Jeder Moment mit Jungkook war ein Geschenk gewesen. Kostbarer als die Zeit, von der Taehyung viel zu wenig vergönnt war.
Zeit ließ sich nicht besitzen, oder kontrollieren. Sie rann dem ehrgeizigen Geschäftsführer durch die Finger und machte ihn wahnsinnig.
Das schwarze Gift hatte in dem Moment Besitz von ihm ergriffen, als er geboren wurde. Ein Fehler seines Herzens, der stets ein Zeichen dafür setzte, wie verdorben er selbst über sich dachte. Verbittert und isoliert allein deshalb, weil er niemandem die Bürde seiner Krankheit auferlegen wollte. Erst recht nicht einem Menschen, in den er sich verliebt hatte.
Doch am Ende war es die Hoffnung gewesen, die er wie den letzten Strohhalm an sich gerissen hatte, ohne auf Verluste zu achten. Die Hoffnung, dass die Welt doch ein wenig Magie für ihn bereithalten würde. Dass die Liebe ihn heilen könnte, wie in all den Märchen, die sein Vater ihm nie erlaubt hatte zu lesen, um ihn nicht zu verweichlichen.
Und zu Letzt sollte sein strenger Vater Recht behalten. Märchen existierten eben nur in der Fantasie und es lag Taehyungs analytischem Geist fern, zu viel Zeit in Fantasiegebilden zu verschwenden.
„Meine Gefühle zu dir könnten nicht tiefer sein und genau deshalb ist es unverzeihlich, was ich dir antun werde. Es tut mir leid.“
Viel zu leise drangen die Worte an Jungkooks Ohr, dafür, dass sie derart viel Abschied beinhalteten.
„Ich liebe dich mehr als mein Leben.“
Sanft schlang Taehyung die Arme um den Rücken des Jüngeren und hauchte ihm einen Kuss auf den Nacken.
„Irgendwann wird es besser werden. Irgendwann wird es weniger wehtun und du wirst wachsen und deinen Weg gehen.“
Kurzatmig rang er mit den Tränen und presste sich zitternd die Faust auf die Lippen.
„Dich nicht dabei begleiten zu können, ist meine größte Strafe.“
Mit aller Gewalt hielt er sein Schluchzen zurück und schmiegte das Gesicht ein letztes Mal an Jungkooks weiches Haar. Sein Duft zwang ihn dabei beinahe in die Knie und seine Wärme heilte den Teil seines Herzens, der so oft zerbrochen war.
Jungkook seufzte nur schwer im Schlaf, als Taehyung ihm vorsichtig den Brief auf den Schoß legte, den er in eiliger Schrift geschrieben hatte.
Die Erschöpfung all der Tränen hatten Jungkook zuvor zum Einschlafen gezwungen und Minute um Minute hatte Taehyung alles niedergeschrieben. Die Wahrheit über seine Krankheit, über sein Leben und über die Tiefe seiner Gefühle. Eilig hatte er eine Nachricht an Namjoon und Ayumi hinterlassen. Ayumi sollte alles in die Wege leiten, um den Verbleib des Vanity Entertainment auf Jungkook zu überschreiben und Namjoon sollte sich in ein Flugzeug setzten, um da zu sein, was auch immer der Morgen bereithalten würde.
Es war ein Abschied für immer, als Taehyung einen letzten Blick in Minsas schlafendes Gesicht warf und ihr hoffnungsvoll zulächelte.
„Passt gut auf euch auf.“
Mit diesen Worten zog er leise die Tür hinter sich zu und verpasste die unsichtbare Intuition, welche Jungkook dazu zwang seine Augen zu öffnen.Ob es Minuten, oder Stunden gewesen waren, in denen Jungkook am Bett seiner sterbenden Schwester eingenickt war, ließ sich nicht rekonstruieren. Jegliches Zeitgefühl hatte er verloren, als er sich schwerfällig aufrichtete und müde mit den Händen über seine brennenden Augen rieb. Tränen hatten verkrustete Ränder auf seinen Wangen hinterlassen und seine Kehle brannte entsetzlich vor Durst. Das leise Geräusch eines schweren Briefumschlages, welcher unbeachtete zu Boden rutschte, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er trug das elegante Emblem des Vanity Entertainments und irritiert sah Jungkook sich im kleinen Krankenzimmer um.
Taehyung war nicht zu sehen und ganz allmählich breitete sich das betäubende Gefühl von Angst in seiner Brust aus. Es lähmte seine Glieder, ließ sein Herz schneller schlagen und trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn, als er den Umschlag mit zittrigen Fingern öffnete.>> Mein Jungkook,
dass du es einst sein wirst, dem ich meine unausweichlichen, letzten Worte widme, hätte ich vor einigen Monaten nicht einmal vermutet. Bitte versuche es gar nicht erst mir zu folgen, mich zu finden und mich von dem abzuhalten, was sich nicht mehr verhindern lässt.
Ich habe es dir nie gesagt, aber es gab stets einen triftigen Grund dafür, niemanden zu nah an mich heran zu lassen. Mich wie ein Arschloch zu benehmen sollte nicht nur mich, sondern auch all die Menschen schützen, die mir zu nahe kamen.
Seit ich denken kann bin ich krank. Ein Fehler meines Herzens hinderte mich stets daran an die Zukunft zu glauben, Pläne zu schmieden, oder gar zu Träumen. Meine Lebenserwartung sank mit jeder Grippewelle, vor der ich mich nicht gut genug schützen konnte und eine Beziehung zu führen, während die Gefahr des Todes an jeder Ecke lauert um nach meinem Leben zu trachten, schien lange Zeit unmöglich für mich.
Du warst es, der die Unmöglichkeit möglich machte und meinem verkorksten Leben einen Sinn gab, während nichts auf der Welt zuvor dies geschafft hatte. Du hast mir beigebracht, dass man sich vor Dunkelheit ebenso wenig fürchten muss, wie vor strahlendem Sonnenlicht und dass man alles schaffen kann, wenn man nur zusammen hält.
Trügerisch schön war unser Frieden auf Zeit und ich Feigling konnte dir nicht sagen, dass es mich bald nicht mehr geben würde. Mein Körper zeigt mir unmissverständlich auf, dass meine Zeit gekommen ist und vermutlich habe ich den Tod sogar verdient. Doch deine Schwester nicht.
Bitte verzeih mir, was ich getan habe. Verzeih mir, dass ich es nicht geschafft habe mich von dir fern zu halten. Verzeih mir, dass ich mich überschätzt habe. Ich werde es mir nie vergeben können dich verlassen zu müssen, doch vielleicht kann ich jemand anderem dafür ein längeres Leben mit dir ermöglichen.
Minsa und ich teilen dieselbe, seltene Blutgruppe, wusstest du das?
Als hättest du dir ganz automatisch mich an deiner Seite ausgesucht, obwohl es anfangs so schwierig zwischen uns war.
Vielleicht war es auch der Plan des Schicksals, doch daran zu glauben fällt mir schwer.
„Monarch Falter fliegen immer gen Süden. Dorthin, wo Sonne ist. Dorthin, wo alles gut werden wird.“
Du und ich, Jungkook, wir hatten unseren Sommer, aber Minsa braucht dich ebenso sehr, wie Monarch Falter die Sonne. Erfüllt euch gemeinsam eure Träume und reist weiter, irgendwo hin, wo alles gut werden wird.
Nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr für dich.
Ich werde dich auf ewig lieben,
- Taehyung <<
DU LIEST GERADE
BLACK POISON [TaeKook]
Fanfiction"Glaubst du, Jeon Jungkook, dass ich, Kim Taehyung, CEO von Vanity Entertainment, dem größten Label Koreas, zu dir nach Hause kommen würde, nur weil du einen Fehler gemacht hast?"... "Ja, dass denke ich. Immerhin sind Sie, Kim Taehyung, CEO von Vani...