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Für seinen Geschmack viel zu früh klingelte Jungkooks Wecker am Montagmorgen und auch wenn sein Körper noch immer mit Fieber kämpfte, hatte er keine andere Wahl, als sich aus dem Bett zu quälen. Dringen musste er mit Taehyung sprechen.
Bereits jetzt wusste er, dass es ihm alles abverlangen würde seinen Chef um noch mehr Geld zu beten, obwohl dieser schon so selbstlos dafür gesorgt hatte, dass Minsa überhaupt auf die Warteliste für ein Spenderorgan gesetzt werden konnte.
Was Taehyung von ihm halten würde, nachdem er fast mit ihm geschlafen hatte und ihn nun um Unmengen an Geld anbetteln musste, wollte Jungkook sich gar nicht erst ausmalen.
Dass er mit dieser Aktion vermutlich völlig aus dem Interessensgebiet des Älteren verschwinden würde, war ihm bewusst doch er erlaubte sich den heftigen Schmerz nicht, welcher nur darauf wartete ihn rücklings zu überfallen, wenn Minsa gerettet und er alleine war.
Vom Schwindel verfolgt, zwang er sich den Schweiß der letzten Tage ab zu duschen und seltsam desillusioniert streifte er sich eine einfache Jeans über die zittrigen Beine.
Fertig angezogen schwitzte sein Körper erneut und kleine bunte Punkte tanzten vor seinen Augen.
Das letzte Mal als er derart krank gewesen war, hatte er sich auch aus dem Haus zwingen müssen um einen Arzttermin wahr zu nehmen, welcher prüfen sollte, ob er als Spender infrage kommen würde. Die Ernüchterung war groß gewesen, als man ihm mitgeteilt hatte, dass dies keine Option wäre und er seiner Schwester nicht auf diesem Wege helfen konnte.
Genau wie damals machte ihm die drückende Hitze in seinem Kopf zu schaffen, als er sich auf den Weg zum Vanity Tower begab und sich stark konzentrieren musste, gerade zu laufen.
Völlig außer Atem und gefangen in der Apathie des Fiebers, kam er schließlich an den glänzenden Aufzügen der kühlen Empfangshalle an und legte sich nervös die Worte zurecht, die er seinem Chef gleich unterbreiten würde.
Die klassische Musik des Fahrstuhles klang viel zu laut in seine Ohren und gerade drehte er sich Richtung Spiegel, um sich die wirren Haare zu richten und drückte auf den Knopf des Aufzuges, als etwas völlig anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Warte!"
Er wusste sofort, zu wem die dominante Stimme gehörte, die ihn aufforderte die Tür des Fahrstuhles offen zu halten. Geistesabwesend drehte er sich um und stellte seinen Fuß auf die Schwelle.
Ein ungesundes Gemisch aus Schmerz und Wärme strömte durch seine Brust und er verschluckte sich fast an seinem eigenen Speichel, als Taehyungs strahlendes Lächeln ihn erreichte.
Wie immer sah der Unternehmensführer umwerfend aus.
Der athletische Körper steckte in einem blaugrauen Anzug und die edle Laptoptasche klemmte lässig unter seinem Arm.
Die strahlenden Augen fixierten Jungkook so intensiv, dass er beinahe komplett die Kraft in den Beinen verlor und selbst die dunkeln Augenschatten konnten seiner Attraktivität nichts abverlangen.
Unzählige Gedanken auf einmal, schossen Jungkook durch den Kopf. So intensiv, dass dieser schmerzhaft zu pochen begann.
Wie konnte ein Mann die Macht besitzen, eine komplette Welt für Sekunden still zu halten und dabei so verdammt cool auszusehen oder Jungkook komplett vergessen zu lassen, weswegen er eigentlich mit ihm sprechen wollte. Selbst das Missgeschick mit dem Foto auf Instagram rückte gänzlich in den Hintergrund und Jungkook wusste nicht einmal genau weshalb.
Der Mann schaffte es mit einem Blick, Hoffnung zu schaffen und sie ebenso schnell wieder zu zerstören. Mächtig wie der Mond, welcher Meere bewegen konnte und doch so geheimnisvoll und faszinierend zugleich agierte.
„Wie schafft er das nur?", murmelte Jungkook resigniert zu sich selbst und wollte das strahlende Lächeln, welches nur ihm gebührte gerade erwidern, als die Grippe ihm einen Strich durch die Rechnung machte.
Das Niesen kam so schnell, dass er es nicht schaffte das Gesicht ab zu wenden und der heftige Druck löste so starken Hustenreiz aus, dass es mehr als unsexy klang, als er den Schleim in seinem Hals abhustete.
Erneut tanzten bunte Punkte vor seinen Augen und bei jedem Husten schmerzte sein Kopf, während Schamesröte seine Wangen zum Glühen brachte.
Jungkook fühlte sich wie ein absoluter Vollidiot, als er den Blick hob und vorsichtig in die Eingangshalle späte. Sein Chef müsste den Fahrstuhl längst erreicht haben. Außer, er war stehen geblieben.
„Das ist nicht dein Ernst! Du bist krank?"
Die Art und Weise, wie Taehyung ihm seine Worte entgegen rief, während er langsam einige Schritte zurück trat, ließen Jungkook das Blut in den Adern gefrieren.
„Ähm... Sieht ganz so aus?", entgegnete er unsicher und trat langsam aus dem Fahrstuhl heraus, doch sein Chef hob abwehrend die Hände.
„Bleib stehen!"
Streng und eindeutig zu energisch kam der Befahl über die schmalen Lippen und wie angewurzelt blieb Jungkook stehen.
„Was...", setzte er verwirrt an, doch er bekam nicht die Chance, zu sprechen.
„Komm nicht näher, ich bitte dich."
Auch wenn Taehyung nun etwas sanfter sprach, schmerzte jedes Wort.
Jungkook hatte nicht den blassesten Schimmer, was in ihn gefahren war und Angst schnürte ihm so heftig die Kehle zu, dass er erneut husten musste.
Wie blass sein Gegenüber plötzlich wurde, entging ihm ebenso wenig, wie der panische Blick, den er so noch nie bei seinem Chef gesehen hatte.
„Du musst dringend zum Arzt. Geh bitte! Ich fasse es nicht, dass du in deinem Zustand hier ankommst."
Verständnislos weiteten sich Jungkooks Augen und beinahe wütend presste er die trockenen Lippen aufeinander.
„Tae mir geht es-„
„Seit wann spricht man seinen Vorgesetzten mit Vornamen an? Ich wiederhole mich ungerne, Jungkook. Geh! Ich möchte dich hier so nicht haben!"
Ich möchte dich hier so nicht haben...
Es verschlug dem Jüngeren schlicht die Sprache, welch harte Worte sein Chef benutzte und scharf zog er die Luft ein.
Das tonlose Schluchzen, welches sich völlig unkontrolliert von seinen Lippen löste, war ihm augenblicklich unendlich peinlich und der Wunsch, sich einfach in Luft aufzulösen um nicht mehr da zu sein, pochte unangenehm in seinem Bewusstsein.
Wie automatisch schlug er sich den Arm vors Gesicht, presste die Augen zusammen und rannte los.
Jeder Schritt auf dem kühlen Marmorboden hallte wie ein Echo, viel zu laut von den Wänden wieder und während Jungkook sich in diesem Moment über alle Maßen hasste, ballte sein Chef verzweifelt die Hände zu Fäusten und sah ihm nicht einmal nach.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt