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Als die Tür der Toilette sich öffnete, kippte die Atmosphäre mit einem Mal und seltsam ertappt sah Jungkook in das Gesicht seines Gegenübers.
„Mister Kim.“, stieß er kleinlaut aus und ärgerte sich augenblicklich über seine, viel zu schwächliche Stimme.
Eigentlich erwartete der junge Mann, dass sein Chef ihn fragen würde, ob alles in Ordnung wäre, immerhin hatte Jungkook jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht, wie lange er abwesend gewesen war.
Doch kein besorgter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Nicht einmal ein charmantes Lächeln konnte der Vorgesetzte sich abringen. Nur ein durch und durch prüfender Blick wanderte an Jungkooks Körper hinunter. So intensiv, dass er sich augenblicklich wie erstarrt fühlte. Wie in den Fängen eines Raubtieres auf der Jagd.
Für den Bruchteil einer Sekunde war es, als flammte etwas Gefährliches in den dunklen Augen seines Gegenübers auf und das dringende Bedürfnis zu flüchten überkam Jungkook, doch da war es schon zu spät.
Elegant und wendig wie eine Schlange, glitt der Mann einige Schritte auf ihn zu, überwand den Abstand und griff mit den Fingern nach Jungkooks Hals. Mit einem Ruck wurde er an der empfindlichen Stelle gegen die kühle Marmorwand gedrückt, an der er kurz zuvor noch gelehnt hatte und völlig perplex riss er die Augen auf.

Die Tatsache, dass sein Chef ihm mit seiner kühlen Hand die Luft abschnürte, war nicht einmal Schuld daran, dass sein Herz beinahe aus der Brust zu springen drohte. Vielmehr war es der unglaublich dominante Blick, mit dem er ihn intensiv musterte, welcher ihn völlig aus dem Konzept brachte.
„Was… wird das?“, hauchte Jungkook leise, schnappte nach Luft und spürte wie Mister Kim ihm gerade so fest die Kehle zu drückte, dass es ihm noch möglich war ausreichend viel Sauerstoff zu erlangen um nicht zu ersticken.
Es war deutlich, wie genau der Geschäftsführer wusste, was er tat. Obwohl Jungkook vermutlich gut daran getan hätte, laut um Hilfe zu rufen oder all seine Kräfte in einen Kinnhaken zu stecken, dominierte nur das Gefühl des aufsteigenden Adrenalins in ihm.
War er kurz davor, während der rasanten Autofahrt, noch absolut panisch gewesen, genoss er nun das Gefühl völlig ausgeliefert zu sein und schämte sich so sehr dafür, dass ihm das Blut in den erhitzten Kopf schoss.
Einen Moment sagte der Dominantere nichts, biss sich nur, erregt beim Anblick des hilflosen Jungkooks, auf die Lippe und raunte schließlich: „Was bildest du dir ein, so heiß zu sein, huh?“
Prüfend und mit einem gewissen Maß an ehrlicher Wut, starrte Mister Kim den Jüngeren an und war ihm so nah, dass dieser den minzigen Atem wahrnehmen konnte.
„Ich habe große Lust dich hier und jetzt auf dem Marmorboden zu nehmen und jeden umzulegen, der mir dabei in die Quere kommt.“, zischte er und atmete dabei hörbar schneller.
Sofort, als die tiefen, gefährlichen Worte den schönen Mund des Älteren verließen, stellten sich Jungkooks Nackenhärchen knisternd auf, wie sie es nur taten, wenn er Gefahr oder Bedrohung witterte. Keuchend kniff er die Augen zusammen, als ihm pulsierend das Blut in südliche Regionen schoss und er tatsächlich ganz froh drum war, von der Hand um seinem Hals und der Wand in seinem Rücken, gestützt zu werden. Mittlerweile waren seine Knie so weich, dass sie unkontrolliert schlotterten und er vermutlich sofort in sich zusammen gesackt wäre, hätte man ihn los lassen.
„Oh- Gott…“, stöhnte er abgehackt, rang nach Luft und biss sich nun selbst so fest auf die Lippe, dass der eisenhaltige Geschmack von Blut sich in seinem Mund ausbreitete.
„Mister, ist mir lieber.“, ertönte erneut die ungewöhnlich tiefe Stimme und gequält stöhnend schloss Jungkook die Augen.
Unbeeindruckt schien Mister Kim ihm immer näher zu kommen und besitzergreifend glitten seine schlanken Finger unter Jungkooks Pullover.
Beinahe triumphierend schimmerten Mister Kims Augen, als er seine Bauchmuskulatur erkundete, doch sofort, als Jungkook verstand, was gerade passierte, erlosch dieser Ausdruck wieder.
Mit all seiner Kraft wand der junge Assistent sich blitzschnell aus dem festen Griff seines Gegenübers und taumelte einige Schritte zurück.
„Mister Kim. Ich bin keine Hure! Man kann mich nicht zum Essen einladen und davon ausgehen, dass ich mich daraufhin, auf der Restaurant Toilette, flach legen lasse. Ich bitte Sie. Das ist stillos.“

Wahrlich war Jungkook noch nie so mutig gewesen, wie in diesem Moment und das Adrenalin in seinem Körper, gab ihm die nötige Kraft, um seine Unsicherheit beinahe völlig zu überspielen.
Er hatte hoch gepokert. Immerhin gab er sich viel erfahrener, als er in Wahrheit war und doch gefiel es ihm, wie er Mister Kim mit seinem Schauspiel aus dem Konzept brachte.
Der Ältere stand, die Lippen irritiert geöffnet da und blinzelte verwundert, als Jungkook sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm ins Ohr flüsterte.
„Ich sehe Sie im Büro, Mister Kim. Einen schönen Abend noch.“
Mit diesen Worten drehte er sich um, strich sich seinen Pullover glatt und verließ das Badezimmer des Restaurants.  
Kaum war die schwere Tür hinter ihm zu geschwungen, begannen all seine Gliedmaßen unkontrolliert zu zittern.
Jungkook hatte große Mühe, unter den aufmerksamen Blicken der feinen Restaurant Gesellschaft zu seinem Tisch zurück zu gehen. Schnell nahm er einen großen Schluck des Weines, welchen Mister Kim sich eingeschenkt hatte, zupfte sein letztes Geld aus der engen Jeans und legte es auf den Tisch. Er wollte sich seine Freiheit, selbst zu bezahlen, auf keinen Fall nehmen lassen und sich die Blöße geben, am Ende doch eingeladen worden zu sein.
Der Weg aus dem Restaurant heraus, kam ihm vor wie eine Ewigkeit und verzweifelt hatte er versucht, den Pullover so weit hinunter zu ziehen, dass man das Problem zwischen seinen Beinen nicht sehen konnte. Immer wieder hatte er einen Blick über die Schulter geworfen und sich vergewissert, dass Mister Kim ihm nicht folgte. Doch der Ältere ließ sich nicht blicken und vor dem Restaurant angekommen, machte Jungkook einen Sprint um die Ecke, damit er sich endlich in Sicherheit wägen konnte.
„Was für eine beschissenen Idee.“, murmelte er genervt zu sich selbst und wischte unwirsch über das Display seines Handys um heraus zu finden, wo genau er sich befand und wie er, ohne Mister Kim, nach Hause kommen konnte.
Er befand sich 10 Kilometer von seiner Wohnung entfernt, im edelsten Stadtteil Seouls und als seine Navigations-App ihm plötzlich lautstark Anweisung gab, in welche Richtung er zu gehen hatte, zucke er fluchend zusammen. Unsicher sah er sich um, ob Mister Kim ihm eventuell doch gefolgt sein könnte und bereute es zu tiefst, überhaupt mitgegangen zu sein.
Sein letztes Geld für die U-Bahn oder den Bus, hatte er im Restaurant gelassen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu laufen.
Sein anhaltendes Problem zwischen den Beinen pochte unangenehm bei jedem Schritt und als Jungkook endlich die Tür seiner kleinen, schäbigen Wohnung erreichte, atmete er erleichtert durch und schickte seinen Dank gen Himmel.

BLACK POISON [TaeKook] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt