Ein eisiger Wind, der unter mein Kleid fuhr weckte mich in vollständiger Dunkelheit. Überall knarzten und ächsten die Bäume während der Sturm immer heftiger wurde. So schnell ich konnte sprang ich auf und rannte in die Richtung in der ich den Waldrand vermutete. Es fielen bereits die ersten dünnen Äste zu Boden. Ohne einen Blick nach oben zu verschwenden rannte ich einfach nur gerade aus. In der Dunkelheit versuchte ich gleichzeitig den uneben Boden nach Stolperfallen und den Weg vor mir nach Büschen und Bäumen abzusuchen.
Ein Ast fiel genau vor mir zu Boden und streifte mich an meinem rechten Arm. In meinem Sprint nahm ich die Schmerzen nur nebenbei wahr. Weit konnte es nicht mehr sein, dann wäre ich aus dem Wald raus und in Sicherheit. Vor mir konnte ich bereits einen in der Schwärze der Nacht etwas helleren Lichtstreifen erkennen. So gefesselt von diesem Lichtstreifen achtete ich nicht mehr auf den Untergrund. Prompt erwischte ich eine Wurzel und schlug der Länge nach auf dem harten Waldboden auf.
Der Aufschlag raubte mir alle Luft und ich wälzte mich auf den Rücken um wieder Luft zu bekommen. Nun fiel das erste Mal mein Blick auf die Bäume über mir. Der Anblick war beängstigend. Die Baumwipfel wurden von dem Wind nach Rechts geworfen nur um im nächsten Augenblick nach Links geworfen zu werden. Die beweglicheren, dünneren Bäume prallten dadurch heftig gegen die dickeren unbeweglicheren Bäume. Dies löste Äste, die wie Geschosse zu Boden rasten.
Die nun doch sehr präsenten Schmerzen im Brustkorb ignorierend, sprang ich auf die Füße und kämpfte mich weiter zum Waldrand vor. Ich kann nun langsamer voran auch achtete ich mehr auf meine Umgebung. Endlich erreiche ich den Waldrand. Mit letzter Kraft stolperte ich so weit ich konnte auf das abgeerntete Feld und ließ mich schließlich völlig erschöpft mitten auf dem Feld fallen.
Auf dem Rücken liegend blickte ich in den Himmel ohne auch nur das kleinste Bisschen zu sehen. Trotz meiner Schmerzen wurde ich langsam müde und fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf aus dem ich im frühen Morgengrauen wieder erwachte. Der Wind hatte nicht nachgelassen, wenn möglich war er sogar stärker geworden.
Als nun langsam die Sonne aufging, konnte ich meine Umgebung zum ersten Mal erkennen. Ich war nicht nur in der Mitte eines einzigen Feldes. Um mich herum konnte ich nach Links und Rechts nichts anderes ausmachen als Felder. Hinter mir war der nun lebengefährliche Wald und vor mir lang, etwa sieben Felder entfernt das Dorf. Jetzt wo ich mich auf das Dorf konzentrierte trug der Wind das Geräusch von Kirchenglocken zu mir. Die Glocken warnten vor dem Sturm. Ich fragte mich seit wann sie wohl schon schlugen. Wann genau ich in der Nacht aufgewacht war wusste ich nicht, doch ich hätte schwören können, dass da noch keine Glocken geläutert hatten.
Bei diesem Wind konnte ich schlecht weitergehen und ein Lager konnte ich auch nicht aufschlagen. Daher saß ich nur auf meinem Platz mitten im Feld und beobachtete das beunruhigende Spiel des Windes mit den Bäumen. Bis Mittag hatten weder der Wind noch die Glocken aufgehört und auch ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt. Da alle Felder um mich herum abgeerntete waren fand ich nichts zu essen. Ich ging etwas weiter in Richtung des Dorfes, blieb jedoch in sicherem Abstand als ich sah wie Teile von den Häusern herunter geweht wurden und als Geschosse in die Gassen fielen.
Da mir wenig andere Möglichkeiten blieben verbrachte ich auch den restlichen Tag auf dem Feld. Alles die Sonne unterging ließ der Wind endlich nach. Der Hunger trieb mich wieder in den Wald, doch alle Kräuter, die ich hätte finden können wurden bedeckt von Unmengen von kleinen und großen Ästen. Sogar ein vorankommen war fast unmöglich. Nach einigen unbeholfenen Versuchen, bei denen ich mir nur die Beine zerkratzte trat ich den Rückzug aufs Feld an. Inzwischen war es wieder stockdunkel. Ohne Geld oder andere Zahlungsmittel konnte ich um diese Uhrzeit auch nichts im Dorf bekommen. Notgedrungen blieb ich mit knurrendem Magen die Nacht auf dem Feld.
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Die Güte des Menschen ist meine Währung
Historical FictionJa, wir sind arm und genau das war der Grund, weshalb ich gerade still und heimlich von zuhause weglief. „Ich werde wiederkommen, ich weiß noch nicht wann und wie, aber ich komme wieder. Bitte vergesst mich nicht." Meine Worte waren nicht mehr als e...