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Verstohlen und zunehmend nervöser, beobachtete Jungkook seinen neuen Chef, wie dieser elegant durch den Raum glitt und schließlich, in absolut autoritärer Coolness, mit dem Drink in seiner Hand, stehen blieb. Er strahlte so viel kühle Arroganz aus, dass der Jüngere sich auf einmal winzig klein und schrecklich unbedeutend fühlte, obwohl er sonst nicht jedem mit Respekt begegnen konnte.
Sein Vater hatte ihn immer dafür getadelt, dass ihm der nötige Respekt fehlen würde. Dabei war es ironischerweise der Erwachsene selbst, welcher dem kleinen Jungen durch all die bitteren Enttäuschungen austrieb, zu ihm aufzusehen. So musste er früh lernen, dass eine Autoritätsperson, die ihn schlecht behandelte, nicht genauso viel Respekt verdient hatte, wie eine, die ihm nicht weh tat und die ihn nicht mit seiner totkranken Mutter sitzen ließ. Ein Vater, der seine Frau zum Sterben zurück ließ und seine zwei Kinder im geldlosen Haushalt vergaß.

Verbittert versuchte Jungkook, sich seinen übermäßigen Respekt dem dominanten Chef gegenüber, nicht anmerken zu lassen, um seinem intensiven Blick standhalten zu können. Die zittrigen Hände vor dem Körper gefaltet, widerstand er dem Drang, sich den Schweißfilm von der Stirn zu wischen. Irritiert blinzelte er, als ihm bewusst wurde, dass Mister Kim auf irgendwas zu warten schien.
„Wenn ich eine Frage an dich richte, erwarte ich, dass du antwortest, Jungkook."
Sofort verbeugte der Angesprochene sich kurz entschuldigend, ehe er zittrig Luft holte und versuchte, sich nicht unter kriegen zu lassen.
„Ja. Ich bin überzeugt davon, dass Sie hinter Ihrem arroganten Auftreten Hilfe brauchen, Mister Kim."
Beinahe sofort weiteten sich Jungkooks Augen und geschockt über sich selbst, führte er die kühlen Finger an seine Lippen, als könnten sie zurück nehmen, was er gerade so unbedacht ausgesprochen hatte. Frostige Stille jagte ihm Gänsehaut über den Köper und nur das Knacken der Eiswürfel in Mister Kims Whiskey Glas schien die Stille zu unterbrechen. Mit eingezogenem Kopf, völlig irritiert über sich selbst, drehte Jungkook sich langsam Richtung Tür, um dem Älteren beschämt aus den Augen zu treten, als dieser ihn zu seiner Überraschung aufhielt.
„Setz dich."
Mit einer unwirschen Handbewegung, deutete er auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch und ließ sich selbst mit einem tonlosen Seufzen in das edle Leder seines Platzes sinken. Kleinlaut folgte Jungkook der Anweisung, ohne den Blick zu heben und klemmte verlegen die kühlen Hände zwischen seine Knie, während er angestrengt einen der teuer wirkenden Kugelschreiber auf dem Schreibtisch fixierte.
Im Stillen hoffte er, dass er sich mit seiner frechen Aussage nicht die Chance auf den Job verspielt hatte, den er so dringend brauchte und langsam hob er den Kopf, als Mister Kim ihm eine neue Frage stellte.

„Nun gut, Jungkook.", mit ernster Miene führte er das Whiskey Glas an seine Lippen und ließ sich Zeit dabei, einen Schluck zu nehmen ehe er fort fuhr.
„Hat man dich denn vor deiner Ankunft darüber informiert, was mit deinem Vorgänger passiert ist?"
Interessiert beobachtete er seinen neuen Angestellten, über den Rand des Glases hinweg und antwortete auf Jungkooks Nicken mit einem kühlen Lächeln.
„Ja, man hat mich informiert, dass Mister Lee das Label verlassen musste, weil er den Anforderungen nicht genügt hatte. Das stört mich nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Ich bin ihm sehr dankbar. Immerhin wäre ich nicht hier, hätte er keinen Fehler begangen." Leise räusperte er sich und versuchte neuen Mut zu erlangen.
„Worauf wollten Sie hinaus, Mister Kim?"
Wieder klang seine Tonlage eher fordernd als freundlich und kurz schloss er die Augen.

„Bist du immer so forsch, wenn du mit deinen Vorgesetzten sprichst?", fragte der CEO belustigt und zog abschätzend die Augenbrauen nach oben.
Innerlich hilflos, aber äußerlich seltsam gefasst, schüttelte Jungkook den Kopf.
„Ihr Bild, Mister Kim. Leben, Tod, Zeit. Ich bin hier um zu arbeiten, also versuche ich nur heraus zu finden, was Sie von mir möchten, um Ihnen so wenig Ihrer Zeit wie möglich zu stehlen."
Allein die Tatsache, dass der Ältere ihn nicht direkt, nach dem Fauxpas mit der Arroganz, vor die Tür befördert hatte, ließ Jungkook mutiger sprechen, als er sich fühlte. Dennoch war ihm durchaus bewusst, wie dünn das Eis war, auf dem er sich bewegte. Weiter sah er seinem hübschen Gegenüber stur in die Augen und runzelte selbst irritiert die Stirn, als er beinahe etwas wie Enttäuschung daraus lesen konnte.
„Nun, Jungkook. Auch wenn du den Sinn des Bildes nicht verstanden hast, so bin ich doch angenehm überrascht von deiner Ehrlichkeit und Direktheit. Dein Vorgänger hat immer nur um den heißen Brei herum geredet und das hat mich wahnsinnig gemacht."
Er runzelte verärgert die Stirn, während er einen Moment an Mister Lee zu denken schien, führte seine Aussage aber dann fort.
„Du wirst jeden Werktag um genau 7:OO Uhr morgens hier vor dem Büro auf mich warten. Egal wann ich komme, der Kaffee, den du für mich vorbereitet haben wirst, wird heiß sein. Du wirst Feierabend haben, wenn ich es dir sage und Pause machen dürfen, wenn ich Pause mache. Kommst du auch nur an einem Tag zu spät, brauchst du hier gar nicht mehr zu erscheinen. Haben wir uns verstanden?"
Mit jedem Wort sackte Jungkook etwas mehr in sich zusammen, steckte den Kopf zwischen die Schultern und begann unruhig auf dem kühlen Leder seines Stuhles herum zu rutschen, ehe er erneut, schnell nickte.
„Selbstverständlich, Mister Kim. Ich werde Sie nicht enttäuschen."

„Dann hör auf herum zu zappeln und mach dich an die Arbeit. Immerhin bist du nach eigener Aussage dafür hier, richtig? Dein Büro befindet sich vorne, direkt nach der Eingangshalle. Du bist daran vorbei gelaufen als du zu mir gekommen bist."
Als hätte Jungkook sich verbrannt, sprang er etwas zu schwungvoll auf und verbeugte sich entschuldigend einige Male, als ihm der Stuhl nach hinten umkippte und er ihn rasch wieder an seinen Platz stellte. Amüsiert musterte der Geschäftsführer seinen Assistenten und nickte ihm lächelnd zu.
Seine katzenhaften Augen formten sich dabei zu kleinen Halbmonden und Mister Kims atemberaubendes Strahlen, von dem Jungkook kurz Zeuge werden durfte, entblößte seine makellos weißen Zähne. Wie erstarrt musterte der Assistent die gepflegten Lippen seines Gegenübers, ehe er sich selbst ermahnte, nicht so zu starren.
„Vielen Dank, Mister Kim."
Den kühlen Griff der Tür bereits in der Hand, stockte er in seiner Bewegung, als ihn die ungewöhnlich tiefe Stimme hinter ihm noch einmal aufhielt.
„Eins noch, Jungkook. Jeden Donnerstag von 17:00- 18:00 Uhr hast du mich nicht zu stören und auch keine Termine in diese Zeit zu legen. Verstanden?"
„Selbstverständlich."
Mit diesen Worten verließ er das kühle Büro und bemerkte den interessierten Blick nicht, der anerkennend auf seinem Hintern ruhte.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt