Teil 4

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Die Strömung war nicht zu unterschätzen, doch das Toben im Fluss mit meinen Brüdern, hatte mich zu einer guten Schwimmerin gemacht. Ich schwamm ein Stück gegen die Strömung und schon tauchte das erste Kleidungsstück auf. Ich fing es ab und konzentrierte mich auf das nächste.

Zwei Kleidungstücke kamen im weiten Abstand auf mich zu. Schnell paddelte ich zu dem einen, fing es mit dem ausgestreckten Arm und versuchte gleichzeitig mit dem Fuß das andere zu erreichen. Es gelang mir in dem Moment, in dem ich durch meine fehlende Konzentration unter Wasser geriet. Mit dem bisschen Atem in meinen Lungen gelang es mir, das Kleidungsstück an meinem Fuß mit der Hand, in der ich schon die anderen beiden hielt, zu angeln und dann meine Füße wieder zum Paddeln zu verwenden.

Ich tauchte wieder auf und nur eine Sekunde später landete etwas Rotes in meinem Gesicht. Mit der Hand zog ich das rote Tuch von meinem Gesicht und sah nach den anderen Kleidungsstücken. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie etwas weißes an mir vorbeischwamm und instinktiv griff ich danach. Die anderen Stücke zerrten an meiner Hand, mit der ich sie festhielt und während ich versuchte das neu eingefangene mit den andern zusammen festzuhalten, sah ich wie ein Kleidungsstück ein Stück weiter schwamm. Doch ehe ich dahin gelangen konnte, war es noch weiter weggetrieben und nicht mehr zu erreichen.

Ich ärgerte mich nicht, sondern konzentrierte mich lieber auf die nächsten Teile. Mit viel Glück schaffte ich es, noch zwei weitere Teile zu fangen. Es wurde immer schwerer die Kleidungsstücke in der Hand zu halten und ich spürte, wie ich langsam müde wurde. Ich musste jedoch zurück zum Ufer, solange ich noch kräftig genug dafür war.

Suchend blickte ich mich nach einem geeigneten Ort um, wo ich an Land gehen konnte, als ich den großen Weidenkorb auf mich zukommen sah. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte ich gegen die Strömung um nicht weiter abgetrieben zu werden. Als der Korb mit mir auf gleicher Höhe war, packte ich ihn und drehte die Öffnung nach oben, damit er nicht zu viel Widerstand bot. So gut es ging, warf ich die Kleidungsstücke in den Korb. Eins warf ich daneben, konnte es jedoch wieder einfangen. Ich beförderte es ebenfalls in den Korb. Einige der Teile hingen noch ein Stück heraus, doch da sie nicht rauszurutschen drohten, war es mir egal.

Den schwimmenden Korb vor mir gut festhaltend paddelte ich mit den Beinen so kräftig ich konnte in Richtung Ufer. Es war extrem kräftezehrend und ging sehr langsam voran, doch mit letzter Kraft schob ich schließlich den Korb ans Ufer und mich gleich hinterher. Dann robbte ich ein Stück in Richtung Böschung. Den Korb zog ich mit einer Hand hinterher.

Weit genug vom Ufer entfernt drehte ich mich schwer atmend auf den Rücken und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Während sich mein Atem langsam wieder beruhigte, sah ich in den Himmel zu den sich schnell bewegenden Wolken hinauf und spürte wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages mich wärmten.

Das Wasser war kalt gewesen und jetzt, wo ich langsam wieder zu Kräften kam und meinen Körper wieder spürte, merkte ich, wie mir die Kälte von dem nassen Kleid direkt in die Knochen zu kriechen schien. Kaum, dass sich meine Atmung einigermaßen reguliert hatte, fing ich auch schon an, mit den Zähnen zu klappern. Ich musste aus den nassen Sachen heraus und zwar so schnell wie möglich.

Die Strömung hatte mich, während ich die Sachen eingefangen hatte, ein gutes Stück den Fluss heruntergetrieben. Meine Tasche mit dem wärmenden Fell war weit entfernt. Jedoch war es auch nicht gut, hier weiter bewegungslos herumzuliegen. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass mich keins meiner Glieder würde tragen können, stützte ich mich auf den Arm und brachte mich schnaufend in eine sitzende Position.

Die Güte des Menschen ist meine WährungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt