15. Kapitel

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Die Straßenlaternen vor uns beleuchteten das Ortsschild. „Gädheim", las ich. Dieses Dorf kannte ich. In der Welt, in der ich aufgewachsen war, hatte ich dort zusammen mit meiner Familie manchmal meine Urgroßeltern besucht. Stille lag wie eine dunkle Wolke auf dem Ort. Absolut nichts zu hören. Aus einem mir unbekannten Grund verunsicherte mich diese Tatsache. Da schnappte ich den Geruch von Blut auf. Jane legte einen Zahn zu und wir anderen passten uns wortlos an. Wir gelangten zu einem großen Haus, mit einem hübschen Garten. Zwei Leichen lagen im Gras. Das Blut hatte noch nicht die leicht braune Farbe angenommen, die es bekam, wenn es getrocknet war. Wir blieben stehen und Dimitri schnupperte. „Die Spur ist noch nicht abgekühlt. Wenn wir uns beeilen, erwischen wir ihn noch", teilte er uns mit. Na, dann. Dimitri übernahm nun die Führung und ich erweiterte meinen mentalen Radius. Schon bald stieß ich auf eine weitere Stimme in meinem Kopf. Wir folgten der Straße zum Marktplatz. „Wartet!", bat ich. Jane, Alec und Dimitri hielten an. „Er ist nicht weit weg", wisperte ich. Jane nickte und gab Dimitri ein Zeichen. Der Vampir nickte und pirschte sich an den Platz heran. Mit meinen Augen suchte ich die Umgebung ab. Der Lautstärke nach müsste ich den Vampir eigentlich sehen. Was, wenn Liam sich bereits mit ihm verbündet und dafür gesorgt hatte, dass wir nicht zu ihm gelangen konnten? Andererseits ... Dann hätte er den Vampir jedoch auch eingesperrt und damit würde er ihn nicht lange als Verbündeten behalten. „Dummkopf!", schalt ich mich. „Wenn er die Sprache präzise einsetzt, hält sie nur uns von ihm ab, aber behindert ihn in keinster Weise." Mittlerweile hatte Dimitri den Platz einmal umrundet. Er hatte direkt bei dem Brunnen Halt gemacht und schaute sich um. „Vanessa, kannst du nicht etwas tun?", forschte Alec nach. „Ja, aber ihr müsst dann sofort bereit sein. Sobald ... Vampir, der mithilfe der Sprache geschützt wurde, bleib stehen!", befahl ich. Die Stimme in meinem Kopf entfernte sich nicht weiter, sondern verharrte genau dort, wo ich sie vernommen hatte. Unser Ziel müsste links neben mir sein. Entsetzen und Wut drang in seine Gedanken. „Vampir, der mithilfe der Sprache geschützt wurde, zeige dich und verliere jegliche Tarnung", rief ich. Links von mir floss ein dunkler Schatten zu Boden und dann blickte ich in die roten Augen eines Vampirs mit hellblonden, hüftlangen Haar. „Sehr schön", kommentierte Jane und trat zu dem Fremden hinüber. „Wer bist du und wer hat dich erschaffen?" Der Vampir schwieg. Natürlich. Seine Gedanken lieferten mir ebenfalls nicht die Antworten. Respekt. „Vanessa, erweist du uns die Ehre?", erkundigte Alec sich bei mir. „Vanessa Cullen", säuselte mein Gegenüber plötzlich. Seine Stimme ... Irgendetwas daran kam mir unnatürlich vor. „Wie erfreulich deine Bekanntschaft zu machen." „Wir können es einfach oder schwer machen", stellte ich klar. „Wer bist du und wer hat dich erschaffen? Wenn du uns die Antworten nicht geben wirst, werde ich sie anderweitig erhalten. Jane ist weniger sanftmütig. Also?" Der Vampir grinste. „So willensstark und so ... selbstbewusst. Ganz anders als die junge Frau, die vor Trauer zerbrochen ist, als sie mitansehen musste, wie ihr Geliebter zu Staub zerfiel." „Schön, du lässt mir keine Wahl", erklärte ich und veränderte seine Selbstsicherheit in Panik. Besser gesagt, ich versuchte es. „Tja, das ging wohl daneben", lächelte der Vampir und strich sich eine Strähne aus seinem Gesicht. „Überrasche mich. Was steckt noch in dir?" Ok. Vielleicht hatte Liam ihn noch mit dem Schutzschild versehen, das Bella ebenfalls besaß. Wenn er die Just seven years Diegese besucht hatte, war es nicht verwunderlich, dass er diese Gabe hatte. Jane trat vor, doch ich hielt sie am Arm fest. Leicht schüttelte ich den Kopf. Sie runzelte die Stirn, doch sie widersetzte sich nicht. „Dir fällt nichts mehr ein", stellte der Vampir fest, als ich mich nicht rührte. „Zu schade! Eigentlich hatte ich mehr von dir erwartet. Möglicherweise scheust du dich auch davor mich zu foltern und blockierst dich unterbewusst. Wer weiß das schon so genau? Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich habe für heute Nacht noch etwas zu erledigen. Auf Wiedersehen!" Der Vampir winkte und drehte sich um. „Dimitri, reiß ihn in Stücke!", gebot ich. Der italienische Vampir zuckte leicht zusammen. Aha. Sehr interessant. Wenn ich mich gewählt ausdrückte, erhielt ich doch noch meine Informationen. Wieso konnte ich dann immer noch die Gedanken des Vampirs lesen, wenn er mit einem Schutzschild versehen worden war, das Bellas glich? „Vanessa, wir haben die Order ihn zu befragen und nicht in zu töten", erinnerte Alec mich. Statt etwas zu sagen, drückte ich meine Lippen auf Carlisles. Er schlang instinktiv seine Arme um mich, doch nach kurzer Zeit löste er sich wieder von mir. „Was?!" Die Stimme des Vampirs war gefüllt mit Schmerz. Als ich den Kopf drehte, erkannte ich, dass er auf die Knie gesunken war. „Woher ... Wie ...?" „Wer hat dich zu dem gemacht, was du bist?", hakte ich nach. „Von mir erfährst du gar nichts", zischte mein Gegenüber. Mein Blick huschte zu Jane hinüber. Sie seufzte und nickte mir zu. „Carlisle, vertrau mir", hauchte ich. „Immer, Vanessa", entgegnete er und meine Lippen kehrten zu seinen zurück. Der fremde Vampir röchelte und nach einer Weile verstummte er. Ein dumpfer Aufprall war zu hören und ich ließ Carlisle los. „Er ist tot", verkündete ich. „Seit wann tötet man einen unserer Art, indem man eine andere Person küsst?", wollte Dimitri wissen. „Wir müssen Rücksprache mit Aro halten. Sicherlich wird es ihn interessieren, was hier geschehen ist", sprach Jane. Da gab ich ihr nicht Unrecht.


Bleib bei mir - Twilight FF (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt