, Johanna", begrüßte Bella meine Mum. „Es ist recht lange her." „Das stimmt. Viel Spaß bei dem Ball. Jacob dürfte jeden Augenblick hier eintreffen." Kaum hatten diese Worte ihren Mund verlassen, als auch schon die Klingel zu hören war. „Das wird er sein", nickte Edward. „Eine schöne Zeit hier." „Dankeschön", erwiderte meine Mum, als die Cullens aus dem Haus traten. „Möchtest du etwas trinken?", bot ich ihr an. „Gerne. Ein Glas ..." „... Wasser wäre dir recht", vollendete ich ihren Satz. Sie zog die Augenbrauen hoch. „Nein, ich habe die Gabe nicht aktiviert, aber durch meine Verwandlung kann ich auf alle Fähigkeiten zugreifen, die ich während meiner Laufbahn als Agentin erlernt habe, ohne sie bewusst abzurufen. Außerdem habe ich die Fertigkeiten der anderen Cullens ebenfalls. Ebenso die von Jane und Alec", verkündete ich. Meine Mum schnappte nach Luft. „Das ist eine wirklich mächtige Gabe", bemerke sie, während ich das Glas auffüllte. „Verständlich, dass Liam dich aus dem Weg räumen möchte." „Schon, aber ich habe ihn in letzter Zeit nicht gesehen und ein fremder Vampir hat mit Augustus irgendetwas vor, aber ich weiß nicht was. Ihn kann ich komischerweise auch nicht sehen", erzählte ich und kehrte mit dem Glas Wasser zu ihr zurück. „Hast du in Erfahrung bringen können, mit welcher Waffe Liam ausgerüstet wurde, als er den Auftrag erhielt?", erkundigte meine Mum sich bei mir und nahm das Glas entgegen, das ich ihr reichte. „Die Sprache. Mehr nicht." „Hm. Vielleicht hat er sich auch einfach mal in der Diegese aufgehalten, die deine Tante erschaffen hat und kann deshalb seinen Geist vor dir abschirmen. Diesen Schutz kann er jedoch nicht auf andere Individuen übertragen. Ist dir sonst noch irgendetwas aufgefallen?" Rasch setzte ich sie über das ins Bild, was in Deutschland geschehen war. „Hm, ich verstehe deine Gedanken", sprach meine Mum, nachdem ich geendet hatte. „Allerdings ist die Sprache nicht dazu fähig jemanden mit einem Schutzschild zu versehen und du konntest ja weiterhin seine Gedanken lesen. Dass er jedoch mit der Liebe zu besiegen war ... Vanessa, ist dir etwas an diesem Vampir komisch vorgekommen? An seiner Stimme? Seiner Mimik?" „Du hältst es für möglich, dass dieser Vampir die Haut von einem anderen getragen hat", hauchte ich. „Ich dachte, dass dafür noch Chaos-Magie notwendig ist. Zumindest hat Alberich sie gebraucht." „Leider wird in den Büchern nicht genau genannt, was man wirklich dafür benötigt", seufzte meine Mutter. „Unter Umständen kann ich mir vorstellen, dass der äußerst präzise Gebrauch der Sprache völlig ausreicht." „Das würde erklären, weshalb ich seine Gefühle nicht verändern konnte. Wieso hat dann das Gedankenlesen geklappt?" Meine Mum zuckte mit den Achseln. „Wenn dieser Vampir, der Augustus besiegt hat, ebenfalls eine fremde Haut trägt, lässt sich damit auch erklären, weshalb ich keine Visionen von ihm erhalte und bei Liam ... entweder hat er auch seine Haut gewechselt oder eben seinen Geist geschützt. Das heißt jedoch ... Oh, nein!", rief ich. Meine Mutter blinzelte und einen Augenblick später legte sie mir eine Hand auf die Schulter. „Mum, du kannst doch apparieren. Vielleicht kannst du schnell genug bei Augustus sein, um ihn zu retten", überlegte ich und hörte einen Anflug von Panik aus meiner Stimme. „Versuchen kann ich es, aber niemand weiß, was die fremde Haut alles mit einem anstellt. Möglicherweise übernimmt Liams Verbündeter damit auch Augustus Fähigkeiten und diese kenne ich zur Genüge." „Wenn wir nichts unternehmen, stirbt er jedoch", stellte ich klar und sprang auf. „Nun, gut. Einen Versuch werde ich wagen und ich kontaktiere dich, sobald ich auf dem Rückweg bin", beschloss meine Mutter. „Vielen Dank", lächelte ich und umarmte sie vorsichtig. „Sei wachsam, Mum und pass auf dich auf." „Darauf hast du mein Wort, Liebling." Sie ließ mich los und drehte sich auf der Stelle. Dann war sie auch schon weg. Ein Auto fuhr vor und ich erkannte den Motor. Ein Lächeln glitt über meine Lippen und ich ging zur Haustür, als Carlisle gerade die Stufen hinauf lief. Rasch öffnete ich. „Hallo, meine Schöne", begrüßte er mich. „Hey", machte ich und schloss die Tür hinter ihm. „Wo ist Johanna?", wollte er wissen und zog seine Jacke aus. „Sie untersucht etwas. Sie ist hier, um uns dabei zu helfen den Kampf gegen Liam zu gewinnen", informierte ich ihn. Carlisle nickte und nahm meine Hände. „Wie geht es dir?", raunte er. „Mir ist etwas mulmig in der Magengegend", gab ich zu. „Meine Mutter und ich haben eine mögliche Theorie aufgestellt und sie ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen." Carlisle nahm mich in die Arme und ich atmete bewusst seinen vertrauten Duft ein. Sofort beruhigte mein Gedankenkarussell sich. „Dankeschön", wisperte ich und löste mich von ihm. „Jederzeit, Vanessa. Ich liebe dich", flüsterte er und drückte einen Kuss auf meine Stirn.
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Bleib bei mir - Twilight FF (Beendet)
FanfictionIn dieser Fanfiction geht es um eine Agentin der AFHIAW und Carlisle. Die Geschichte fängt "mitten im Geschehen" an, doch manches wird später noch erklärt. Du weißt nicht, was mit AFHIAW gemeint ist? Dann schau bei meiner Geschichte vorbei, die dies...