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Müde beobachtete Jungkook schon seit geraumer Zeit , wie die Wolkenwracks vor seinem Fenster vorbei zogen und sich mit dem aufgeplusterten Qualm der Schornsteine vermischten. Seit zwei Tagen hatte es ununterbrochen geregnet und auch jetzt hingen dicke Tropfen an der Scheibe und zitterten im kühlen Wind, genau wie auch Jungkook, der trotz der dicken Decken entsetzlich fror.
Das unangenehme Kitzeln in seinem Hals hatte sich in ausgewachsene Halsschmerzen verwandelt und neben Müdigkeit und Hitzewallungen, plagten ihn Schmerzen in den Schienbeinen.
Um zu wissen, dass er fieberte, musste er seine Körpertemperatur nicht einmal messen und es fiel ihm schwer, die Augen offen zu halten und nicht in einen seiner wirren Fieberträume zu sacken, so wie es in den vergangenen zwei Tagen nur zu oft geschehen war.
Fieberträume, die geprägt waren von Sorge um Taehyung und seine Schwester.
Weder Minsa, noch sein Chef hatten sich gemeldet, obwohl Jungkook den gesamten restlichen Freitag, als auch den Samstag darauf gewartet hatte.
Seit Namjoons Anruf hatte sich niemand mehr bei ihm gemeldet und Jungkook fühlte sich nicht nur einsam, sondern auch seltsam im Stich gelassen.
Es verlangte ihm alles ab, sich aufzuraffen, um einen Tee zu trinken oder ein Paar Happen des abgekühlten Ramens zu essen, welchen er sich hustend zubereitet hatte.
Die Gedanken daran, was Taehyung wohl gerade machte, ob er in Arbeit versank oder sich vergnügte, schmerzten ihn und immer wieder musste er sich ermahnen, nicht zu hart zu urteilen. Immerhin hatte er von vornherein gewusst, dass es nicht leicht mit seinem Chef sein würde und da sie nicht einmal zusammen waren, stand es ihm nicht zu, Ansprüche an ihn zu haben.
Es war klar gewesen, dass er sich rarmachen und sich nicht von allein aus melden würde und doch saß die Enttäuschung darüber tief.
Leidend seufzte er und legte sich den Unterarm über die Augen, als sich heiße Tränen an die Oberfläche kämpften.
„Sei nicht so ne Pussy…“, knurrte er zu sich selbst und biss die Zähne zusammen.
Die Rolle des wartenden Mannes, welcher um die Aufmerksamkeit seines Crushes buhlte und heimlich in sein Kissen weinte, gefiel ihm nicht. Taehyung war ein freier Geist, eine Naturgewalt, die sich nicht zähmen ließ und dessen war er sich bewusst. Deutlich hatte er klargestellt, dass er völlig unfähig war, was Beziehungen betraf und Jungkook durfte es sich nicht erlauben anzunehmen, es hätte sich alles zwischen ihnen verändert, seit dem sie fast miteinander geschlafen hatten.
Es war lediglich ein wilder Kuss gewesen, den sie getauscht hatten und nur weil sein Chef bei ihm übernachtet und ihm einen Kaffee zubereitet hatte, hieß das noch gar nichts. Oder etwa doch?

Wütend drehte Jungkook sich zur Seite und fluchte, als selbst diese Bewegung ihm Schmerzen bereitete.
Irgendwas wühlte ihn auf und er konnte nicht verhindern, dass die Sorge um Taehyung im Laufe des Nachmittages stetig zu, anstatt ab nahm.
Verzweifelt schnappte er sich sein Handy und die Fingerspitze seines Zeigefingers schwebte bereits über der Direktdurchwahl in Taehyungs Büro, ehe er das Menü doch verließ.
Es hatte keinen Wert. Jungkook kannte nur diese Nummer und er wusste, dass Taehyung samstags nicht arbeitete, zumindest nicht in den Räumlichkeiten des Vanity Entertainments.
Außerdem wollte er den jungen Mann nicht eingrenzen, indem er ihm nach telefonierte, wie eine besorgte Mutter. Dass seine schlechte Intuition allerdings gar nicht so Fehl am Platz war, sollte er erst später erfahren.
Schnaubend öffnete er Instagram auf seinem Handy und scrollte aus Langeweile durch den überfüllten Feed, bis er auf eine Idee kam. Flink tippte er Taehyungs vollen Namen in die Suchleiste und wartete gespannt, bis die Ergebnisse angezeigt wurden.
Nichts…
Er versuchte es mit dem Vanity Entertainment und erwartete dasselbe, doch tatsächlich strahlte ihm das kleine, runde Bild des Logos entgegen, für welches er arbeitete.
Neugierig tippte er auf die Seite und traute seinen Augen nicht.
Da war er…
In schickem Gucci Anzug, die silbrig grauen Haare etwas nach hinten gestylt und das unverwechselbar charmante Schmunzeln auf den hübschen Lippen, schüttelte Taehyung die Hand eines anderen, wichtig aussehenden Mannes.
Sofort überkam Jungkook eine ganze Ladung an Emotionen und er konnte genau riechen, wie Taehyung an diesem Abend geduftet haben musste. So ausgesprochen markant und männlich, dass seine Präsenz alle Blicke auf sich zog.
Jungkook scrollte mit klopfendem Herzen weiter und konnte sich gegen das heftige Ziehen in seiner Magengegend kaum wehren, als das nächste Bild ihm in die Augen sprang.
Taehyung, wie er mit stolzem Blick, welcher leicht auch als arrogant gedeutet werden konnte, eine Urkunde in die Kamera hielt.
„Erfolgreichster Jungunternehmer im Musikbusiness 2019“, stand auf der Urkunde geschrieben und schmunzelnd spürte Jungkook, wie die Hitze ihm in die Wangen stieg.
Auf diesem Bild konnte man Taehyungs weiße Eckzähne sehen, die um einiges spitzer waren, als bei den meisten der breiten Masse. Eine silbrige Strähne hatte sich neckisch aus der eleganten Frisur gelöst und hing in die katzenförmigen Augen des Mannes, während seine Krawatte ein Stücken gelockert worden war. Dieses Bild musste später am Abend aufgenommen worden sein und Jungkook konnte sich gut vorstellen, wie feucht fröhlich die Party hinter verschlossenen Türen gewesen war.
Ayumi, Jungkooks japanische Kollegin hatte ihm bereits einige Male erzählt, wie verrückt die Partys der High Society sein mussten. Exklusiv, elegant und hemmungslos, so hatte sie es beschrieben und sie hatte nur Kenntnis darüber, weil sie durch einen ungeschickten Zufall bei einer der Partys anwesend war.
Jungkook hatte sich nicht getraut zu fragen, wie sein Chef sich auf besagten Partys gab. Ob er viel trank, Drogen nahm oder sich den hübschen Frauen und Männern hingab. Er wusste nicht einmal, ob Taehyung überhaupt an beiden Geschlechtern interessiert war und wieder musste er sich dahingehend ermahnen, dass ihn dieses pikante Detail im Prinzip auch nichts anging.
Interessiert scrollte er weiter, übersprang ungeduldig einige Bilder von wichtigen Personen, die das Label vertrat und Terminankündigungen für offene Pressetermine, ehe der Unternehmensführer erneut in sein Blickfeld rückte.
Unkontrolliert öffneten sich Jungkooks Lippen, als es ihm war, als traf der intensiv strahlende Blick seines Chefs genau den seinen.
Das Foto war eindeutig im Sommer aufgenommen worden und die Bilderunterschrift: „Eröffnung des Ttukseom Hangang Park, 2017“, verriet, wieso Taeyung so verändert aussah. Seine glatte Haut war braun gebrannt und anstatt silbrig kühler Haare, trug er seine lockige Frisur in dunklem Braun.
Die Sonne spiegelte sich im Han Fluss, welcher sich hinter dem CEO entlang schlängelte und die ganze Szenerie wirkte so ungezwungen und harmonisch, dass Jungkook fast spüren konnte, wie schön der Tag gewesen sein musste.
Taheyung hielt selbst eine Kamera in der Hand und grinste breit, während er, das Luxusgerät an seine Brust gepresst dabei war, ein Bild aufzunehmen.
Das breite Strahlen, welches seine kompletten Zähne entblößte, raubte Jungkook augenblicklich die Luft. Noch nie hatte er seinen Chef derart glücklich gesehen und auch die gesunde Hautfarbe und die starken Muskeln, welche sich unter dem rauchblauen Hemd abzeichneten, wirkten so voller Kraft und Energie, dass Jungkook sich fragte, was in der Zwischenzeit passiert war.
Keinen steifen Anzug trug Taehyung und völlig ungezwungen waren sogar zwei Knöpfe des Hemdes geöffnet worden, hinter denen ein Stück der braun gebrannten Brust hervor blitzte.
Man konnte die Bewegungen des lauen Sommerwindes im Stoff des lockeren Hemdes sehen und der einzelne, silbrige Ohrring, glänzte aufregend im Licht der Sonne.
Das Bild endete genau da, wo das Hemd in eine lockere, dunkel Hose gesteckt war und man nur den Ansatz des eleganten Gürtels erahnen konnte.
Verzweifelt biss Jungkook sich auf die Lippe. Nur zu gerne stellte er sich vor, wie der fließende Stoff des Hemdes von Taehyungs starken Schultern rutschte und die leichte Behaarung am Bauch offenbarte, welche zielsicher genau da hin führte, wo Jungkook vermutlich nie einen Blick rauf werden durfte.
Eine neue Hitzewelle überkam ihn und er war sich nicht sicher, ob es das Fieber oder die Lust war, welche ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Längst war er unter der Decke hart geworden und widerwillig schüttelte er den Kopf, schloss die Augen und versuchte sich gegen seine Gedanken zu wehren… ohne Erfolg.
Es war unmöglich, bei diesem Bild nicht völlig den Verstand zu verlieren und so schaute Jungkook sich panisch um, als könnte ihn jemand beobachten und griff, peinlich berührt in seine Boxershorts.
Sofort breitete sich das heftige Kribbeln in seinem Körper aus, als seine zittrigen Finger sich um die stattliche Erregung schlossen und Jungkook das Handy aus den Fingern glitt.
Es rutschte zu Boden, während seine Hand sich in eines der Kissen wühlte und er haltsuchend die Fingernägel in den weichen Stoff krallte.
Niemand hatte es je Mals geschafft, ihn allein durch ein Bild so anzumachen, dass er schmutzige Gedanken dieser Art zuließ. Jungkook schob es auf das Fieber, welches seine Hemmungen zu mindern schien und ihn daran hinderte, klar zu denken.
Fest aber langsam trieb er sich Richtung Höhepunkt, drückte seine Hüfte immer ungeduldiger gegen seine eigene Hand und konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als er sich vorstellte, genau diese Technik bei dem Mann anzuwenden, dem seine Gedanken gebührten.
Diesen starken, äußerlich so unerschütterlichen Mann dazu zu bringen, sich unter seiner Hand zu winden und nach mehr zu stöhnen, schärfte all Jungkooks Sinne. Er wollte nichts mehr, als ihm zu gehören und alles zu tun, um ihn glücklich zu machen.
Heftig biss er sich auf die Lippen und presste die Augen zusammen, als der Druck zwischen seinen Beinen schmerzhafte Intensität erreichte und das Gefühl ihn überkam, jeden Moment explodieren zu müssen.  
Keuchend wand er sich unter der Decke hin und her, stieß mit der Hüfte gegen seine Hand und öffnete die zitternden Lippen, als er endlich kam.
Tränen der Lust standen ihm in den Augen und mit flatternden Lidern öffnete er sie erst dann wieder, als das unvergleichbare Gefühl des Höhepunktes nach ließ.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sein Atem sich reguliert hatte und müde wischte er seine Finger an der Boxershorts ab, ehe er mit der anderen Hand nach seinem Handy auf dem Boden griff.
Er würde sich erst einmal sauber machen müssen und hoffte inständig, dieses Erlebnis schnell aus einen Gedanken verbannen zu können. Immerhin fühlte es sich mehr als verboten an, die Bilder seines Chefs als Vorlage für seine Lust zu missbrauchen und gerade wollte er die Seite auf Instagram verlassen, als ihm das Herz in die Hose rutschte.
Ein rot leuchtendes Herz strahlte ihm entgegen und verwirrt schloss er die Augen in der Hoffnung, er hätte sich verguckt, doch als er sie wieder öffnete, war es noch immer da.
Irgendwie hatte er es geschafft, ausversehen genau das Bild zu liken, welches ihn gerade zum Höhepunkt verholfen hatte.
Sofort schoss ihm die Röte der Verlegenheit ins Gesicht.
Was sollte Taehyung denn nun von ihm denken? Dass er in seiner Freizeit nach Fotos von ihm stöberte und dies auch noch zu erkennen gab?
Fluchend schaltete er sein Handy aus, als hätte es ihm persönlich etwas getan und legte sich die flache Hand ins Gesicht.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt