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Ich springe schon fast vom Sofa. Dicht gefolgt von Jake. Jetzt darf ich keine Zeit verlieren.

Die Tür auf, drei Schritte nach links und dann die Treppe runter. Den Weg habe ich mir vorhin schon gemerkt.

Im Flur angekommen, muss ich noch meine Schuhe anziehen, denn ich habe sie nach dem Essen ausgezogen.

Gerade mache ich den zweiten Schuh zu, als ich weitere Schritte höre. Von zwei Personen. Es kann nicht Jake sein. Genausowenig seine Großmutter.

Ich blicke auf. Vor mir steht Leah und daneben... Nein, dass gibt es nicht. Es ist...Lou. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich die beiden sehe und mir bewusst wird, dass ich sie nie mit mir nach Hause hätte nehmen können.

Keiner der beiden sagt etwas, also tue ich es auch nicht.

Plötzlich wird mir bewusst, warum ich mich überhaupt so beeilt habe.

Ich mache den Schuh zuende zu und streife mir die Jacke über. Dann laufe ich hinaus, ohne den beiden noch einen Blick zu schenken. Ich will weg von ihnen, einfach nur weg. Zu meinem Dad.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Jake mir folgt. Irgendwie bin ich ziemlich froh, dass er jetzt da ist. Er gibt mir Halt und Geborgenheit. Und genau das brauche ich jetzt.

Dass das Gartentor quietscht, nehme ich dieses Mal nur in Trance wahr.

"Warte! Damit sind wir schneller!", ruft er und deutet auf einen dunkelgrünen Roller, der am Straßenrand steht, als ich gerade die Straße überqueren will um mich auf den Weg zu machen.

"Du hast einen Roller?", frage ich erstaunt.

"Tja, ich sitze nicht nur auf dem Rücken eines Pferdes", sagt er und lächelt.

Zu gerne würde ich dieses Lächeln erwidern, aber die Situation lässt dies leider nicht zu.

Jake nimmt auf dem Sitz platz und ich steige hinter ihm auf.

Meine Arme umklammern Jakes Brust.

Ich bin noch nie auf einem Roller gefahren und ich hätte es eigentlich auch nicht gemacht, wenn Jake nicht vor mir sitzen würde und wenn es nicht um das Leben meines Dads gehen würde. Er darf einfach nicht sterben, denn das würde auch mich innerlich töten. Es würde mein Herz auseinanderreißen.

Es würde mich selbst zerreißen.

Meine Haare wehen mir ins Gesicht wären wir die Straßen von London durchqueren. Ich streiche sie mir immer wieder aus dem Gesicht, aber im selben Auenblick wehen sie mir wieder ins Gesicht, also lasse ich es schließlich bleiben.

Vor dem Krankenhaus springe ich vom Roller. Ich darf keine Zeit verlieren.

Aber ich komme zu spät. Ich werde meinem Dad nie sagen können, wie viel er mir bedeutet. Ich werde ihm nie sagen können, dass ich ihn liebe. Als ich an der Rezeption nach ihm fragte, sagte man mir mit Beileidsgruß, dass mein Vater tot ist. Tot, fort für immer. Er wird nue wiederkommen.

Er hat bei dem Zusammenprall innereVerletzungen erlitten. Die Ärzte haben noch versucht ihn zu retten, aber... Vergeblich.

Ich breche in den Armen meiner Mutter zusammen, die vor dem Zimmer auf mich wartet.

Meine Tränen fließen unkontrollierbar meine Wangen herunter. Eine Welt bricht für mich zusammen. Ich habe alles verloren

Meine Mutter wirft Jake böse Blicke zu, aber sie sagt nichts. Zum Glück. Dann gehen wir zusammen in das Zimmer, in dem er liegt.

Dort auf dem Krankenbett liegt er. Man könnte fast meinen, dass er schläft. Aber sein Gesicht ist so blass und er atmet nicht mehr. Es ist ein Schlaf aus dem er ncht mehr erwachen wird. Nicht in diesem Leben. Vielleicht in einem anderen.

Ich setze mich auf einen Stuhl, der neben dem Bett steht.

Ich schaue ihn an. Ich hätte ihm sagen sollen, wie sehr ich ihn liebe. Wann habe ich das das letzte mal gesagt? Vor ein oder zwei Monaten?

Er war der einzige der mich wenigstens etwas verstehen konnte und jetzt ist er fort.

Ich habe ihm noch nie Jake vorgestellt, er hätte ihn bestimmt gemocht.

"Wieso hast du ihn mitgebracht?", will meine Mutter wissen, "warst du bei ihm?"

Ich weiß genau, dass sie Jake meint und dass ihr Tonfall nichts Gutes verheißen lässt.

"Ich habe ihn mitgebracht, weil er mein Freund ist und ja, ich war bei ihm!", gebe ich in dem selben Tonfall zurück. Dafür werde ich mich bestimmt nicht schämen.

"Seinetwegen hatte dein Vater doch den Autounfall. Wenn er nie gewesen wäre, dann wärst du nie zu ihm gegangen und dein Vater hätte sich keine Sorgen mehr machen müssen und hätte sich nie ins Auto gesetzt!", schreit sie nun schon fast.

Ich sehe sie entgeistert an.

"Was?!", bringe ich hervor.

"Sie geben mir die Schuld daran?", mischt sich nun auch Jake ein.

Meine Mum wendet sich ab.

Aber die Antwort ist eigentlich schon klar. Dazu braucht sie nicht antworten.

Ich ziehe Jake aus dem Raum. Warum ist sie in dieser Situation immer noch so gemein?

Es geht mir doch sowieso schon so schlecht.

Jake und ich lassen uns auf einer Bank im nahegelegenen Park.

Immernoch laufen mir Tränen aus den Augen.

"Du siehst schrecklich aus", kommentiert Jake meinen Zustand.

"Mein Vater ist gerade gestorben! Soll ich etwa gut aussehen und mich freuen!", frage ich ihn schluchzend.

Er lässt den Kopf hängen.

"Tut mir leid, so meinte ich dass nicht", sage ich leise.

Dann nimmt er mich in den Armen. Genau das brauche ich jetzt.

Einfach nur ihn. Denn viel mehr habe ich nicht in diesem Leben.

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Ja, ich weiß, eigentlich sollte das hier ein Special werden, aber es ist nicht so lang geworden und auch nicht so schnell gekommen und das tut mir leid.
Icb habe aber vor bei allen 10 Kapiteln ( also bei 40, 50,60 usw.) ein Special zu machen.
Wie findet ihr das?

I'm sorryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt