Wieder waren es eisige Regentropfen, die auf Jungkooks Gesicht einprasselten genau in dem Moment, als er das riesige Gebäude verließ.
Die Erinnerungen an den Kuss im Regen und der Duft des sommerlich aufgewärmten, nassen Asphaltes, ließ ihn schwindeln. Keuchend stemmte er die Hände in die Seiten und versuchte so viel Luft wie möglich in seine schmerzende Lunge aufzunehmen, um dem Gefühl des Erstickens zu entfliehen.
Trotz des kühlen Regens, glühte er vor Hitze und kurz befürchtete er sogar, die Regentropfen könnten auf seiner fiebrigen Haut einfach verdampfen.
Bunte Punkte tanzten unaufhörlich vor seinen Augen, nahmen mehr und mehr sein Sichtfeld in Beschlag und die beklemmende Angst, lähmte seine Muskeln zunehmend.
Die dicken Tropfen des Platzregens prasselten schmerzhaft fest auf seinen heißen, pochenden Kopf und müde richtete er sich auf, ignorierte die drohende Ohnmacht und machte sich auf den nach Hause weg.
Wie ein Idiot kam Jungkook sich bei dem Gedanken vor, dass er es nicht einmal geschafft hatte, seinen Chef um ein Gespräch zu bitten. Er brauchte das Geld für Minsa dringender als alles und gleichzeitig war er es selbst, der sich augenscheinlich alle Hoffnung auf ihre Rettung verbaute.
Er hatte das Gefühl, nichts, aber auch gar nichts richtig machen zu können und die Tatsache, dass er stets von allen zurecht gewiesen wurde, obwohl seine Absichten nie verwerflicher Natur waren, nagte brutal an seiner Substanz.
Die Scheinwerfer der vorbei fahrenden Autos, blendeten ihn und machten ihn, zusammen mit dem Schwindel, beinahe blind.
Kälte überkam ihn, vertrieb die Hitze des Fiebers mit einem Schlag, während das Regenwasser, welches sich langsam in seine Klamotten saugte und seine schmerzenden Beine hinunter lief, ihn am ganzen Körper schlottern ließ.
Der Ohnmacht immer näher, hielt er sich, unfähig zu denken, immer wieder an den rauen Hauswänden fest. Versuchte einen Fuß vor den anderen zu setzen, als er beim Überqueren der Hauptstraße plötzlich stolperte und das Gleichgewicht verlor.
So richtig bekam Jungkook nicht einmal mit, wie sein schwacher Körper auf dem nassen Asphalt aufschlug. Sein eigenes Wimmern klingelte ihm unangenehm in den Ohren und geplagt von Fieberkrämpfen zog er die Beine so fest an seinen Körper, wie er konnte.
Der raue Straßenbelag drückte sich unangenehm in seine Wange und der Regen prasselte weiter, erbarmungslos auf ihn ein, obwohl er doch bereits am Boden lag.
Der rhythmische Takt der Ampelanzeige für Blinde verstummte und mit einem leisen Klicken schaltete sie von Rot, über Orange, auf Grün.
Entfernt donnerte das Geräusch der startenden Motoren durch den Regen und das Quietschen einiger Scheibenwischer näherte sich erschreckend schnell.
Jungkook konnte sich nicht mehr bewegen.
Völlig hilflos klammerte er sich an seinen eigenen Beinen fest und driftete in die Bewusstlosigkeit, während die Autos Geschwindigkeit aufnahmen.
Nichts mehr fühlen, nichts mehr hören, nichts mehr sein und alles vergessen. Das war es, was er sich in diesem Moment wünschte.
Das lange Hupen, die tiefe Stimme, welche sich die Seele aus dem Leibe zu brüllen schien und sich dabei so verzweifelt und wütend zugleich anhörte und der dumpfe Aufschlag, waren Faktoren, die Jungkook mehr nervten, als dass sie ihn beunruhigten.
Erst, als ihn der stoßweise Atem einer Person erreichte, welche ihn unsanft weg vom Asphalt riss, ihn in die Luft hob und fest an sich drückte, erst dann setzte absolute Dunkelheit ein.
Bewusstlos hing sein Kopf von den Armen des starken Mannes herab und immer wieder stützte dieser seinen Kopf, wie man es sonst nur bei Babys tat.
Jungkook bekam von allem nichts mehr mit. Sein Fieber kämpfte mit aller Macht gegen die gefährlichen Viren in ihm an und dabei bemerkte er nicht, wie auch jemand anderes kämpfte.Blutend brach Taehyung auf dem nassen Asphalt zusammen, sobald er Jungkook von der Fahrbahn getragen hatte. Die Arme noch immer schützend um den Jungen gelegt, schnappte er schmerzerfüllt nach Luft.
Rauch, des verunfallten Autos, welches beim Versuch auszuweichen in die Leitplanke geschlittert war, zog gespenstisch über die Straße und die junge Fahrerin rannte panisch aus ihrem, demolierten Fahrzeug.
Auch andere Autofahrer schafften es, trotz der nassen Straße rechtzeitig zu bremsen, doch das Auto der jungen Frau hatte Taehyung genau dann getroffen, als das Heck auf der unsicheren Fahrbahn ausgebrochen war.„Sir, oh Gott! Brauchen Sie einen Krankenwagen?“
Die Frau stürmte mit, vor Schreck geweiteten Augen auf sie zu, doch Taehyung schüttelte den Kopf.
„Nein, das dauert zu lange! Er muss sofort ins Krankenhaus!“
Mit letzter Kraft deutete er direkt auf einen Mann in Anzug, welcher gerade im Begriff war, aus seinem Dienstwagen zu steigen.
„Sie! Fahren Sie uns in das nächste Krankenhaus. Sofort!“Obwohl es nur ein kurzer Weg bis zur naheliegenden Klinik war, kam er Taehyung vor wie eine Unendlichkeit. Die Rückbank des kleinen Wagens war eigentlich viel zu eng, um einen Bewusstlosen und einen Verletzten zu transportieren und so schmerzte seine blutende Hüfte schon nach wenigen Minuten bestialisch. Der Schmerz war aber weitaus leichter auszuhalten, als die plagenden Schuldgefühle, Jungkook heraus geschmissen zu haben obwohl er genau gesehen hatte, wie schlecht es ihm ging.
Immer wieder hatte er am Wochenende abgewogen, ob er sich bei ihm melden sollte.
Nachdem er schmunzelnd wahrgenommen hatte, dass Jungkook eines seiner Bilder auf Instagram gesehen haben musste, waren seine Finger über das Tastenfeld des Smartphones geglitten und doch hatte er seinen Text nie abgesendet.
Er hatte sich längst entschieden aber Jungkook keine Möglichkeit gegeben, nachvollziehen zu können, warum er so seltsam reagierte.
Viel zu verwirrend rumorten die Gefühle in seiner Brust und die Tatsache, dass sich sein ganzes Leben ändern würde, beanspruchte sämtliche Kapazitäten seines Nervenkostüms.
Und nun hielt er eben den Menschen so dicht an sich gedrückt, von dem er sich eigentlich fern halten wollte. Fern halte, um ihn, aber auch sich selbst zu schützen.
Ob Jungkook das jemals verstehen würde, wusste Taehyung nicht im Ansatz und ob er ihm jemals verzeihen würde schon gar nicht.
Alles was er gerade hoffen konnte war, dass Jungkooks Körper stark genug sein würde, um mit der Grippe kämpfen zu können und dass auch sein eigenes Immunsystem mit den Bakterien fertig werden würde, welche er beinahe bildlich von Jungkooks Haut, auf seine Kriechen sehen konnte.
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BLACK POISON [TaeKook]
Fanfiction"Glaubst du, Jeon Jungkook, dass ich, Kim Taehyung, CEO von Vanity Entertainment, dem größten Label Koreas, zu dir nach Hause kommen würde, nur weil du einen Fehler gemacht hast?"... "Ja, dass denke ich. Immerhin sind Sie, Kim Taehyung, CEO von Vani...