[10]

3.1K 165 57
                                    

„Guten Abend, Jungkook."
Völlig perplex weiteten sich Jungkooks dunkle Augen und leise schnappte er nach Luft.
Die Strähnen, seiner dunkelroten Haare, klebten ihm klitschnass im Gesicht und sein heller Körper war überseht von spiegelnden Wassertropfen. Mal abgesehen davon, dass Jungkook seinem Chef nur mit einem kleinen, weißen Handtuch um die Hüfte gegenüber stand, sah er eher absolut bemitleidenswert als ansehnlich aus.
Langsam hob er den Blick und erneut verschlug es ihm die Sprache.
Während er Ähnlichkeit mit einem begossenen Pudel aufwies, sah Mister Kim umwerfend gut aus.
Der schwarze Rollkragenpullover war ordentlich in die schwarze Anzugshose gesteckt und ein dunkelgrauer Mantel hing, ohne dass der Geschäftsführer ihn komplett anhatte, locker auf seinen Schultern.
„Mister Kim.", flüsterte Jungkook ungläubig und dachte gar nicht daran, seinem Chef Einlass zu gewähren.
Hatte Jungkook gerade etwas Mut und Selbstbewusstsein zurück erlangt, kam ihm die Situation jetzt wie ein absoluter Albtraum vor.
So surreal wirkte es, wie der millionenschwere Mann locker in seinem Hausflur stand. Die flimmernde Leuchtstoffröhre über seinem silbergrau gewellten Haar, surrte und ein unangenehm muffiger Geruch drang vom Treppenhaus über den maskulinen Duft des teuren Aftershaves hinweg. Das Paar aus der Wohnung gegenüber stritt sich lautstark und das Baby im Untergeschoss hatte noch immer nicht aufgehört zu schreien, während sein Chef all das nicht zu stören schien.

„W-was... was machen Sie denn hier?"
Langsam glitt Jungkooks Blick über die elegante Uhr, am Handgelenk des CEOs und er konnte nur ahnen, wie teuer sie gewesen sein musste.
Vermutlich war er Stammkunde bei den großen Luxusmarken der Welt. Cartier, Gucci und Hermès waren sicher nur ein Bruchteil der Namen, in die er gekleidet war und plötzlich kam Jungkook sich, im wahrsten Sinne des Wortes, splitterfasernackt vor.
Mister Kim dachte gar nicht daran, die ihm gestellte Frage zu beantworten.
„Eines muss ich dir lassen. Du singst wirklich gut."
Ein charmantes Lächeln umspielte seine hübschen Lippen und entschlossen trat er einen Schritt auf seinen Assistenten zu.
„Möchtest du mich nicht herein bitten?"
Provozierend langsam, musterten seine ungewöhnlich dunklen Augen den halbnackten Körper vor sich. Jungkook war es, als biege sich die Luft, als Mister Kim die schlanken Finger ausstreckte, ihn an den nackten Schultern packte und ihn ein Stück in die Wohnung hinein drängte, um selbst eintreten zu können.
Dem Assistenten war gar nicht aufgefallen, dass er in Schockstarre verfallen sein musste.
Panisch schüttelte er den Kopf, als Mister Kim ihm den Rücken zudrehte und sich interessiert in seiner kleinen, nebeligen Wohnung umsah.
Hilflos beobachtete er den hoch gewachsenen Mann, der sich an der Dachschräge über dem Sofa fast den Kopf stieß, als er zur Anlage ging und sie entschlossen ausschaltete.
„H- habe ich einen Fehler gemacht?", stotterte Jungkook und hätte sich, für seinen erbärmlichen Auftritt, selbst ohrfeigen können.
Da stand sein, mehr als attraktiver, millionenschwerer und viel erwachsenere Chef persönlich in seinem mickrigen Zuhause und er hatte nichts Besseres zu tun, als nach zu fragen, ob er einen Fehler begangen hatte.
Belustigt schmunzelte der CEO und berührte interessiert einige der grünen Papierlampions.
Sie schwangen sanft hin und her und verteilten grünliche Lichtkreise auf den beschlagenen Oberflächen.
„Vielleicht solltest du dir erstmal etwas anziehen. Meinst du nicht auch? Immerhin bist du krank und wir wollen doch nicht, dass dein Zustand sich verschlechtert.", säuselte er, eindeutig gespielt besorgt und warf seinen, hochwertigen Mantel auf Jungkooks ungemachtes Bett.
Interessiert streiften seine Pupillen über die Bandposter an der Wand, ehe sie ausgiebig an einer Boxershorts hängen blieben, welche auf dem Boden lag.
Augenblicklich schoss Jungkook die Röte ins Gesicht und schnell nickte er, rang sich ein gekünsteltes Hüsteln ab und stürmte ins Badezimmer.
Dort angekommen, wischte er ungeduldig über den beschlagenen Spiegel und kämmte sich mit den Fingern panisch durchs feuchte Haar, bevor er sich die einzigen Klamotten anzog, die er in seinem Badezimmer finden konnte. Ein dunkelrotes Bandshirt und eine grau melierte Jogginghose.
Verzweifelt ballte er die Fäuste, atmete tief durch und versuchte die Nerven zu bewahren.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt