„Verdammt, Jungkook! Ich empfinde etwas für dich!“
Zeit und Raum schienen für den Bruchteil einiger, kaum wahrbarer Sekunden keine Rolle mehr zu spielen. Nichts mehr existierte um Jungkook herum und kurzzeitig war er sich nicht mal seiner eigenen Existenz bewusst, musste sogar an sich hinunter sehen, um sicher zu gehen, dass die Worte wirklich an ihn gerichtet waren.
Augenblicklich stockte ihm der Atem, während sein Herz wie verrückt gegen seinen Rippenbogen trommelte.
Seit Beginn ihrer seltsam verworrenen Beziehung, hatte Jungkook sich eben diese Worte gewünscht, auch wenn er nicht im Traum daran gedacht hatte, sie jemals zu hören.
Fieberhaft versuchte er, sich nicht zu sehr in seine Hoffnung zu steigern. Empfindungen konnten schließlich alles Mögliche bedeuten und mussten sich nicht zwangsläufig auf das beziehen, was er selbst empfand.
Eine weitere Enttäuschung würde er nicht verkraften, das wusste er und deshalb stieß er alles von sich, was ihm die Sicherheit bieten konnte, die er so dringend brauchte.
„Du irrst dich! Das liegt sicher an den Medikamenten.“, flüsterte er atemlos und ärgerte sich über seine Stimme, die einige Oktaven zu hoch war und sich eher wie die eines weinerlichen Kindes anhörte.
Sein Ziel war es, die Fassung zu wahren und möglichst rational an die Situation heran zu gehen. Sein Vorhaben wurde im Keim erstickt.
„Es liegt nicht an den Medikamenten, Jungkook. Hör doch…“
Peinlich berührt deutete Taehyung auf das Gerät, welches seinen Herzschlag aufzeichnete. Das Piepen schien sich fast zu überschlagen, so schnell war es.
„Für einen herzlosen Idioten, schlägt mein Herz verdammt schnell, wenn ich in deiner Nähe bin.“
Völlig aus der Welt gefallen, versuchte Jungkook zu begreifen, was sein Gegenüber ihm so holprig zu sagen probierte.
Viel zu abwegig, viel zu lächerlich hatte er die Möglichkeit empfunden, er könnte die starken Gefühle irgendwann, auch nur ansatzweise erwidern.
Erneut brachen stumme Tränen aus ihm heraus, doch es war mehr die Angst, dass alles könnte ihm wieder entgleiten, als die Erleichterung, die ihn an den Rande des Wahnsinns trieb.
Innerlich sah er bereits vor sich, wie die hübsche Seifenblase der Perfektion, einfach so, zerplatzte und er zurück in den schmerzhaften Liebeskummer getrieben wurde.
Allein mit sich, der ständigen Sorge um seine Schwester und dem unstillbaren Verlangen nach Geborgenheit und Nähe.
Und tatsächlich, kam der Haken an allem schneller, als es ihm lieb war.
„Ich weiß wie das für dich klingen muss. Vermutlich fühlst du was ganz anderes und ich mache mich hier zum Idioten, aber das ist mir egal. Ich habe versucht davor weg zu laufen. Ich hab´s echt versucht. Einfach, weil ich weiß, dass ich nicht gut für dich bin. Weil ich weiß, dass du mich verlieren wirst.“
Mit zitternder Stimme, senkte Taehyung den Bick, fuhr sich unsicher durch sein Haar und schüttelte immer wieder den Kopf, als befände er sich noch immer im Kampf, mit sich selbst.
„Vermutlich werde ich mehr Leid, als Glück bringen. Vermutlich ist das hier, dass selbstsüchtigste was ich je getan habe und ganz bestimmt werde ich hart mit mir in´s Gericht gehen müssen, aber… aber ich kann… ich kann mich nicht fern von dir halten. Ich schaffe es einfach nnghht-…“
Bevor Taehyung weiter sprechen konnte, beugte Jungkook sich zu ihm, überbrückte den wohl gewahrten Sicherheitsabstand und küsste den Mann, den er aufrichtig begehrte, seit er ihm zum ersten Mal in die Augen gesehen hatte.
Voller Vorsicht, in der Angst mit einer falschen Bewegung den Löwen zu wecken, welchen er gerade so unerwartet bezwungen hatte, bewegte er die Lippen und tastete nach Taehyungs Hand. Wie immer war sie eiskalt, doch es tat gut zu wissen, dass Jungkook sie mit seiner Wärme erreichen und halten konnte.
Es war ein gänzlich verletzlicher, unschuldiger Moment, in dem sie sich befanden und Jungkook spürte, dass nicht nur er gehalten werden wollte, sondern dass auch Taehyung sich nach Festigkeit sehnte. Auch wenn Jungkook sich im Klaren darüber war, dass er das so nie aus seinem Mund hören würde.
Er war einverstanden. Einverstanden damit, dass er der Raubtierbändiger sein würde und dabei immer wieder selbst einige Kratzer davontragen müssen würde. Er war einverstanden damit, dass Taehyung vermutlich immer unnahbar für ihn bleiben würde und er stets Geheimnisse vor ihm haben würde. Jungkook war bereit das alles auf sich zu nehmen, nur um nicht zu Letzt geküsst zu haben, was er derart intensiv begehrte.
Es war dieser Moment, in dem sich beide so nah waren, wie noch nie. Sie dachten fast dasselbe, teilten ein Gefühl und teilten die Luft, welche kaum noch Platz zwischen ihnen zu finden schien. Es war das erste Mal, nach all den langen, dunklen Regentagen, dass die Morgensonne leuchtend und warm über der Stadt stand.
Während die Wärme in Taehyungs Hände sickerte, kuschelte Jungkook sich näher an ihn und schmunzelte über das unzufriedene Knurren, als er mit den kalten Füßen gegen Taehyungs Beine stieß.
Zum ersten Mal hatte er das Gefühl mit ihm an seiner Seite, alles schaffen zu können. Plötzlich war er sich sicher, dass sie seine Schwester zusammen retten konnten und dass alles gut werden würde.„Morgenvisite!“
Die Tür des Zimmers krachte so energisch gegen die Wand dahinter, dass sie beide heftig zusammen zuckten und unglaublich ertappt Zeuge einer völlig übermotivierten Krankenschwester wurde.
Sie war klein, kurvig, hatte ihr dunkles Haar zu einem hohen Zopf gebunden und verschaffte sich deutlich pikiert ihren Eindruck darüber, dass sie zwei, anstatt einen ihrer Patienten vor sich hatte und das auch noch hochrot, in einem Bett.
„Meine Herren,-“, setzte sie streng an, als sie ihre Stimme wieder fand und ungeduldig die Hände in die Seiten stemmte.
„Sie sind hier nicht in einem Hotel, ist Ihnen das bewusst? Mister Kim, wir haben doch darüber gesprochen, dass sie dringend kürzer treten müssen. Sie sollen sich ausruhen, sonst-“
„Na-natürlich! Er geht sofort!“, unterbrach sie Taehyung mitten im Satz und irritiert drehte Jungkook den Kopf.
So kleinlaut hatte er seinen, sonst so vorlauten und strengen Chef noch nie erlebt und die ganze Situation ließ unglaublich viele, neue Fragen in seinem Kopf entstehen.
Seufzend musterte die Krankenschwester ihren Patienten und wendete sich schließlich, mit geschürzten Lippen an Jungkook.
„Wer sind Sie eigentlich, junger Herr? Es gibt Besuchszeiten, falls Sie davon noch nichts gehört haben.“
„Ich bin Jungkook… Äh, Jeon Jungkook. Ich bin selbst Patient und eigentlich im Erdgeschoss auf Zimmer 18. Ich gehe dann wirklich besser.“
Niedergeschlagen richtete er sich auf und rutschte an die Bettkante, während Taehyung ihn widerwillig aus seiner starken Umarmung entließ.
Der Blick der Krankenschwester ruhte auf ihnen, bis ein frustriertes Seufzen zu hören war.
„Okay, ist ja schon gut.“, rief sie aus und hob beide Arme.
„Ich komme heute Nachmittag wieder. Bis dahin sind Sie zurück auf Ihrem Zimmer, Mister Jeon.“
Mit diesen Worten verließ sie den Raum und Jungkook befand sich schneller zurück in Taehyungs Armen, als er sich versehen konnte.
Die wohlige Wärme des Bettes und die goldenen Sonnenstrahlen, erschufen Geborgenheit, wie er sie noch nie empfunden hatte. Immer wieder hob er den Blick um sich zu vergewissern, dass er nicht einfach nur träumte, während Taehyungs schlanke Finger ihn am Kopf kraulten, als wäre es nie anders gewesen. Als wären sie sich schon immer derart vertraut gewesen.
„Ich empfinde auch was für dich, Tae. Eine ganze Menge sogar.“, flüsterte er in die knisternde Decke und atmete tief den vertrauten Duft nach herbem Aftershave und ein wenig Desinfektionsmittel ein.
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BLACK POISON [TaeKook]
Fanfiction"Glaubst du, Jeon Jungkook, dass ich, Kim Taehyung, CEO von Vanity Entertainment, dem größten Label Koreas, zu dir nach Hause kommen würde, nur weil du einen Fehler gemacht hast?"... "Ja, dass denke ich. Immerhin sind Sie, Kim Taehyung, CEO von Vani...