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Ein gequältes Geräusch riss Jungkook aus seinem hitzigen Traum und zuerst sträubte er sich dagegen die Augen zu öffnen.
Die Hitze konnte er deutlich unter der Bettdecke spüren und es fiel ihm nicht schwer, sich an die Fantasien seines Schlafes zu erinnern.
Prüfend glitt er mit den Fingerspitzen zwischen seine Beine und tastete nach einem vermeintlich feuchten Fleck, doch die Boxershorts war trocken.
Die Erinnerung, an den gestrigen Abend vermischte sich mit den fiebrigen Träumen und Kopfschmerzen ließen keinen klaren Gedanken zu.
Angestrengt versuchte er zurück zu seinem Traum zu finden, als ihn ein erneutes Geräusch, aufhorchen ließ.
Das anfänglich tiefe Wimmern, hatte sich zu einem, kaum hörbaren, kehligen Schluchzen gesteigert und wer auch immer da weinte, schien sich sehr dabei zu quälen.
Besorgt schlug Jungkook nun doch die Augen auf und blickte zuerst auf die, sich immer noch drehende, Nachttischlampe.
Bei den grellen Sonnenstrahlen, welche durch die Fenster schienen, tänzelten die Sternprojektionen nur noch blass über die Wände und erstaunt stellte Jungkook fest, dass er in seinem eigenen Bett lag.
Dunkel erinnerte er sich daran, dass er auf der Couch eingeschlafen war, weil er Taehyung das Bett überlassen wollte.
Taehyung!
Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis, dass sein Chef sich bei ihm Zuhause, auf seiner Couch befinden musste und nun konnte er sich auch wieder im Detail daran erinnern, was vorgefallen war.
Der Ältere musste ihn ins Bett getragen haben, nachdem er vom Duschen zurückgekehrt war.
Lautlos rutschte Jungkook von der Matratze und kniete sich besorgt neben die Couch.
Die dünne Decke, welche eindeutig schon bessere Tage erlebt hatte, bedeckte Taehyungs bebenden Körper nur zur Hälfte. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und seine Lippen hatte er zu einer geraden Linie gepresst.
Verzweifelt umklammerte er seine eigene Brust mit beiden Armen und warf den Kopf hin und her, bis ein erneutes Schluchzen seine Kehle verließ.
„Tae.“
Vorsichtig tippte Jungkook gegen seine Schulter, doch die Aktion brachte nur wenig Erfolg.
„Vergiftet mich...“
Irritiert weitete Jungkook die Augen, als er das unverständliche Murmeln vernahm.
„Mein Herz.“
Panisch beobachtete er, wie ein dicker Tropfen Blut aus Taehyungs zierlicher Nase rann und sich im Stoff der Decke verlor.
„Taehyung, wach auf!“
Dieses Mal war seine Stimme energischer und beherzt rüttelte er den Schlafenden an den Schultern, bis dieser nach Luft schnappte, als breche er durch eine unsichtbare Wasseroberfläche.
„Jungkook!“, keuchte er und setzte sich auf, während er den panischen Blick senkte.
Sofort fand sein Handrücken den Weg zu seiner blutenden Nase und leise fluchte er auf.
„Tut… tut mir leid. Jetzt habe ich deine Decke versaut.“, entschuldigte er sich aufgelöst und Jungkook brach fast das Herz dabei, den starken Mann vor sich, so hilflos zu sehen.
Gerade wollte er ihm versichern, dass die Decke kein Problem sei, als Taehyung aufsprang und ins Badezimmer stürmte.
Die Hände hatte er dabei auf sein Gesicht gepresst, vermutlich um die Blutung zu stoppen, doch als er das Geräusch des Toilettendeckels und anschließend ein Würgen vernahm, war offensichtlich, dass Taehyung nicht wegen des Blutes davon gelaufen war.
Eilig sprang Jungkook ihm nach, zögerte aber vor der angelehnten Tür, als er Zeuge davon wurde, wie Taehyung sich übergab.
Auf keinen Fall wollte er ihn bloß stellen oder ihn in eine unangenehme Situation bringen. So klopfte er leise an den Türrahmen, als der Ältere gespült hatte und sich zittrig aufrichtete.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte er unsicher und eigentlich hatte er schon damit gerechnet, dass seine Hilfe nicht erwünscht war.
Tatsächlich murmelte Taehyung, mit belegter Stimme: „Gib mir einen Moment.“, ehe er die Tür vor Jungkooks Nase schloss.
Wie angewurzelt verharrte er auf seiner Position und lauschte dem angestrengten Räuspern und dem schweren Atmen von innen, bis das Rauschen von Wasser einsetzte und er sich los riss.
Das Gefühl der Sorge, kannte er nur zu gut.
Die Situation erinnerte ihn an seine Schwester und sofort plagte ihn das schlechte Gewissen, nicht nochmal versucht zu haben, mit ihr zu sprechen.
Zwar hatten die Ärzte gesagt, dass sie zu schwach für ein Telefonat wäre, doch die Angst, er könnte den Moment verpassen in dem sie genug Kraft haben würde, trieb ihn um.
Betreten ließ er sich auf der Couch sinken. Dort, wo Taehyung kurz zuvor noch geschlafen hatte. Unter seiner, alten Couchdecke und auf seinen, peinlich, mit Blumen bedruckten Kissen.
Vorsichtig glitten seine Fingerspitzen über den Stoff eines der Kissen und Jungkook stellte fest, dass es leicht feucht war. Vermutlich, weil Taehyung sich mit nassen Haaren daraufgelegt hatte.

„Nachts bin ich wirklich keine angenehme Gesellschaft.“, hatte er am Abend zuvor gesagt und so langsam kombinierte Jungkook, was er damit gemeint haben könnte.
Es mussten furchtbare Albträume sein, wenn sie ihm Nasenbluten und Übelkeit bescherten und er sofort Panik bekam, wenn das Licht gelöscht werden sollte.
Nachdenklich schloss Jungkook die Augen und ließ sich auf das Kissen sinken, welches so intensiv nach Taehyung duftete.
Am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen und ihn gefragt, wovon er geträumt hatte. Immerhin lag die Vergangenheit des Geschäftsmannes im Verborgenen.
„Vergiftet mich...“
Flüsternd wiederholte er die Worte, welche Taehyung vor sich hin gemurmelt hatte, doch einen Reim konnte er sich absolut nicht darauf machen.
Zu stark pochte der Schmerz in seinen Schläfen und der Druck hinter seinen Augen machte es schier unmöglich, wach zu bleiben.
Gegen seinen Willen sackte Jungkook in einen fiebrigen Schlaf, gefolgt von Sorge um Taehyung.

Von einem Hustenanfall geschüttelt, fuhr er wenig später aus seinen wirren Träumen und nachdem der Reiz in seinem Hals nachgelassen hatte, ließ er den Blick panisch durch die kleine Wohnung schweifen.
Leise fluchend richtete er sich auf und rieb sich die schmerzende Stirn.
Auf keinen Fall hatte er einschlafen wollen. Vor allem nicht, nachdem es Taehyung so schlecht gegangen war.
Der herbe Duft von frisch gebrühtem Kaffee erreichte seine Nase und lange musste er nicht suchen, um die Quelle des Geruchs ausfindig zu machen.
Eine Tasse, mit dampfendem Inhalt, stand neben einem Zettel, welcher das Label von Vanity Entertainment trug.

››Guten Morgen. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Die Reinigung der Decke übernehme ich natürlich. Du hast heute frei. Kurier deine Erkältung aus und genieß das Wochenende. Ich erwarte dich am Montagmorgen, gesund, an deinem Arbeitsplatz.
PS: Danke für die gemeinsame Nacht.
- Tae ‹‹

Jungkook las die sauber geschriebenen Worte wieder und wieder durch, während sich ein Bild seines Chefs in ihm manifestierte, auf dem er Kaffee zu bereitete, in seiner Küche, mit der alten Kaffeemaschine, welche stets furchtbar kleckerte, wenn man sie anschaltete.
Wie von Sinnen stolperte er zu seiner Haustür und riss sie atemlos auf, doch von Taehyung war längst keine Spur mehr zu sehen.
Den Zettel an seine Brust gedrückt, nahm Jungkook die Tasse Kaffee zwischen die Finger und ein verträumtes Lächeln kräuselte sich auf seinen Lippen.
Er konnte sich denken, warum Taehyung so überstürzt gegangen war. Er hoffte nur, dass es ihm gut ging und er nicht wütend darauf war, dass er es nicht geschafft hatte wach zu bleiben.
Er hatte mit „Tae“ unterschrieben.
Ein Spitznamen, den Jungkook ihm gegeben hatte, obwohl der CEO sonst so empfindlich darauf achtete, beim Nachnamen genannt zu werden.
Diese kleine Geste und die Tatsache, dass er noch nie einen köstlicheren Kaffee getrunken hatte, machten ihn glücklich. So glücklich wie man nur sein konnte, wenn man sich über beide Ohren verliebt hatte.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt