Teil 15

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Ich löste wieder Mia mit dem Hasen ab. Mia stand auf um Lee für die nächste Schicht zu holen. Den Hasen über dem Feuer drehend beobachtete ich wie Mia zu Mel und Lee ging, die sich einen Platz im Schatten gesucht hatten. Die beiden Mädchen hatten die freie Zeit genutzt um sich zu strecken und die schmerzenden Bereiche zu reiben. Sie hörten sich an, was Mia zu berichten hatte.

Lee stand auf und kam zu mir. Sie lächelte mich an und ich erwiderte ihr Lächeln. Jetzt in diesem Augenblick, in dem wir es uns einigermaßen bequem gemacht hatten, könnte man fast vergessen in welcher Lage wir uns befanden. Lee nahmmir den Spieß ab und begutachtete den Hasen.

Das Feuer zischte, als etwas Fett in die Flammen tropfte. „Der Hase dürfte bald fertig sein. Sag den Beiden Bescheid." sagte Lee und ich ging wieder zu meinem Tee. Die Pflanzen hatten gezogen und ein Geruch nach Wald und Wiesen entströmte dem Topf. Ich tauchte einen Finger in das Wasser und kostete. Er schmeckte nach nicht viel, ein bisschen nach Gras mit einem kleinen Hauch von Baumrinde. Es war ziemlich klar, dass die Männer jetzt nicht so begeistert von meinen Teekünsten sein würden, aber ich hoffe es reichte, sodass sie mich wieder einen Tee kochen lassen würden.

Ich füllte den Tee in die zwei Becher, aus denen die Beiden schon Wasser getrunken hatten und ging zu ihnen. Schüchtern reichte ich Erik und Timo die Becher: „Es tut mir leid, es gab leider keine wohl duftenden Pflanzen. Ich kann es woanders nochmal probieren." Timo setzte sich auf und nahm mir einen der dampfenden Becher ab. Vorsichtig kostete er: „Etwas dünn, das nächste Mal weniger Wasser." Ich nickte mit gesenktem Kopf.

Dann reichte ich Erik den anderen Becher. Auch er kostete. „Soll ich den Rest des Tees wieder erhitzen für später?" fragte ich. „Nein, da trinke ich lieber wieder Bachwasser" entgegnete Erik patzig und leerte dann seinen Becher neben mir auf der Wiese aus. Ich verzog keine Miene und sagte im neutralen Ton: „Der Hase ist fertig."

Diese Nachricht machte die Beiden wieder mobil und sie kamen zum Feuer, wo Lee ihnen etwas vom Hasen auf ihre Teller gelegt hatte. Sie machten es sich zum Essen am Feuer gemütlich. Scheinbar achtlos packte ich die Utensilien vom kochen zusammen und tat so als würde ich den Tee weg schütten. Tatsächlich jedoch zerbröselte ich geschickt den Baldrian und ließ ihn in das wieder kochende Wasser fallen.

Beim hochheben des Topfes schwenkte ich ihn ein paar Mal, damit der Baldrian unter Wasser kam. Mit dem Topf und einem der Becher ging ich zu den Mädchen rüber. Ich setzte mich neben sie und wir beobachteten, wie die Männer sich über das Essen hermachten. Als sie abgelenkt genug waren füllte ich den Becher und gab Mia den Becher. Dies ging dann reihum, bis wir alle einen Becher getrunken hatten. Den übrig gebliebenen Kräuter warf ich in den nächsten Busch.

Während wir zusammen saßen und Tee tranken,hatten die Männer ihren Hasen restlos verputzt. „Räumt zusammen, aber schnell ihr faulen Weiber!" tönte Erik zu uns herüber. Schnell rappelten wir uns auf, nahmen das Geschirr, warfen Erde ins Feuer bis es ausging und folgten Timo und Erik dann zum Wagen. Dort verstauten wir die immer noch schmutzigen Sachen und ließen uns wieder fesseln. Ich hatte gerade mit meinen gefesselten Beinen eine sitzende Position eingenommen, als Erik auch schon die Pferde antrieb.

„Macht es euch so bequem wie möglich und versucht zu schlafen. Schlaf ist das beste Heilmittel, was wir kriegen können. Danach sind wir vielleicht fit genug zur Flucht." flüsterte ich und die drei nickten um zu verstehen zu geben, dass sie verstanden hatten. Ich legte mich auf die Seite und bot Mel an sich an mich zu kuscheln.

Um mich vom Rumpeln des Wagens abzulenken, floh ich mit meinen Gedanken nach Hause. Vor meinem inneren Auge sah ich meinen Vater und meine Brüder auf dem Feld, lachend und derbe Leider anstimmend. Dann meine Mutter sanft summend beim scheren der Schafe. Ich roch den süßen Duft von Blumen mit denen Sila gerne das Haus dekorierte. Kaum merklich begann das unerträgliche Rumpeln mich in den Schlaf zu wiegen.

Die Güte des Menschen ist meine WährungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt